Ölnotierungen höchst beweglich: DOE-Bericht und Euro-Aufschwung senken Heizölpreise

29. November 2018, Nicola Bergau

Heizoelpreise sinken 29112018

Der DOE-Bericht folgte gestern im Wesentlichen dem API, senkte die Preise zwischenzeitlich jedoch deutlich. Gasoil fiel auf ein 9-Monatstief. Die US-Notenbank deutete eine Zinspause 2019 an, der Euro stieg deutlich. Damit ist Heizöl heute günstiger.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • DOE zu US-Öl: Mehr Rohöl, weniger Benzin, mehr Auswirkungen
  • China und Iran umgehen US-Sanktionen
  • Russland weiterhin gegen Förderkürzungen
  • Devisenmarkt: Hinweise auf Zinspause in USA belasten Dollar
  • Brent bei 58,79 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 583,75 US-Dollar
  • Euro bei 1,1391 US-Dollar
  • Heizölpreis bei 75,00 Euro / 100L
     

Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

Buzzard-Ölfeld in der Nordsee abgeschaltet
Saudi-Arabien kürzt Exporte
OPEC bringt Förderkürzungen ins Spiel
Venezuela fördert alarmierend weniger Öl

G 20-Gipfel in Buenos Aires
IEA-Spitze warnt vor Produktionskürzungen
USA baut weiteres Export-Terminal für Öl
Russland weitet Förderreserven aus und hat kein Interesse an neuen Kürzungen
Sanktionen gegen Iran

Saudi-Arabiens Rohölförderung auf Rekordhoch
EIA: Januarnachfrage deutlich niedriger
US-Rohölbestände laut DOE gestiegen
OPEC, EIA & IEA erwarten sinkende Nachfrage- und zugleich steigende Produktionsentwicklung
Sondergenehmigungen der USA für iranisches Öl
 USA fördern auf Rekordniveau und nähern sich Energieunabhängigkeit
Libyen und Irak mit stark ausbaufähiger Ölförderung

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 58,79 US-Dollar. Der Vergleichswert von Mittwoch betrug noch 61,04 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 58,76 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 562,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Mittwoch lag bei 583,75 US-Dollar, der Schlusspreis bei 566,00 US-Dollar.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite

Die Preisentwicklung im Überblick

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 29.11.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Inzwischen ist es nicht mehr wegzudiskutieren, dass der Ölmarkt in eine eindeutig preissenkende Phase eingetreten ist – und diese auch erst einmal nicht mehr verlassen wird. Gestern fiel der für den Heizölpreis maßgebliche Gasoil-Wert zwischenzeitlich auf ein 9-Monatstief, auch die anderen Ölnotierungen gaben sichtbar nach.

Diese Tendenz ergab sich aus einem Zusammenspiel mehrerer technischer und wirtschaftlicher Faktoren. Besonders wichtig war der US-Bestandsbericht des DOE. Dieser hatte im Grunde die gleichen Tendenzen wie das API, allerdings hielt er fest, dass die Nachfrage insgesamt abgenommen hat und die Produktion weiterhin auf Rekordniveau läuft. Das sind ganz klar preissenkende Faktoren, die höchstens durch die Import-Export-Werte abgemildert wurden.

Russland hat unterdes noch einmal bekräftigt, dass Förderkürzungen für das Land kein Thema wären. Damit wird eine Einigung beim OPEC-Treffen im Dezember zumindest schwieriger. China und Iran haben angekündigt, über die Gründung einer speziellen Bank die US-Sanktionen gegen Iran umgehen zu wollen. Das ist im Rahmen des Boykotts durchaus machbar und wurde so schon einmal durchgeführt. Damit ist der Iran-Faktor praktisch gänzlich obsolet geworden, was den Druck aus den Preisen nimmt, die durch diesen Faktor in den vergangenen Monaten auf neue Rekordhochs kletterten.

Ein wichtiges Detail bei der Preisbildung liefert dieses Mal der Euro/Dollarkurs. Die US-Notenbank Fed hat angedeutet, man wolle zukünftig eine vorsichtigere Geldpolitik verfolgen. Beobachter interpretieren dies als mögliche Zinspause. Dadurch geriet der Dollar deutlich unter Druck und ließ gleichzeitig die Nachfrage nach in Dollar gehandeltem Öl ansteigen, was die Preise verteuerte, senkte aber auch insbesondere im Inland den Heizölwert.

Der aktuelle Markt ist also erneut aufgeheizt, sucht jetzt aber minutiös nach Gründen für weitere Preisnachlässe statt nach Gründen für Steigerungen. Das freut die Heizölkäufer, die trotz niedriger Rheinpegel mit der weitergehenden Normalisierung der Preise rechnen dürfen.

Entwicklung Eurokurs

Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1391 US-Dollar, Dienstag um die gleiche Zeit waren es 1,1289 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Mittwoch wurde bei 1,1284 US-Dollar festgesetzt.

Trotz eher enttäuschender Konjunkturdaten aus der Eurozone und speziell Deutschland konnte der Eurokurs gestern zwischenzeitlich sogar deutlich die 1,14 US-Dollarmarke überspringen. Grund dafür ist der Druck auf den Dollar, den eine Rede des US-Notenbankchefs Powell ausgelöst hat. Darin erklärte er, dass man angesichts der eher langfristig sichtbaren Auswirkungen der Leitzinserhöhungen zukünftig vorsichtiger vorgehen wolle.

„Vorsichtig“ heißt laut Beobachtern tendenziell, dass es 2019 keine weiteren Leitzinserhöhungen geben könnte. Davon war der Markt jedoch ausgegangen und schickte nach dieser Interpretation denn Dollarkurs auf Talfahrt.

Davon wiederum profitierten alle Länder, die den Dollar nicht als heimische Währung haben. Öl wird in Dollar gehandelt und damit wurde der Rohstoff gestern für den größten Teil der Welt günstiger. Dieser nutzte dann zwischenzeitlich die Kaufgelegenheit und schon durch eine höhere Nachfrage die Preise wieder an. Allerdings waren die Veränderungen des Währungskurses zumindest im Inland so deutlich, dass sie sich in einem gesunkenen Heizölpreis äußern können.

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • DOE-Bericht lässt Preise sinken
  • Russland rechnet Sinnlosigkeit von Förderkürzungen vor
  • China und Iran umgehen US-Boykott

DOE-Bericht zwar keine Überraschung, aber weiterhin wichtiger Indikator

Ähnlich wie der API-Bericht hat auch das DOE-Zahlenwerk einen Bestandsaufbau bei Rohöl und weniger Benzin in den US-Lagereinrichtungen vermeldet. Doch im Gegensatz zum API lieferte das Department of Energy deutlichere Impulse für den Markt.

Die DOE-Daten im Überblick

API-Bericht-US-Ölmarkt-Kalenderwoche-48-271118 // Alle Angaben ohne Gewähr

Unter diesen nach Wochen der Rekorde moderaten Daten liegt weiterhin der Fakt, dass sich die USA in eine Energieunabhängigkeit fördern. Denn die Produktion liegt mit 11,7 Mio. B/T weiterhin auf einem Allzeithoch und begünstigt Bestandsaufbauten bei Rohöl. Gleichzeitig haben die Importe im Vergleich zu den Exporten zugenommen und damit den Einfluss dieses Faktors etwas abgemildert.

Genauso wichtig ist, dass die Nachfrage nach allen Produkten abgenommen hat, auch wenn es bei Benzin einen unverändert hohen Bedarf gibt, der weit über den Vorjahresniveaus liegt.

Insgesamt ist die Reaktion auf den aktuellen DOE Bericht jedoch vorrangig ein Beweis dafür, dass der Markt gründlich nach Indikatoren für weitere Preisnachlässe sucht. Denn sonst hat es schon überraschend starker Bestandveränderungen weit über den aktuellen Niveaus bedurft, um derart eindeutige Tendenzen auszulösen.

Russland stellt sich weiter quer

Für den wichtigsten OPEC+-Partner Russland sind Förderkürzungen weiterhin kein Thema. So rechneten führende russische Ölunternehmen gestern vor, dass man bei einem Kostenpunkt von durchschnittlich 48,50 US-Dollar pro exportiertem Barrel Rohöl im aktuellen Jahr sehr gut mit Ölpreisen zwischen 50 und 60 Dollar kalkulieren könne.

Im Ernstfall wären sogar 10 Dollar pro Barrel tragbar, da die Förderkosten inzwischen bei rund 4 Dollar liegen, die Lieferkosten ebenfalls. Man würde also wenigstens kostendeckend und im Idealfall sogar immer noch mit Gewinn arbeiten. Erst die Steuern für Exporte würden den Produktionspreis auf 48,50 US-Dollar anheben. Die Steuern richten sich in Russland jedoch nach dem Ölpreis und würden mit den fallenden Kursen ebenfalls sinken.

Man könne also im Ernstfall auch erst einmal „auf Vorrat“ produzieren und dann abwarten, wie sich der Markt entwickeln. Betriebswirtschaftlich lässt sich dagegen nicht argumentieren, und das weiß auch die OPEC. Vor allem in Saudi-Arabien ist man von solchen perfekten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weit entfernt und pocht deshalb so vehement auf Förderkürzungen, die im Dezember in Wien beschlossen werden sollen. Hier macht jeder Dollar weniger gleich deutliche Gewinneinbußen und Wirtschaftsschwierigkeiten aus.

Diese Sachlage erklärt sehr deutlich, warum Russland immer wieder auf einen „ausgeglichenen Markt“ pocht und von voreiligen Kürzungen nichts wissen will: So oder so sind sie in einer besseren Situation, wenn der Ölpreis nicht ganz so abenteuerlich hoch ist. Auch ein starker Dollar ist kein Problem, da alle Produktionskosten in Rubel gezahlt werden, während die Einnahmen in Dollar erfolgen. Win-Win auf ganzer Linie also. Deshalb wird es noch einmal so spannend, welchen Kurs Russland beim OPEC-Treffen fahren wird. Tatsache ist, dass Kürzungen ohne Russland es sehr schwer hätten, den Markt wieder nach oben zu bewegen – das weiß auch die OPEC.

China und Iran haben einen Boykott-Plan

Wer jetzt noch auf den Faktor Iran als preissteigerndes Element setzt, hat dafür keinerlei Grundlage mehr. Wie schon bei den vorangegangenen Sanktionen hat China eine spezielle Bank gegründet, über die die Öl-Geschäfte mit Iran abgewickelt werden sollen. Das ist im Rahmen der US-Sanktionsvorgaben zulässig – zumindest ist davon auszugehen.

Für die USA bedeutet dies, dass ihre Sanktionen auch aufgrund all der Ausnahmen im Handel mit Iran im Grunde sinnlos, oder wenigstens einflusslos, werden. Sie verkümmern nach und nach zu einem politischen Statement und zeigen, was passiert, wenn derartige Sanktionen nicht von der Staatengemeinschaft, sondern nur von einer einzigen Nation ausgehen – die Bedeutung schwindet schneller, als einem lieb sein kann.

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 74,83 Cent pro Liter Heizöl. Am Mittwoch waren es 76,71 Cent.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie die Heizöl-Finanzierung oder das Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.