Heizölpreise: Angespannte Versorgungslage am Ölmarkt
10. Juli 2018, Peter Dudda
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Libyen: Blockade von wichtigen Verladehäfen hält an
- Kanada: Volle Kapazitäten erst ab September
- Deutschland: Niedrige Rheinpegel behindern Ölimporte
- Brent bei 78,46 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 674,50 US-Dollar
- Euro stabil bei 1,1749 US-Dollar
- Heizölpreis steigt leicht auf 70,27 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ US-Regierung erhöht den Sanktionsdruck gegen den Iran
▲ Produktionsschwierigkeiten in Libyen, Kanada und Kasachstan halten an
▲ Steigende Ölproduktion begrenzt Reservekapazitäten
▼ Saudi Arabien weitet Ölförderung aus
▼ Anzahl US-Bohranlagen steigt
▼ US-Rohölbestände laut DOE zugelegt
▼ China bereitet Strafzölle auf US-Öl vor
▼ OPEC-Staaten heben Ölproduktion sukzessive an
▼ Wachstum der Ölnachfrage verlangsamt sich
▼ Handelsstreit zwischen USA, EU und China
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Dienstagmorgen bei 78,46 US-Dollar. Der Vergleichswert von Montag betrug noch 77,63 US-Dollar, der Schlusspreis vom Montag wurde bei 78,07 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Dienstagmorgen bei 674,50 US-Dollar. Der Vergleichswert vom Montagmorgen lag bei 669,00 US-Dollar, während der Schlusspreis am Montag bei 671,25 US-Dollar stand.
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Die Preisentwicklung im Überblick
Eigentlich sollten die jüngst vereinbarten Produktionssteigerungen der OPEC und ihrer Partner zu einer Entspannung der Preisniveaus führen. Stattdessen können die Anfang der Woche gemeldeten Mehrkapazitäten aktuell noch nicht einmal die Lieferausfälle von Libyen und Kanada ausgleichen. In der Konsequenz sorgt dieser Umstand für eine weiter angespannte Versorgungslage am globalen Ölmarkt. Die Märkte reagierten am Montag mit geringfügigen Preissteigerungen, welche sich im aktuellen Stimmungsbild heute fortsetzen könnten.
Für weitere Preissteigerungen spricht die Gefahr, dass der Iran unter dem Druck von US-Sanktionen künftig keine Abnehmer mehr für sein Öl findet. Nach Meldungen könnten den Märkten im schlimmsten Fall bis zu zwei Millionen Barrel täglich fern bleiben. Auch aus Venezuela gibt es keine positiven Meldungen, denn auch hier geht die Ölproduktion weiter zurück. Die Hoffnung diesen Lieferausfällen verhältnismäßig mittelfristig entgegenwirken zu können liegt im Prinzip ausschließlich bei der OPEC. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn die mittelfristigen Reservekapazitäten der OPEC liegen nach Einschätzung der der US-Energy Information Administration bei nur knapp 1,9 Millionen Barrel.
Jeder außerplanmäßige Liefer- oder Produktionsausfall birgt in diesem Umfeld die Gefahr, von weiteren Preissteigerungen, Diese können dann eben auch nicht mehr durch neue Produktionsankündigungen aus den Reihen der großen Produzenten aufgehalten werden, da schlichtweg die Kapazitäten fehlen.
Für heute steht der Handel vor allem in der Erwartung der Veröffentlichung des US-Bestandsberichts des American Petroleum Institutes. Mit Blick auf die kanadischen Lieferausfälle ist bereits im Vorfeld davon auszugehen, dass die US-Bestände deutlich abgenommen haben könnten. Das könnte zu morgen für ebenfalls weitere Preissteigerungsimpulse sorgen.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro hält sich weiter stabil über der Marke von 1,17 US-Dollar. Zum Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1749 US-Dollar und liegt damit auf dem gleichen Niveau von Montagmorgen. Die EZB legte den Referenzpreis zuletzt am Montag auf 1,1789 US-Dollar fest.
Der stabile Wert des Euro im Tagesvergleich ist jedoch trügerisch. Im Laufe des Handels am Montag stieg der Kurs bis knapp unter die Marke von 1,18 US-Dollar. Erst im US-Handel, nach Börsenschluss an den europäischen Märkten, gab der Kurs dann wieder nach. Der Grund ist wohl in der politischen Entwicklung in Großbritannien zu suchen, wo gestern zwei Europa-kritische Minister ihren Rücktritt bekanntgaben. In der Folge könnten sich Großbritannien und Europa nach einer vermeintlichen Annäherung zum Ende der letzten Woche wieder voneinander entfernen. Das wiederum hätte unter Umständen negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung sowohl in Europa, wie auch in Großbritannien.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Libyen muss Ölproduktion senken
- Lieferausfälle in Kanada erst im September bereinigt
- Niedrige Rheinpegel sorgen für Versorgungsprobleme in Deutschland
Libyens Ölproduktion unter Druck
Seit Wochen werden wichtige Verladeterminals an der libyschen Mittelmeerküste durch Milizen besetzt gehalten, nachdem Teile der Anlagen durch Angriffe zudem schwer beschädigt wurden. Die libyschen Ölexporte sind mittlerweile um 850.000 Barrel pro Tag zurückgegangen, die Ölförderung liegt indes noch bei etwas über einer halben Million Barrel täglich. Da die Lagerkapazitäten nun aber weitestgehend erschöpft sind, soll nach Meldungen nun auch hier langsam der Hahn weiter zugedreht werden.
Kanadas Lieferausfälle halten länger an als gedacht
Nach einen Stromausfall ist die kanadische Syncrude-Anlage für die Ölsandverarbeitung Ende Juni abgeschaltet worden. In der Folge litten vor allem die kanadischen Ölexporte in die USA, welche bis dato um 360.000 Barrel täglich zurückgegangen sind. Die Anlage wird nach Betreiberangaben nun wieder schrittweise in Betrieb genommen, die ursprünglichen Kapazitäten können allerdings erst ab September wieder erreicht werden.
Niedrige Rheinpegel Problem für Ölimporte nach Deutschland
Die sommerlichen Temperaturen pünktlich zu den Sommerferien haben auch ihre Schattenseiten: Flora und Fauna leiden unter der Trockenheit und auch die Pegelstände der Flüsse in Deutschland beginnen zu sinken. So ist auch der Rhein betroffen, welcher für die Ölimporte nach Deutschland einen wichtigen Transportweg von Ölprodukten aus dem Amsterdamer und Rotterdamer Raum darstellt. In der Folge können die Transportschiffe schon jetzt nicht mehr mit voller Kapazität beladen werden, da sonst der Tiefgang zu groß wäre. Konkrete Auswirkungen auf die Heizölpreise im Inland sind marginal, da auch die Nachfrage saisonbedingt zur Zeit relativ niedrig ist.
Heizölpreisentwicklung
Die Preissteigerungen an den Ölmärkten machen sich heute auch im Heizölpreis bemerkbar: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 70,27 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es noch 69,75 Cent.
Das heutige Preisniveau ist immer noch ein gute Gelegenheit, den Heizölkauf auszulösen – insbesondere, wenn sich der Tankfüllstand dem Ende zuneigt. Denn so machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig, die den Markt seit Wochen immer wieder überraschen. Schließlich erweisen sich alle Prognosen durch kurzfristige Gegentendenzen und unvorhergesehene Ereignisse wie die Lieferausfälle immer wieder als falsch. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein – und Sie holen die Tankanzeige aus dem roten Bereich.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.