Brent steigt auf 4-Jahreshoch, Gasoil knackt 700 Dollar-Marke: Ölpreise als selbsterfüllende Prophezeiung

25. September 2018, Nicola Bergau

Heizölpreise steigen zum Dienstag leicht an 25.09.18

Gestern gab es keine Gründe für den Anstieg der Ölpreise auf neue Höchststände – außer, dass der Markt davon ausging, dass die Ölpreise steigen. Nachdem die 90 Dollarmarke für Brent realistischer eingeschätzt wird, sind nun 100 Dollar im Gespräch. Heizölpreis heute dank steigendem Euro stabil.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • Libyen fördert auf 5-Jahreshoch
  • China will Importvolumen für US-Öl nicht steigern
  • Inländische Versorgungsengpässe durch niedrige Rheinpegel und Raffinerie-Abschaltungen
  • Brent bei 81,56 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 707,50 US-Dollar
  • Euro steigt auf 1,1745 US-Dollar
  • Heizölpreis bei 76,96 Euro / 100L
     

Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

OPEC: Vorerst keine weitere Förderanhebung
DOE meldet Bestandsabnahmen und höhere US-Nachfrage
Sicherheitslage im Irak angespannt – Ölindustrie bedroht
Iranische Ölexporte schon jetzt wegen US-Sanktionen rückläufig
EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres

Libyen fördert auf 5-Jahreshoch
US-Ölbohraktivitäten nehmen weiter zu
Erneute Strafzölle zwischen China und USA
Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
OPEC und IEA erwarten sinkende Nachfrageentwicklung

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 81,56 US-Dollar. Der Vergleichswert von Montag betrug noch 80,34 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 81,20 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 707,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Montag lag bei 695,75 US-Dollar, der Schlusspreis bei 701,75 US-Dollar.

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 25.09.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Der gestrige Handelstag stand ganz im Zeichen von neuen Hochs: Die Notierung der Nordseesorte Brent hat sich nun über den seit Wochen prognostizierten 80 Dollar eingerichtet und markiert ein 4-Jahreshoch. Gasoil knackte die 700 Dollarmarke. Interessanterweise beruht diese Entwicklung hauptsächlich auf Prognosen, die den Ölpreis inzwischen bei 90 und teilweise sogar bei 100 Dollar für ein Fass Brent sehen. Daher ist der gestrige Markttag eher so etwas wie ein Beispiel für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Insbesondere die sinkende Verfügbarkeit an Öl durch die Iransanktionen wird für diese Rechnungen zurate gezogen. Gleichzeitig gibt es aber auch Anzeichen dafür, dass die Nachfrageentwicklung doch nicht so robust ausfallen könnte wie angenommen. Libyen hat seine Produktion auf ein 5-Jahreshoch und auch die Exporte erheblich gesteigert, China wird im kommenden Jahr zwar weiterhin US-Öl importieren, aber die Menge voraussichtlich nicht, wie bisher angekündigt, steigern.

Der Euro stieg gestern ebenfalls auf einen „Mini-Rekord“ und markierte zwischenzeitlich einen Stand wie zuletzt Mitte Juni. Diese Entwicklung zwar nicht von Dauer, nimmt aber dennoch heute Morgen genug Druck aus den inländischen Heizölpreisen. Diese allerdings werden immer noch von den zu niedrigen Rheinpegeln und Abschaltungen in inländischen Raffinerien beeinflusst.

So oder so ist die Ausgangslage für Heizölkunden nicht ideal. Sollte sich die prognostizierte Entwicklung fortsetzen, ist es ratsam, insbesondere den Eurokurs im Auge zu behalten – und den Heizölkauf auszulösen, wenn die Gemeinschaftswährung ein Gegengewicht zur Preistendenz auf den Ölmärkten bildet. Das ist heute Morgen der Fall Anders lassen sich die aktuellen Tendenzen kaum wirtschaftlich handhaben.
 

Entwicklung Eurokurs

Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1745 US-Dollar, Montag um die gleiche Zeit waren es 1,1726 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Montag wurde bei 1,1773 US-Dollar festgesetzt.

Mit Werten von zwischenzeitlich über 1,18 Dollar erreichte die Gemeinschaftswährung gestern einen Stand wie zuletzt im Juni. Ausgelöst wurde der Anstieg durch sehr positive Aussagen Mario Draghis. Der Vorsitzende der EZB zeigte sich erfreut über die Inflationsentwicklung und schürte damit weitere Hoffnungen auf eine baldige Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Libyens Ölproduktion legt weiter zu
  • Inland: Sommer zwar vorbei, doch Rheinpegel noch zu niedrig
     

Versorgungsausgleich aus Libyen?

In Libyen herrscht momentan eine sehr widerstreitende Situation – zumindest aus Sicht des Marktes. Die Ölproduktion ist auf ein Rekordhoch gestiegen und soll laut inländischer Angaben bei 1,278 Mio. B/T liegen. Nach dem Sturz des Diktators Gaddafi 2011 gab es hier zunächst wesentliche politische Schwierigkeiten, die auch die Ölindustrie beutelten. Dieser Zweig hat sich inzwischen offenbar sichtbar erholt, auch die Exporte haben wieder deutlich zugenommen.

Von einer florierenden Wirtschaft kann aber aktuell auch nicht die Rede sein. In der vergangenen Woche wurden libysche Ölfelder bzw. angeschlossene Infrastrukturen mehrfach durch Streiks von Sicherheitskräften blockiert. Dies klingt zwar harmlos, doch dahinter verbirgt sich eine tiefe politische Instabilität im Lande, die den Output immer wieder punktuell senkt und damit auch zur aktuellen Preissituation beiträgt. Ob das Land also in der Lage ist, wie angekündigt bis 2022 die Produktion auf über 2 Mio. Barrel pro Tag zu steigern, darf erst einmal dahingestellt bleiben.

Libyen ist aber auch ein Beispiel dafür, dass die Erwartungen des Marktes, die sich hauptsächlich auf Iran bzw. die Sanktionen konzentrieren und dabei auch noch Länder wie Venezuela in den Blick nehmen, vielleicht etwas verzerrt sind. Andere Ölproduzenten positionieren sich immer breiter auf dem Markt. Sollte die Nachfrageentwicklung nicht wesentlich zunehmen, bleibt also die Versorgungslage knapp, wird aber eben nicht knapper. Dies scheint auch die Rechnung der OPEC zu sein, die noch am Wochenende gesagt hatte, dass es keinen Grund für eine weitere Steigerung der Förderkapazitäten gäbe. Das sieht der Markt zwar anders – aber genau hier zeigt sich der aktuelle Riss, den wir gestern schon analysiert haben: Produzenten wie Libyen profitieren von hohen Ölpreisen, die Abnehmer ächzen unter dem Preisniveau. Allerdings ist dieses Niveau eben auch und insbesondere mit Erwartungen aufgeladen, die von der Realität aktuell so nicht ganz unterstützt werden.
 

Niedrige Pegelstände und Raffinerieabschaltungen im Inland

Wie aktiv auch der inländische Ölmarkt ist, zeigt sich meist erst, wenn es hier hakt. Schon den gesamten Sommer über haben wir festgehalten, dass die niedrigen Rheinpegel die Versorgung des inländischen Marktes erschweren. Führt der Rhein nicht genug Wasser, kommen die Schiffe mit Öllieferungen von den internationalen Verladehäfen wie Rotterdam nicht bis zu den Raffinerien und anderen Abladestellen. Diese Situation hat sich auch noch nicht verbessert. Es fehlt immer noch genug Regen, um die Pegel wieder für die allgemeine Schifffahrt nutzbar zu machen.

Außerdem gab es in den vergangenen Wochen zahlreiche Raffinerieabschaltungen. Wie von uns berichtet, wurde die kurzfristige Verfügbarkeit von Ölprodukten nach einer Explosion in der Raffinerie Vohburg vor wenigen Wochen auf dem deutschen Markt sichtbar knapper. Nun wurden Anlagen in Godorf, Ingolstadt und Schwedt heruntergefahren. Dabei geht es zwar um geplante Shutdowns zur gründlichen Wartung. Doch dies verschärft im Zusammenspiel mit den immer noch niedrigen Flusspegeln die Versorgungsituation auf dem inländischen Markt.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 76,96 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es ebenfalls 76,96 Cent.

Für den Heizölkauf gibt es momentan ein besonders schlagendes Argument: Die kalte Jahreszeit naht und Sie sollten Ihren Tank rechtzeitig auffüllen. Gleichzeitig ist es die beste Entscheidung, sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig zu machen. Denn leider stehen die Anzeichen auf weiteren Anstiegen.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

Nico Bergau - Leiter Onlinehandel

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

kontakt-heizoelnews@total.de

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