China streicht Rohöl von der Strafzoll-Liste – Euro fällt deutlich: Heizölpreis zum Wochenende steigt
10. August 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Doch keine Strafzölle auf US-Öl für China
- Devisenmarkt: Rasante Abwertung der türkischen Lira belastet Euroraum
- Brent bei 71,91 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 645,00 US-Dollar
- Euro fällt auf 1,1486 US-Dollar
- Heizölpreis steigt auf 70,30 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▲ Ölproduktion Saudi Arabiens geringer als gedacht
▲ Starker Bestandsabbau im US-Öllager Cushing
▲ Iran führt militärische Übungen in Seestraße Hormuz durch
▲ China investiert in die Infrastruktur
▲ Produktionsschwierigkeiten in Kanada bis September
▲ Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten
▶ Inkrafttreten erster US-Sanktionen gegen Iran
▶ Iran kritisiert OPEC-Produktionsausweitungen
▶ China streicht US-Rohöl von der Strafzoll-Liste
▼ USA haben mehr Ölprodukte in den Vorratslagern
▼ China verhängt Strafzölle auf US-Öl-Importe und kündigt Weitere an
▼ Spekulationen um neuerliche OPEC-Produktionsausweitung
▼ Saudi-Arabien senkt Preise für September-Lieferungen
▼ EIA: US-Ölförderung wird im Juli und August stark steigen
▼ Wachstum der globalen Ölnachfrage verlangsamt sich
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 72,91 US-Dollar. Der Vergleichswert von Donnerstag betrug noch 72,51 US-Dollar, der Schlusspreis für Donnerstag wurde bei 72,07 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 645,00 US-Dollar. Der Vergleichswert am Donnerstag lag bei 648,00 US-Dollar, während der Schlusspreis am Donnerstag bei 647,25 US-Dollar festgehalten wurde.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Inländische Heizölkäufer hätten heute Morgen von den weiterhin etwas niedrigeren Ölpreisen profitieren können, wäre da nicht der deutliche Wertverfall der türkischen Lira, der den Euroraum insgesamt getroffen hat.
Auf den Ölmärkten selbst blieb es gestern relativ ruhig, was wiederum den Blick auf die übergeordnete Marktstimmung freigegeben hat. Hier scheinen die klaren Abwärtstendenzen vorerst vorbei, denn Tatsachen wie die US-Sanktionen gegen Iran und die endlichen Reservekapazitäten der OPEC-Länder zeigen immer noch, dass es bei der Versorgungslage weiterhin knapp bleibt.
Die finale Liste Chinas zu neuen Strafzöllen gegen die USA enthält zwar kein US-Rohöl mehr, doch ist dies für Analysten eher ein Selbstschutzmechanismus als ein strategischer Schritt auf der Weltbühne. Deshalb hatte diese Nachricht auch nur wenig Einfluss.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro musste heute Morgen in kurzer Zeit deutliche Kursverluste verzeichnen. Zum Tagesstart Berichtszeitpunkt kostete er 1,1486 US-Dollar. Der Vergleichswert für Donnerstag betrug 1,1590 US-Dollar. Selbst der Referenzpreis der EZB für Donnerstag stand noch bei 1,1593 US-Dollar.
Der freie Fall mit Tiefstwerten wie zuletzt im Juli 2017 wurde vom rasanten Wertverfall der türkischen Lira ausgelöst. Das scheint zunächst merkwürdig, weil die Türkei kein EU-Mitglied ist und sich die Verhandlungen hier immer wieder an politischen Eckpunkten entzünden.
Allerdings stehen die beiden Parteien seit 1963 in enger wirtschaftlicher Beziehung, als die Türkei mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG das Abkommen von Ankara unterzeichnet hat.
Gleichzeitig befindet sich die Türkei aktuell in politischen Auseinandersetzungen mit den USA. Im Land selbst herrscht eine hohe Privatverschuldung in US-Dollar, sodass steigende Inflationsraten plus die finanzielle Verflechtung von Lira und US-Dollar die Abwärtsspirale befeuern. Denn steigende Zinsen in den USA sorgen dafür, dass die Schuldenlast für die Türkei noch größer wird.
Der Euroverfall ist in dieser Verflechtung so etwas wie ein Kollateralschaden. Denn Anleger sehen im Dreieck Lira, Dollar, Euro vor allem den Dollar als sichere und wertstabile Anlage. Die Lira hat keine Chance, während der Eurokurs sinkt, weil der Dollar in der Attraktivität noch weiter steigt.
Für heute hat der türkische Finanzminister Berat Albayrak ein „neues ökonomisches Modell“ für sein Land angekündigt. Wie dieses aussehen kann, ob die Anleger dadurch beruhigt werden und welche Währung am Ende wirklich profitiert, ist nicht abzusehen.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- China revidiert Strafzölle auf US-Rohöl
In unserem gestrigen Morgenbericht hatten wir noch festgehalten, dass China am 23. August neue Strafzölle auf US-Waren erheben werde – und ganz oben auf der Liste standen amerikanische Ölprodukte und Rohöl.
Doch in der später von Peking veröffentlichten finalen Liste mit Waren im Wert von 16 Milliarden Dollar fehlte gerade das Öl.
Diese Rolle rückwärts ist weder ein Zugeständnis an Washington, noch ein Versuch, die Wogen für die allgemeine Weltwirtschaft zu glätten. Der Schritt wird als reiner Selbstschutz analysiert. Peking selbst verlor kein Wort zum Öl und gab auch keine Erklärung zur Liste. Doch Experten sind sich sicher: Rohöl auch aus den USA muss ungehindert nach China fließen können, damit die Wirtschaft funktioniert.
Denn der weltgrößte Öl-Abnehmer scheint zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass die USA wohl problemlos andere Kunden finden würde, falls China 25 % Strafzölle auf jedes eingeführte Barrel Rohöl erhebt. Damit würde die Wirkung verpuffen.
Insgesamt bezieht die Volksrepublik sowieso nur rund 3% seines Bedarfs aus Amerika. Der Rest der rund 250 Millionen Barrel monatlich (Stand Juni 2018) kommt hauptsächlich aus Russland und Saudi-Arabien – beides Länder, deren wirtschaftlich-politische Nähe zu den USA ebenfalls in die Entscheidung mit hineingespielt haben könnte.
Außerdem ist die größte Volkswirtschaft praktisch vollständig von Ölimporten abhängig. Die Handelsbeschränkungen, welche die heimische Wirtschaft ohnehin sichtbar belasten, würden bei einer Ausweitung auf Öl die Situation also noch verschlimmern.
Der Markt selbst nahm die Meldung zur Kenntnis, zeigte aber nur wenig Reaktion. Allerdings ist dieses Zurückrudern auf dem Ölsektor zumindest ein kleines Signal dafür, dass die chinesische Wirtschaft trotz aller Widrigkeiten immer noch auf Hochtouren läuft – sonst bräuchte sie die 3 % amerikanisches Öl nicht.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 70,30 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es 69,93 Cent.
Wiederum scheint sich die Stimmung an den Märkten zu drehen, wiederum macht der Eurokurs der eigentlichen Preistendenz einen deutlichen Strich durch die Rechnung. Heute zeigt sich einmal mehr, wie unberechenbar der Markt momentan ist. Darum ist es umso wichtiger, dass Sie sich zum Heizölkauf entscheiden. Denn die Möglichkeit besteht, dass sich das Preisniveau an den Ölbörsen wieder nach oben bewegt – oder der Euro noch weiter an Wert verliert.
Mit dem baldigen Heizölkauf machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.