Erdbeben in Cushing, Drohungen gegen Syrien – ein turbulenter Tag für den Heizölpreis?

10. April 2018, Nicola Bergau

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Ein Erdbeben hat die Schieferölgebiete um den US-Ölumschlagplatz Cushing erschüttert, Trump schlug überraschend versöhnliche Töne gen China an, drohte aber gleichzeitig Richtung Syrien nach dem mutmaßlichen Einsatz von chemischen Waffen. Was bedeuten diese Turbulenzen für den Heizölpreis?

Ölpreisentwicklung

Es ging gestern zunächst relativ ruhig an den Märkten zu, wenn man in der aktuell gespannten geopolitischen Lage von Ruhe sprechen kann. Dementsprechend ging es zunächst mit den Ölpreisen leicht abwärts.

Allerdings kam sehr schnell Schwung in die Marktlage: Überraschend hat US-Präsident Trumps Regierungsstab in Aussicht gestellt, von weiteren Strafzöllen gegen China zunächst abzusehen und auf Verhandlungen zu setzen. Selbst Peking zeigte sich von dieser Neuigkeit überrascht. Ob und wie diese Verhandlungen beginnen und Erfolg zeigen, bleibt aber fraglich. Zumindest teilweise nahm dies die Sorge aus dem Markt, der eskalierende Handelsstreit zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt könne die Weltwirtschaft belassen.

Gleichzeitig gab es jedoch keinen Anlass für Entspannung: Nach einem mutmaßlichen Angriff mit chemischen Waffen in Syrien droht Trump mit Vergeltung – und beschuldigt gleichzeitig namentlich (indirekt) Putin.  Damit verdichtet sich nicht nur die ohnehin angespannte Situation zwischen den USA und Russland, der Markt preiste diesen Umstand direkt mit einer höheren Risikoprämie ein.

Schon fast kurios war in diesem Umfeld die Meldung, dass ein Erbeben um Cushing, Oklahoma die Regierungsbehörden auf den Plan gerufen habe.

Der Euro stieg indes ohne ersichtlichen Grund auf über 1,23 US-Dollar und begrenzte damit etwas die Preiseffekte der Ölnotierungen für inländische Heizölkäufer. Insgesamt ist Heizöl heute dennoch teurer.
 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 69,06 US-Dollar. Der Vergleichswert von Montag betrug noch 67,38 US-Dollar, der Schlusspreis für Montag wurde bei 68,65 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 616,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Montag lag bei 604,25 US-Dollar, während der Schlusspreis am Montag bei 613,25 US-Dollar stand.
 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 10.04.2018

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

US-Politik bleibt das Maß aller Kursbewegungen – und besitzt riesiges Überraschungspotential

Wer den Ölpreis in diesen Tagen analysieren will, muss ein sehr genaues Auge auf das Geschehen in Washington haben – und sich darauf einstimmen, dass sich die Fakten innerhalb weniger Stunden neu sortieren.

Noch gestern früh schien der Handelskrieg zwischen den USA und China vor der endgültigen Eskalation zu stehen, nachdem sich China sehr deutlich dazu geäußert hatte, einen sofortigen „Gegenschlag“ gegen die Trumpschen Einfuhrzölle einzuleiten.

Nicht nur Peking war überrascht, dass sich im Laufe des Tages versöhnliche Stimmen aus dem Weißen Haus meldeten, die davon sprachen, vorerst keine weiteren Zölle zu erheben und auf Verhandlungen mit China zu setzen. Auch der Markt schaute zweimal hin und zeigte sich in der Folge wieder mit steigenden Ölpreisen.

Es wäre durchaus gerechtfertigt, hinter diesem Schritt, der von Trump bisher nicht offiziell kommentiert wurde, so etwas wie eine Notbremse auf einem politischen Parkett zu sehen. Und amerikanische Medien kommentieren, dass Trump mit seiner vorherigen Eskalationsrhetorik sowieso keine Rückendeckung gehabt habe.

Denn gleichzeitig gibt es viel glatteres Eis, auf dem sich die amerikanische Regierung nun befindet – und zwar nach innen und außen Nicht nur wurden die Räumlichkeiten des Trump-Anwalts Cohen vom FBI im Zusammenhang mit einer möglichen russischen Einmischung in die letzten Präsidentschaftswahlen durchsucht, nach einer mutmaßlichen Attacke mit chemischen Waffen in Syrien macht sich Trump sehr öffentlich und sehr direkt neue Feinde.
 

Wer trägt die Verantwortung für syrische Attacke?

Der mutmaßliche Angriff auf Duma in Syrien soll am Samstag etwa 150 Leben gekostet soll mit chemischen Waffen durchgeführt worden sein. Nun geht die politische Schuldzuweisung in eine neue Stufe. Trump hatte in Tweets nicht nur eine deutliche militärische Antwort in Aussicht gestellt, er machte auch direkt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad dafür verantwortlich. Indirekt – aber erstmals mit Namensnennung – gab Trump dabei auch Russland und Präsident Putin die Schuld. Denn Russland und Syrien sowie Iran sind politische Verbündete.

Russland seinerseits hat nun im UNO-Sicherheitsrat festgestellt, dass es erstens keinerlei Beweise für den Angriff gebe – schon gar nicht mit chemischen Waffen – und zweitens ein Eingreifen der USA „schwere Folgen“ haben werde.

Diese Patt-Situation ist indes nicht neu, schon vor einem Jahr hatten die USA einen syrischen Luftwaffenstützpunkt bombardiert, nachdem die Regierung Syriens den Ort Chan Scheichun (nachgewiesen) mit Chemiewaffen beschossen hatte.

Wie auch immer diese Entwicklung nun weitergeht: Die Risikoprämie als Teil der Ölpreise steigt.
 

Erdbeben in Cushing wegen Ölproduktion

Diese Meldung ist schon fast eine Randnotiz im aktuellen Geschehen: Aufgrund von zu hohen Bohrwassereinlagerungen rund um den größten US-Lagerplatz für Öl in Cushing, Oklahoma ist es zu einem Erdbeben gekommen. Die Abfallwasser von Öl- und Gasbohrungen wurden zuvor in unterirdische Schichten zur Einlagerung gepumpt. Dabei scheint das Maß überzogen worden zu sein. Deshalb sehen sich die Behörden nun in der Pflicht, die Abwasseraufnahme vorerst von 17.000 auf 5.000 B/T je Einlagerung zu senken. Das hat zwar keinen direkten Einfluss auf die Ölproduktion, könnte aber ein Dämpfer für das Wachstum der Industrie sein – denn weniger Aufnahmekapazität heißt auch, dass das Platzangebot für die Einlagerung erheblich begrenzt wird. Und neue Quellen haben es damit schwerer, sich rentabel zu positionieren.
 

In aller Kürze: Was für die Ölpreisentwicklung heute noch wichtig ist

  • Der Dienstleister Genscape berichtete, dass die Rohölbestände in Cushing in den vergangenen Tagen gestiegen seien. Aufschluss darüber, ob dies tatsächlich ein Signal für steigende Gesamtbestände ist, dürften erst die Berichte von API und DOE liefern.
     
Fazit – Wie geht es mit den (Heiz-)Ölpreisen weiter?

Sobald wir einen Fakt berichten, zeigt sich am nächsten Tag schon die andere Seite der Medaille. Die teilweise unvorhersehbaren politischen Fakten machen es unmöglich, klare Aussagen zur Preisentwicklung zu treffen, auch wenn die Zeichen weiterhin auf Anstieg stehen.
 

Entwicklung Eurokurs

Am Morgen notierte der Euro sichtbar über den gestrigen Tagesniveaus bei 1,2315 US-Dollar, die Tendenz war steigend. Die EZB hatte den Referenzpreis am Montag ebenfalls schon bei 1,2304 US-Dollar festgelegt.

Handfeste Gründe gab es dafür kaum, denn eigentlich ist der Markt aufgrund der momentanen Lage viel zu nervös, um klare Tendenzen herauszuarbeiten. Vermutlich ist der Anstieg deswegen nur eine Momentaufnahme im aktuell höchst volatilen Kursgeschehen.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 64,46 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es 63,28 Cent.

Es ist unmöglich, eine klare Prognose für die kurzfristige Preisentwicklung abzugeben. Darum raten wir Ihnen dazu, heute Morgen den Heizölkauf auf den Weg zu bringen und sich so möglicherweise das beste Preisniveau der Woche zu sichern. Auch wenn Sie momentan weniger heizen müssen – der nächste Ansturm auf die Märkte steht bevor. Kommen Sie diesem zuvor.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.