Golfsturm wird zum Hurricane: Öl- und Heizölpreise ziehen weiter an

4. September 2018, Nicola Bergau

Heizölpreise ziehen kräftig an zum Dienstag 04.09.2018

Entgegen der Prognose blieb es gestern an den Märkten trotz US-Feiertag nicht ruhig. Die Preise zogen sichtbar an. Getrieben wurde die Entwicklung von einem nahenden Hurricane und der Sorge um die Versorgungslage. Heizöl heute teurer.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • Sturmwarnung für den Golf von Mexico
  • OPEC steigert Produktion
  • Iranisches Öl kurz vor Stichtag
  • Explosion in Raffinerie Vohburg
  • Brent bei 78,05 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 697,50 US-Dollar
  • Euro fällt auf 1,1591 US-Dollar
  • Heizölpreis steigt auf 77,16 Euro / 100L
     

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

▲ Hurricane Gordon rollt auf Golf von Mexico zu
▲ DOE vermeldet Rekordnachfrage auf US-Markt
▲ Iranische Ölexporte rückläufig
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▲ IEA-Prognose: Nachfrage dürfte weiter steigen
▲ Inkrafttreten erster US-Sanktionen gegen Iran
▲ China investiert in Öl-Infrastruktur

▶ USA geben strategische Ölreserven frei
▶ China gibt Käufe von US-Öl frei
▶ Mexico und Venezuela wollen intensiv in die Ölindustrie investieren

▼ Erneute Strafzölle zwischen China und USA
▼ Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
▼ Libyens Ölproduktion steigt wieder
▼ OPEC steigert Produktion

 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 78,05 US-Dollar. Montag betrug noch 77,43 US-Dollar, der Schlusspreis für Montag wurde bei 78,15 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 697,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Montag lag bei 688,00 US-Dollar, der Schlusspreis bei 697,00 US-Dollar.

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 04.09.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Normalerweise hätte es aufgrund des US-Feiertags Labor Day gestern auf den Märkten wesentlich ruhiger zugehen müssen. Sind die Börsen in Amerika geschlossen, sinkt auch das weltweite Handelsinteresse meist spürbar. Allerdings können weniger Marktteilnehmer bei eindeutiger Handelstendenz für sichtbarere Ausschläge sorgen.

Das passierte auch gestern. Weil der Kauf-Stichtag für iranisches Öl vor dem Inkrafttreten der Öl-bezogenen Sanktionen im November immer näher rückt, müssen Käufer nun entscheiden, ob sie zuschlagen wollen. Für Lieferungen im Oktober müssen sie sich spätestens jetzt ihre Order platzieren. Doch weil niemand weiß, in welchem Umfang die USA jetzt schon den Handel mit Iran für ausländische Marktteilnehmer sanktioniert, zögern die Abnehmer spürbar. Das treibt die Exportquote noch schneller nach unten – und senkt damit das weltweite Angebot noch spürbarer, als es zu diesem Zeitpunkt eigentlich prognostiziert war.

Gleichzeitig rollt ein Sturm auf den Golf von Mexico zu, der überraschend an Stärke gewinnt und damit sowohl die dortige Ölproduktion als auch die Exporte treffen könnte.

Zusätzlich verlor der Euro gestern an Wert und verteuert damit das Heizöl für Kunden im Inland heute noch einmal zusätzlich. Dies ist zwar eine sehr ungünstige Ausgangslage. Doch im aktuellen Marktumfeld ist der weitere Preisweg nach oben leider ebenso wahrscheinlich.
 

Entwicklung Eurokurs

Der Euro kostete zum Tagesstart 1,1591 US-Dollar, Montag um die gleiche Zeit waren es 1,1608 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Montag wurde noch bei 1,1609 US-Dollar festgelegt.

Hier gilt das gleiche wie schon in unserem gestrigen Bericht: Es fehlt an Impulsen, die dem Euro Auftrieb geben könnte. Andererseits bestehen die Probleme zahlreicher Schwellenländer und Nationen wie Argentinien und Türkei mit den Landeswährungen weiterhin. Der Dollar ist dabei die dominierende Währung. Weil er gewinnt, kann der Euro im Zusammenhang nur verlieren.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • OPEC hat Produktion gesteigert
  • Erreicht Hurricane Gordon das gleiche Ausmaß wie Harvey 2017?
  • Deutsche Raffinerie explodiert
     

OPEC setzt Lockerung der Förderbegrenzungen offenbar um

Die Nachrichtenagentur Reuters vermeldete gestern einen Produktionsanstieg der OPEC für August von 220.000 B/T. Bloomberg geht von 420.000 B/T aus. Einig sind sich die Vorrechner, dass Libyen dabei den Löwenanteil umsetzt. Erst danach folgen Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien.

Interessant daran ist vor allem, dass alle Länder offenbar hinter ihren angekündigten Rekordproduktionen zurückgeblieben sind – aufgrund geringen Marktinteresses, wie es hieß. Das mutet angesichts der Sorge um die Versorgungslage etwas merkwürdig an. Richtiger ist wohl, dass politische Instabilitäten, gerade in Libyen, eher für die Entwicklung verantwortlich sind.

Schätzungen bringen den Markt allerdings nicht weiter, vor allem wenn sie deutlich auseinandergehen. Deshalb wird zunächst der OPEC-Monatsbericht abgewartet, der mehr Klarheit liefern dürfte.
 

Was passiert mit Hurricane Gordon?

Schon seit Tagen ist ein herannahender Tropensturm Richtung Golf von Mexico Thema in den Medien, wurde hier allerdings bisher ignoriert. Denn nach ersten Warnungen sah es so aus, dass die Gefahrenlage für einen der wichtigsten Öl-Produktions- und Exportlandschaften der USA doch gering sein wird.

Jetzt hat sich der Sturm allerdings überraschend verstärkt und erhält nun als Hurricane den Namen Gordon. Die Sorge ist groß, dass er genauso verheerende Auswirkungen auf die Ölindustrie und den Markt haben könnte wie Hurricane Harvey 2017. Dieser hatte Ende August des Vorjahres die gesamte ölproduzierende Küstenregion lahmgelegt und die Preise zwischenzeitlich deutlich nach oben katapultiert.

Nur zum Vergleich: Damals kostete ein Barrel Brent noch 52,53 US-Dollar, Gasoil stand bei 487,25 Dollar – Preise, von denen Kunden heute nur träumen können.

Nun muss also wieder der Wetterbericht im Auge behalten werden, da es wahrscheinlicher wird, dass noch mehr Plattformbetreiber ihr Personal abziehen müssen und Exporthäfen geschlossen werden.
 

Explosion in deutscher Raffinerie

Wenn wir von Raffinerien und der Versorgungslage bei Öl reden, verstellt dies oft den Blick dafür, dass auch in Deutschland einige dieser versorgungsentscheidenden Einrichtungen stehen. Eine davon befindet sich in Vohburg bei Ingolstadt, wo es am Samstag zu einer Explosion und einem Großbrand kam.

Die Schäden an der Anlage sind vergleichsweise gering, doch wurde hier natürlich die Produktion vorerst eingestellt. Damit fehlt ein kleines Puzzlesteinchen für den deutschen Markt, das genauso zu einer knapperen Versorgungslage beiträgt wie die zuletzt alarmierend niedrigen Pegelstände des Rheins.

Sollten die Fördersteigerungen Russlands und Saudi-Arabiens auch am Markt in Gänze umgesetzt werden, wären Nachlässe gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Zumal die enorme Steigerung Russland nun auch ein weiterer Baustein ist, um die Lieferausfälle aus dem Iran, die spätestens im November ihr ganzes Ausmaß zeigen dürften, auszugleichen.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 77,16 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es 75,88 Cent.

Jede langfristige Preisprognose und das Aufschieben des Heizölkaufs ist momentan eher ein Lottospiel als eine durchdachte Vorgehensweise. Vor dem Beginn der kalten Jahreszeit ist es daher die beste Überlegung, sich schnell zum Heizölkauf zu entscheiden. Die Faktoren für weitere Preisanstiege stehen leider gut. Sichern Sie sich daher heute das möglicherweise beste Preisniveau der Woche.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

Nico Bergau - Leiter Onlinehandel

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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