Heizölpreise zum Wochenende undurchsichtig
24. August 2018, Peter Dudda
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Deutschland: Niedrige Flusspegel belasten Heizölpreise
- China & USA: Handelsstreit geht in die nächste Runde
- US-Zentraltanklager: Bestände rückläufig
- Brent bei 75,19 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 670,50 US-Dollar
- Euro stabil bei 1,1573 US-Dollar
- Heizölpreis fällt auf 71,95 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ US-Ölbestände laut DOE gesunken
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▲ IEA-Prognose: Nachfrage dürfte weiter steigen
▲ Inkrafttreten erster US-Sanktionen gegen Iran
▲ China investiert in Öl-Infrastruktur
▲ Produktionsschwierigkeiten in Kanada bis September
▲ Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten
▶ USA geben strategische Ölreserven frei
▶ Trump sieht kaum Erfolge bei China-Gesprächen
▶ China stellt Käufe von US-Öl ein
▶ Mexico will intensiv in die Ölindustrie investieren
▼ Erneute Strafzölle zwischen China und USA
▼ Irak auf Exporthoch
▼ Libyens Ölproduktion steigt wieder
▼ OPEC korrigiert Nachfrageerwartungen nach unten
▼ Saudi-Arabien senkt Preise für September-Lieferungen
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte zum Ende der Woche bei 75,19 US-Dollar. Der Vergleichswert von Donnerstag lag noch bei 74,64 US-Dollar, der Schlusspreis für Donnerstag wurde bei 74,73 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Freitagmorgen mit 670,50 US-Dollar ebenfalls deutlich stärker als noch Gestern da. Der Vergleichswert am Mittwoch lag bei 664,75 US-Dollar, der Schlusspreislag bei 666,75 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Zumindest aus Sicht der deutschen Heizölverbraucher ist heute eine Nachricht dominierend: Die niedrigen Flusspegel sorgen für immer geringere Transportkapazitäten von Ölprodukten. Vor allem der Rhein ist betroffen. Obwohl die Ölpreise nur wenig gestiegen sind und der Euro zudem den dritten Tag in Folge stabil bleibt, könnte es zum Wochenende zu steigenden Heizölpreisen kommen. Zum Vormittag können erstmal leicht gesunkene Heizölpreise vermeldet werden. Ob sich tatsächlich noch eine Korrektur zum Wochenende einstellt scheint wahrscheinlich, bleibt aber indes fraglich.
International sieht die Lage – zumindest was den Einfluss auf die Ölpreise betrifft – eher entspannt beziehungsweise ausgleichend aus. Aus dem zentralen Öllager der USA in Cushing (Oklahoma) können zwar gesunkene Bestände vermeldet werden, allerdings wird diese preissteigernde Meldung durch die neu in Kraft getretenen Strafzölle zwischen den USA und China egalisiert. Zum Morgen ziehen die Ölpreise leicht an, sollte sich die Entwicklung weiter fortsetzen, könnte es am Nachmittag nochmal eine Korrektur der Heizölpreise nach oben geben. Dieses Niveau würde sich dann bis zum Start der neuen Woche halten. Gerade wenn sich der Tank leert, kann sich der Heizölkauf zum Vormittag noch bezahlt machen. Auf sinkende Preise zu setzen ist natürlich eine Option, doch die Risiken sind bei der unerwarteten Marktentwicklung der vergangenen Monate kaum erfassbar.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro kostete zum Tagesstart 1,1573 US-Dollar. Gestern Morgen waren es noch 1,1561 US-Dollar – das Niveau ist zumindest im Tagesvergleich stabil. Die Europäische Zentralbank legte den Referenzpreis zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,1579 US-Dollar fest.
Der größte Einfluss für den Euro könnte heute wieder mal aus den USA kommen. Dort treffen sich führende Vertreter der US-Notenbank FED. Sollte es Aussagen zur US-Zinspolitik geben, könnte der Euro heute wieder etwas unter Druck geraten. Die Europäische Zentralbank hält unterdessen weiter an ihrem Kurs der Niedrigzinspolitik fest – nach eigenen Angaben noch mindestens bis zum Sommer des nächsten Jahres.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Niedrige Flusspegel belasten Heizöl-Inlandspreise
- Immer mehr Abstand: Heizöl- und Gasoil-Preise im Jahresvergleich
- Handelsstreit zwischen China und USA dämpft Preisanstiege
Dürre auch mit Folgen für den Heizölpreis
Seit Wochen müssen Deutschlands Flüsse sinkende Pegel verkraften. Die Oder an der deutsch-polnischen Grenze ist seit Wochen nicht mehr schiffbar und auch die Elbe gibt ihr Flussbett immer weiter frei. Im Westen und Süd-Westen Deutschlands bereitet der Rhein, zumindest gemessen an den Auswirkungen für die Transportlogistik, die größten Sorgen. Die sinkenden Pegel haben die Konsequenz, dass Transportschiffe ihren Tiefgang nicht mehr voll nutzen können – und der regelt sich über die Beladung. In der Folge fahren die Schiffe zur Zeit nur mit Teilladung, was sich wiederum in steigenden Transportkosten niederschlägt. Denn Mensch und Maschine wollen natürlich trotz niedriger Flusspegel gepflegt, gewartet und bezahlt werden. Gerade der Rhein stellt eine wichtige Binnen-Transportroute dar. Pro Jahr werden auf ihm etwa 30 Millionen Tonnen Mineralölprodukte vom Raum Amsterdam-Rotterdam teils bis nach Basel (Schweiz) transportiert. Aktuell haben die Frachtkosten teilweise den höchsten Stand der vergangenen drei Jahre erreicht.
In Kombination mit einer stabilen Inlandsnachfrage nach Mineralölprodukten, stellt sich aktuell eine regionale Unterversorgung ein. Es kommt zur Zeit schlichtweg nicht genug Öl nach, wie verbraucht wird. Gestern sorgte das zum Abend bereits für eine deutliche Preiskorrektur nach oben, die sich in letzter Konsequenz heute auch die Heizölpreise zum Wochenende niederschlagen könnte.
Euroschwäche und Transportkosten mit Auswirkungen
Am 24. Mai diesen Jahres war der Heizölpreis auf seinem höchsten Stand der letzten 365 Tage. Überhaupt ging es mit den Heizölpreisen im zurückliegenden Jahr stetig nach oben, heute kratzt der Heizölpreis bereits am bisherigen Jahreshoch. Im Wesentlichen ist die Höhe der Heizölpreise in unseren Breitengraden von der Entwicklung der Ölpreise und damit einer Vielzahl von wirtschaftlichen und geopolitischen Faktoren abhängig. Doch gerade die letzten Wochen zeigen, dass der Heizölpreis sich ziemlich deutlich von der Gasoil-Notierung entkoppelt hat (Vgl. Grafik). Gasoil ist das Vorprodukt von Heizöl und Diesel und wird zu je einer Tonne an der Londoner Warenterminbörse ICE gehandelt. Da der Gasoil-Preis für den Heizölpreis entsprechend ausschlaggebend ist, führen wir ihn neben dem Preis der Ölsorte Brent täglich prominent in unseren Heizölnews und auf allen Heizölpreisinformationsseiten auf.
Die Heizöl- und Gasoil-Preisentwicklung der letzten 365 Tage im Überblick
Das sich die Gasoil-Notierung zur Zeit vom Heizölpreis entfernt, hat vor allem zwei Gründe: Der Euro hat in den vergangenen Wochen aufgrund der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und der Abschwächung der türkischen Lira immer mehr nachgegeben. Da Gasoil in US-Dollar gehandelt, der im Gegensatz zum Euro immer weiter zulegte, wurde der Import von Produkten der Gasoil-Notierung in die EU zuletzt immer teurer. Zusätzlich belasten die höheren, dürrebedingten Transportkosten, vor allem auf dem Rhein, die Heizölpreise. Da sich die Euro mit Blick auf die letzten Tage wieder etwas gefangen hat, braucht es jetzt im Prinzip nur wieder eine Normalisierung der Pegelstände, damit der sogenannte „Spread“ zwischen Heizölpreis und Gasoilpreis wieder aufgehoben wird. Heizölkunden können wir nur empfehlen, sich weiter täglich über die Marktentwicklung, z.B. mit unseren Heizölnews, zu informieren.
Handelsstreit China / USA: Nächste Runde eröffnet
Zwei Tage dauerten die Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierungen der USA und China an. Gestern gingen sie ohne ein konkretes Ergebnis zu Ende. Donald Trump hatte bereits im Vorfeld öffentlich bekundet, dass er nicht viel von den Gesprächen zu einer Lösung des seit Monaten anhaltenden und sich immer weiter verschärfenden Handelskonflikts erwarte. Dennoch, man wolle im Gespräch bleiben – schließlich sei es ein angeregter und konstruktiver Austausch gewesen. Gestern trat ganz unbeirrt von diesen Bekundungen die nächste Welle der gegenseitigen Strafzölle in Kraft. Unter anderem betroffen: Medizintechnik und Kohle aus den USA. Die Ölmärkte reagierten zurückhaltend, ist der Konflikt doch bereits weitestgehend eingepreist. Sollte er sich weiter verschärfen, könnte das zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft führen. Das kostet dann nicht nur Arbeitsplätze, sondern führt auch zu einer geringeren Nachfrage nach Öl, was die Preisniveaus senken könnte. Präsident Trump legt derweil nach: Bei der nächsten Runde werden chinesische Waren im Wert von 200 Millionen US-Dollar mit Strafzöllen belegt werden. Eines scheint dabei sicher: Auch China wird eine entsprechende Antwort parat haben.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 71,95 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es 72,42 Cent.
Wenn Ihnen dieses Preisniveau für Heizöl zusagt, sollten Sie sofort zuschlagen. Denn der Markt sorgt mit seiner Unsicherheit für teilweise erhebliche Schwankungen, die den Preis innerhalb kurzer Zeit ungünstig verändern könnten. Es ist daher die beste Entscheidung, sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig zu machen. Denn schon Morgen könnte zum Beispiel der Eurokurs als (noch) ausgleichendes Element wieder eine andere Richtung nehmen. Oder das DOE liefert Bestandszahlen, die dem API sehr deutlich – auch in den Vorzeichen – widersprechen.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.