USA hat Produktionsanhebung bei Saudi-Arabien angefragt – Ölpreise steigen leicht

6. Juni 2018, Nicola Bergau

Heizölpreise zum Mittwoch stabil 06.06.2018

Es wurde gestern bekannt, dass die USA die Produktionsanhebung um 1 Mio. Barrel bei Saudi-Arabien angefragt haben sollen. Das bringt das Vorhaben für Juni in Gefahr. Der API-Bericht ist uneindeutig, der Euro stabil. Wir erklären die Auswirkungen auf den Heizölpreis.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • USA sollen Produktionsanhebung bei Saudi-Arabien angefragt haben
  • API-Bericht vermeldet weniger Rohölvorräte, aber mehr Benzin
  • Saudi-Arabien erhöht Lieferpreise für Juli
  • Venezuela erklärt Force Majeure auf alle Lieferungen
  • Brent bei 75,94 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 665,50 US-Dollar
  • Euro bei 1,1718 US-Dollar
  • Heizölpreis stabil bei 69,76 Euro / 100L

 

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
 

Mögliche Uneinigkeit innerhalb der OPEC zu Produktionssteigerungen
Force Majeure auf Öllieferungen aus Venezuela
Drohende US-Sanktionen gegen Venezuela
USA kündigen harte Sanktionen gegen Iran an

Russland und Saudi-Arabien produzieren mehr Öl als vereinbart
US-Strafzölle auf europäische Stahl und Aluminium 
OPEC-Produktion könnte schon im Juni steigen
Venezuelas Präsident kündigt Produktionssteigerung an
IEA: Ölnachfrageprognose für 2018 etwas nach unten korrigiert

 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 06.06.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr
 

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 75,94 US-Dollar. Der Vergleichswert von Dienstag betrug noch 75,40 US-Dollar, der Schlusspreis für Dienstag wurde bei 75,38 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 665,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Dienstag lag bei 665,40 US-Dollar, während der Schlusspreis am Dienstag bei 657,50 US-Dollar stand.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Wie schon gestern angedeutet, ist es aktuell sehr schwer, einer Preistendenz einen langen Atem zu bescheinigen. Nachdem in den vergangenen Tagen alle Zeichen auf Preisabschlägen standen, ging dieser Entwicklung gestern die Puste aus. Zwar setzten die Händler zunächst auf weitere Gewinnmitnahmen und senkten so die Kurswerte, doch gen Abend und über Nacht zogen die Preise wieder leicht über Vortagesniveau.

Es waren indes nur kleine News und Gerüchte, die dieser Entwicklung Vorschub leisteten. Die Probleme in Venezuela sind bekannt, die Meldung, dass die USA die Produktionsanhebung bestellt haben könnten, muss in ihren Auswirkungen (und dem Wahrheitsgehalt) noch verifiziert werden. Der API-Bericht war letztendlich zu uneindeutig, um klare Richtungsvorgaben zu liefern.
 

Entwicklung Eurokurs

Wiederum hat die Gemeinschaftswährung einen stabilen Handelstag überstanden. Der Euro notierte zum Tagesstart bei 1,1718 US-Dollar, der Dienstag hatte noch mit 1,1693 US-Dollar begonnen. Der Referenzpreis der EZB für Dienstag betrug 1,1675 US-Dollar.

Für den Aufschwung sorgte auch hier ein Gerücht: Die EZB wolle angeblich bei der nächsten Zinssitzung ernsthaft über das Ende der Anleihenkäufe diskutieren und damit einen wesentlichen Faktor der lockeren Preispolitik beseitigen. Ob es tatsächlich so weit kommen wird, steht natürlich erst nach der Sitzung in der kommenden Woche fest.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Einfluss der USA auf Produktionsanhebung im Juni
  • API-Bericht uneindeutig
  • Venezuela erklärt Force Majeure
  • Saudi-Arabien hebt Lieferpreise für Juli an
     

Wer steht hinter den Produktionsanhebungen?

Für den Laien hat es schon ein wenig „Thriller-Atmosphäre“: Angeblich haben die USA bei Saudi-Arabien eine Produktionsanhebung um 1 Mio. Barrel pro Tag angefragt. Es mag Zufall sein, dass sich diese Zahl exakt mit dem Wert deckt, die Russland und Saudi-Arabien für Juni angekündigt haben (siehe dazu etwa Morgenreport vom 28. Mai).

Hinter dieser Meldung stehen anonyme Informationen aus Washington, was den Wahrheitsgehalt aufgrund fehlender Quellen natürlich erst einmal infrage stellt. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass eigentlich Russland als treibende Kraft hinter den Produktionsanhebungen für Juni gesehen wird – und die Stimmung zwischen Washington und Moskau ist eisig.

Andererseits deckt sich diese Anfrage mit dem Ringen um die Iran-Sanktionen, hatten die USA doch angekündigt, den Produktionsausfall, der durch die Handelsbeschränkungen entstehen wird, anderweitig auszugleichen.

Schon deshalb wird diese Meldung vom Markt mit Vorsicht genossen, hat aber dennoch nicht weniger Potential für erhebliche Auswirkungen. Denn die OPEC sieht sich nun einer mittleren PR-Katastrophe gegenüber: Schließlich will das Ölkartell unter keinen Umständen den Eindruck erwecken, unter dem Stiefel Washingtons zu stehen und „Befehlen“ aus dem Weißen Haus zu folgen.

Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass diese News im Sande verlaufen oder von der US-Regierung offiziell und nachvollziehbar begründet werden. Dennoch könnte der anonyme Tipp das OPEC-Vorhaben für Juni in Gefahr bringen, zumal nicht alle OPEC-Dealmitglieder mit dem Vorpreschen der wichtigsten Staaten im Kürzungs-Bund einverstanden sind. Im Roman hieße die Schlussfolgerung aus diesem Hin und Her nun: Fortsetzung folgt.
 

API-Bericht zeigt sich uneindeutig

US-Bestandszahlen, die beim API-Bericht den Erwartungen weitestgehend folgen, sind eine ausgemachte Seltenheit. Weniger Rohöl wurde erwartet, weniger Rohöl gab es laut API. Dafür sind die Benzinvorräte über Gebühr gestiegen.
 

Die API-Daten im Überblick

API Bericht US-Ölmarkt Kalenderwoche 23 060618 // Alle Angaben ohne Gewähr


Es ist davon auszugehen, dass die Raffinerien ihre Auslastung langsam steigern, um sich auf die Sommernachfrage nach Benzin vorzubereiten. Unter diesen Gesichtspunkten ließe sich sowohl der Bestandsabbau bei Rohöl als auch der Bestandsaufbau bei Benzin erklären, wie ihn das American Petroleum Institute vermeldet. Die Frage ist in dieser Woche nur, warum der Aufbau bei Benzin so hoch ausfällt. Möglich wäre, dass die Raffinerien „vorarbeiten“, was aber nicht dem üblichen Gebaren am Markt entspricht.

Wie immer muss abgewartet werden, ob der Bericht des Department of Energy heute Nachmittag Licht ins Dunkel des eher rudimentären Zahlenwerks des API bringt. Der Markt jedenfalls hat sich dazu entschieden, die API-Daten weitestgehend zu ignorieren, auch wenn sie einen leicht stützenden Einfluss hatten.
 

Venezuela erklärt Force Majeure

Die marode Ölindustrie in Venezuela (siehe dazu zum Beispiel Monatsübersicht Mai) scheint nun so weit in den Knien zu sein, dass der Staat Force Majeure auf alle Öllieferungen ausgerufen hat. Allerdings unter einer Bedingung: Wer venezolanisches Öl im sogenannten „ship-to-ship-Transfer“ abnehmen könne, werde seine Lieferung noch erhalten. Alle anderen gingen leer aus – und könnten aufgrund des Force Majeure-Status noch nicht einmal ihr Geld zurückverlangen.

Grund für diesen Schritt mag sein, dass Venezuela keine Hafenstrukturen mehr hat, die dem Export standhalten würden. Auch ein Arbeitskräftemangel würde niemanden überraschen. So oder so zementiert sich damit der Niedergang des Staates, was das Ölangebot aus dieser Richtung noch weiter drückt. Im aktuell angespannten Marktumfeld wird dies als (kleiner) preissteigernder Faktor einkalkuliert.
 

Saudi-Arabien erhöht Juli-Preise

So ganz leuchtet es nicht ein, warum Saudi-Arabien die Lieferpreise für Juli bei allen Abnehmern angehoben hat. Schließlich soll die Produktion im Juni steigen, der Markt geht von Preisnachlässen aus. Die einfachste Erklärung: Selbst mit einer Produktionssteigerung im Juni ist das Angebotsdefizit noch längst nicht beseitigt. Außerdem ist der Juli einer der nachfrageintensivsten Monate, da der Sommer gerade gen Süden für Hochbetrieb bei den Klimaanlagen sorgt. In jedem Fall reichte die Ankündigung aus, um die Preise gestern zu stabilisieren – darf dahinter doch durchaus ein Signal gesehen werden, dass einfaches Schwarz-Weiß-Denken im aktuellen Marktumfeld absolut fehl am Platz ist – und die Preisprognosen selbst für die nächsten Monate noch längst nicht in Stein gemeißelt sind.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 69,76 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 69,82 Cent.

Momentan lautet unser wichtigster Tipp für den Heizölkauf: Machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig. Denn der gestrige Tag hat gezeigt, dass sich Tendenzen und Vorhersagen innerhalb kürzester erledigen können. Zwar weiß niemand wie lange und in welchem Umfang, aber genau das ist momentan das Problem für Heizölkäufer. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.