Ölpreise geben kräftig nach, Heizölpreise ziehen mit
29. April 2019, Peter Dudda
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Trump verbucht günstigere Ölpreise als seinen Erfolg
- Iran droht wegen Sanktionen erneut mit Blockade der Straße von Hormuz
- Devisenmarkt: Wirtschaft (und Währung) der Türkei durch US-Sanktionen gegen Iran bedroht
- Brent bei 71,75 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 625,00 US-Dollar
- Euro bei 1,1159 US-Dollar
- Heizölpreis bei 71,03 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ Schärfere US-Sanktionen gegen Iran und Venezuela
▲ Offene Kämpfe in Libyen
▲ Sichtbare Aufhellung der Konjunkturstimmung
▲ OPEC+ Kürzungen bis Mitte des Jahres beschlossen
▲ Vorerst keine neuen US-Strafzölle gegen China
▲ China plant erneut Investitionen in die heimische Wirtschaft
▼ US-Schieferölboom zeichnet sich ab
▼ Russland deutet Produktionssteigerung an
▼ Kanada und Brasilien fördern wieder mehr Öl
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 71,75 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug 74,19 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 72,15 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 625,00 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 641,25 US-Dollar, der Schlusspreis bei 623,25 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Die deutlichen Preisnachlässe bei den beiden wichtigsten Ölnotierungen für Brent und Gasoil zeigen, dass der Markt überreif ist, etwas Druck aus dem Handel zu nehmen. Zwar wird die Versorgungslage deutlich knapper eingeschätzt, die Spekulation auf steigende Ölpreise ist also momentan gerechtfertigt.
Doch seit Wochen kriegen diese Spekulationen nur punktuelle Nahrung und es war an der Zeit, die „überkaufte“ Situation zu korrigieren. Dies geschah offensichtlich am Freitag, denn technische Verkaufssignale wurden so klar, dass die Ölpreise innerhalb kurzer Zeit sichtbar fielen.
Es wäre aber falsch, darin eine Trendwende zu sehen. Denn grundsätzlich gehen die Händler weiterhin davon aus, dass sich die Versorgungslage verknappen wird. In dieser Stimmung findet auch Irans Drohung, die wichtige Seestraße von Hormus als Antwort auf die neuerlich verschärften US-Sanktionen zu blockieren, wieder stärker Gehör.
Diese Drohung ist nicht neu und wurde auch schon im vergangenen Jahr nach Beginn der Sanktionen ausgestoßen und mit einer Seeübung untermalt. Doch nun könnte eine solche Blockade das Weltangebot mit Öl noch empfindlicher stören. Denn die Seestraße ist ein Nadelöhr, durch das alle Schiffslieferungen aus den Golfstaaten hindurch müssen.
Dementsprechend besorgt zeigte sich zum Beispiel bereits Kuwait, Russland hatte zuvor das Vorgehen der USA als deutliches Signal kritisiert, man wolle die Welt dem Willen Washingtons unterwerfen.
Währenddessen hat sich der US-Präsident einmal mehr auf Twitter zu Wort gemeldet und für reichlich Verwirrung gesorgt. Er verbuchte nämlich den Preisrückgang an den Ölbörsen als seinen Erfolg.
Diese Behauptung hat keinerlei Rückhalt und muss angesichts der Entwicklungen in Iran natürlich als lächerlich abgetan werden. Zudem hatte Trump gesagt, er habe die OPEC dazu bewegt, die Preise zu senken. Doch die OPEC weiß davon nichts.
Abgesehen von dieser Posse verlief der Freitag in Sachen Neuigkeiten ruhig und gab damit den technischen Verkaufssignalen viel Raum. Inländische Heizölkäufer profitieren auch von einer Stabilisierung des Eurokurses, der vor allem von den zweideutigen US-Daten zum BIP getragen wurde. Damit ist Heizöl heute Morgen sichtbar günstiger und die Gelegenheit zum Auffüllen des Tanks ist praktisch perfekt – denn es sind erst einmal neuerliche Preissteigerungen zu erwarten.
Entwicklung Eurokurs
Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1159 US-Dollar, am Freitag waren es 1,1134 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Freitag wurde noch bei 1,1133 US-Dollar festgesetzt.
Eigentlich hätten das amerikanische Bruttoinlandsprodukt den Euro stärker belasten können, fiel es am Freitag doch sehr positiv aus und zeigte einmal mehr, dass sich die US-Wirtschaft von der weltweiten Entwicklung entkoppeln könnte. Allerdings wurde schnell klar, dass die positiven Aussichten vor allem auf den Außenhandel zurückzuführen sind, während die inländische Nachfrage enttäuschte.
Dennoch muss sich der Euro nun mit der Wahlentscheidung in Spanien auseinandersetzen, wo die Regierungsbildung wieder einmal wegen knapper Stimmverteilungen schwierig werden dürfte.
Italien ist unterdessen mit einer unveränderten Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur S&P noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, und davon profitiert bis zu einem gewissen Maße auch der Euro.
Es ist jedoch ausnehmend wichtig, die Entwicklung der türkischen Lira im Auge zu behalten. Durch die starken Verflechtungen von Deutschland und anderen europäischen Nationen mit der Türkei hatte sich der letzte Währungsverfall in der Türkei überaus negativ auf den Eurokurs ausgewirkt.
Nachdem US-Präsident Trump nun auch der Türkei weitere Ölimporte aus Iran untersagt hat, könnte dieser Verfall noch einmal neuerlich beschleunigt werden.
Das Land bezieht rund zwölf Prozent seiner Ölversorgung vom unmittelbaren Nachbarn Iran, wofür nun Ersatz her muss. Dieser Ersatz wird durch das Agieren der USA aber immer teurer, die Kaufkraft der türkischen Lira nimmt stetig ab und macht damit das in Dollar gehandelte Öl immer unerschwinglicher. Wir haben es hier also mit einer Spirale zu tun, die sich – wie schon im vergangenen Jahr – irgendwann auch deutlich auf den Euro auswirken könnte.
Die Handelswoche im Überblick
Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:
Montag, 29.04.2019
- Vertrauensindikatoren, Eurozone
- Geschäftsklimaindex, Eurozone
- Konsumausgaben, USA
Dienstag, 30.04.2019
- BIP, Eurozone
- Verbrauchervertrauen, USA
- Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA
Mittwoch, 01.05.2019
- Markit PMI, USA
- Fed Zinssatzentscheidung, USA
- EIA Rohöl-Lagerbestand, USA
Donnerstag, 02.05.2019
- Arbeitsmarktdaten, USA
Freitag, 03.05.2019
- Erzeuger- und Verbraucherpreisindex, Eurozone
- Stundenlöhne, USA
- Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)
*Termine ohne Gewähr
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 71,03 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es noch 72,36 Cent.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.