Pipeline-Explosion in Libyen – Trump twittert gegen Ölpreise: Wie beginnt die Woche für Heizölkunden?

23. April 2018, Nicola Bergau

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Offenbar hat es auf eine libysche Pipeline einen Terroranschlag gegeben, was die Tagesproduktion um 80.000 B/T senkt. Trump äußerte sich auf Twitter gegen die künstlich hohen Ölpreise, die inakzeptabel seien. Welche Rolle spielt das für den Wochenauftakt bei den Heizölpreisen? Hier erfahren Sie es.

Ölpreisentwicklung

Es sagt viel über unsere digitale Welt aus, wenn ein Tweet einen direkten Einfluss auf die Ölpreise hat. Nun kam diese Äußerung von US-Präsident Trump und damit von einer Quelle, die bereits in den vergangenen Wochen immer wieder sofortige Reaktionen in der Welt hervorgerufen hat.

Dieses Mal ging es in der Kurznachricht um die Ölpreise, die laut Trump künstlich hochgehalten würden. Als Urheber benannte er direkt die OPEC und nannte dieses Vorgehen inakzeptabel. Direkt nach dem Absetzen des Tweets fielen die Ölpreise am Freitag zunächst, schien dies doch wie ein Signal aus dem Weißen Haus, dass die amerikanische Ölindustrie demnächst etwas gegen die OPEC-Kürzungen entgegen zu setzen habe. Die Ressourcen dafür sind mehr als vorhanden, wie auch erneut der Baker Hughes-Report zur Anzahl aktiver US-Ölbohrplattformen festhielt.

Von Dauer war diese Entspannung allerdings nicht. In Libyen hat es offenbar einen terroristischen Anschlag auf eine Ölpipeline gegeben, der den Ausstoß des Landes um 80.000 B/T senkt. Außerdem protokollierte ein Treffen der OPEC-Länder eine Quotentreue bei den Förderkürzungen von 140 Prozent im März.

Gleichzeitig ist der Euro unter Druck geraten und fiel zwischenzeitlich sogar sichtbar unter die 1,23 US-Dollar-Marke. Damit ist Heizöl, trotz einer zwischenzeitlichen Entspannung, heute Morgen erneut teurer.
 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 74,07 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitagmorgen betrug noch 73,64 US-Dollar, der Schlusspreis für Freitag wurde bei 74,06 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 647,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitagmorgen lag bei 644,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Freitag bei 641,25 US-Dollar stand.

 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 23.04.2018

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Trump gegen die OPEC – Wer sitzt am längeren Hebel?

Erst vor Kurzem hatte Trump eine saudische Abordnung in Washington zu Besuch, bei dem es vorranging um die weiterhin schwelende Iran-Frage ging. Dabei sind die Saudis und die USA Verbündete, doch die Freundschaft scheint beim Öl aufzuhören. Saudi-Arabien ist wichtigster Beteiligter der OPEC und Wortführer im gesamten Kürzungsdeal. Schon deshalb kann Trumps Tweet gegen die Ölpreise und das Ölkartell wieder einmal als Lavieren auf sehr dünnem diplomatischen Eis gesehen werden.

Allerdings ist die Frage, ob Trump seinen Ankündigungen, dieses Vorgehen nicht zu akzeptieren, überhaupt Taten folgen lassen kann. Denn trotz des rasanten Aufstiegs der USA zum Gegengewicht der OPEC in Sachen Ölproduktion wird er erstens Saudi-Arabien ganz sicher nicht davon überzeugen, den Deal zu verlassen. Denn das arabische Land ist einer der größten Nutznießer der aktuell hohen Ölpreise.

Trump könnte auch strategische Reserven verkaufen und damit das knappe Weltmarktangebot auffüllen, doch ist dies eine einmalige Sache mit wenig langfristigem Effekt. Drittens besteht die Möglichkeit, die Welt mit amerikanischem Öl zu fluten und damit das zu tun, was die Ölwelt bereits seit geraumer Zeit erwartet.

Doch auch die amerikanischen Ölproduzenten sind kühle Rechner und keine Altruisten, sie wollen Profit. Und den schlagen sie genauso aus den aktuell hohen Preisen wie die OPEC-Mitglieder. Zwar hat sich Trump mit seiner „Fossil First“-Energiepolitik öffentlich auf die Seite der Ölproduzenten geschlagen und damit die Lobby nach der Ära Obama erheblich gestärkt. Dennoch haben hohe Ölpreise für die Verbraucher in erster Linie negative Auswirkungen.

Auf Nachfrageseite hat Trump sowieso keinen Einfluss, denn diese nimmt global kontinuierlich zu – auch auf amerikanischem Boden. Zwar sind die US-Importe in den vergangenen Wochen immer wieder gesunken, aber die heimische Produktion allein kann auch hier den Bedarf kaum decken.

Zudem darf man einige „Fakten“ des Tweets in Frage stellen: Trump sprach von Öl-Rekordbeständen und voll beladenen Schiffen auf dem Meer. Schon ein Blick in die eigenen Bestandsberichte von DOE und API sollten ihm zeigen, dass die Vorratslager längst nicht überquellen – die Bestandsdaten hatten in den vergangenen Wochen immer wieder überraschende Rückgänge bei Rohöl, Destillaten und Benzin festgehalten. Das wärmere Wetter sorgt außerdem dafür, dass die wirtschaftlichen Tätigkeiten und der private Verbrauch gerade an Benzin wieder zulegen.
 

OPEC-Länder zeigen absolute Quotentreue

Der Zeitpunkt des Trump-Tweets war zumindest aus strategischer Sicht klug gewählt, denn am Freitagabend kamen die OPEC-Mitglieder zu einem Treffen zusammen, das von der Ölwelt natürlich sehr genau beobachtet wurde. Mit einer Quotentreue von 140 Prozent im März haben sich die am Kürzungsdeal beteiligten Länder absolut an ihre Vorgaben gehalten – und diese auch angesichts der profitablen Preise noch getoppt.

Im ohnehin angespannten Preisumfeld sorgte diese Zahl wiederum für Preisanstiege, Trumps Tweet hatte aus dieser Entwicklung zumindest etwas Druck genommen. Das OPEC-Treffen selbst hatte allerdings nur Signal-Relevanz. Interessant wird es im Juni, wenn das weitere Schicksal des Kürzungsdeals diskutiert und beschlossen wird.
 

In aller Kürze: Was für die Ölpreisentwicklung heute noch wichtig ist

  • Der wöchentliche Baker Hughes Report vermeldete erneut eine Zunahme bei den US-Ölbohranlagen erneut nach oben. Die Gesamtzahl liegt nun bei 820 Plattformen, fünf mehr als in der Vorwoche und damit ein erneutes 3-Jahreshoch. Für den Markt ist dies aber schon fast ein „alter Hut“, der Druck konnte nicht aus den Preisen entweichen.
     
  • Die Investmentbank J.P. Morgan empfiehlt Anlegern Long-Positionen. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass Marktteilnehmer mit Wetten auf langfristig steigende Preise momentan eine gute Wahl treffen würden. Gründe dafür gibt es genug: mögliche Sanktionen gegen Iran und Venezuela, steigende Nachfrage, die Situation im Nahen Osten allgemein hätten genug Potential, das globale Angebot an Öl noch weiter zu verknappen.
     

Fazit – Wie geht es mit den (Heiz-)Ölpreisen weiter?

Dass der Markt – zumindest aus Käufersicht – für eine Preisentspannung überreif zu sein scheint, zeigen auch die Reaktionen auf den Trump-Tweet. Doch leider gibt es aktuell kaum Signale, dass diese Entspannung demnächst eintreten könnte. Zu angespannt ist das globale politische Pokern, zu hoch die Nachfrage, zu lukrativ die Kürzungen.
 

Die Handelswoche im Überblick

Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:

Montag, 23.04.2018

  • Einkaufsmanagerindex, Eurozone
  • Markit PMI, Eurozone
  • Markit PMI, Deutschland
  • Chicago Fed Aktivitätsindex, USA
  • Markit PMI, USA

Dienstag, 24.04.2018

  • Ifo-Geschäftsklimaindex, Deutschland
  • Immobilienmarktdaten, USA
  • Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA

Mittwoch, 25.04.2018

  • EIA Rohöl Lagerbestand, USA

Donnerstag, 26.04.2018

  • EZB-Zinssatzentscheidung, Eurozone
  • Arbeitsmarktdaten, USA

Freitag, 27.04.2018

  • Treffen der Eurogruppe
  • Geschäftsklimaindex, Eurozone
  • Konsumdaten, USA
  • Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)

*Termine ohne Gewähr
 

Entwicklung Eurokurs

Der Euro startet sichtbar geschwächt in die neue Woche. Nach einer engen Spanne zwischen 1,23 und 1,24 US-Dollar am Freitag notierte er am Morgen nur noch bei 1,2313 US-Dollar, zwischenzeitlich fiel er sogar unter die 1,23-Marke. Die EZB hatte den Referenzpreis am Freitag auf 1,2309 US-Dollar festgesetzt.

Grund für die Schwäche war eine breit angelegte Dollarstärke aufgrund von amerikanischen Wirtschaftsdaten. Die Rendite von US-Staatsanleihen sei so hoch wie seit fast 10 Jahren nicht mehr, die Kapitalmarkzinsen hatten auch zugelegt. Wer amerikanisch investiert, kann sich also momentan über attraktive Renditen freuen – und das gibt der US-Währung Auftrieb.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 66,31 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 65,89 Cent.

Wer angesichts der beginnenden intensiven Nachfragesaison eine wirtschaftlich kluge Entscheidung treffen will, entscheidet sich heute zum Heizölkauf. Zwar haben wir bereits wesentlich gefälligere Preisniveaus gesehen, doch stehen die Anzeichen momentan einfach zu signifikant auf weiteren Steigerungen. Wer heute kauft, macht sich von weiteren Entwicklungen unabhängig.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.