Heizölpreise sinken: Schwacher Euro belastet dennoch
15. August 2018, Peter Dudda
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Indien: Sanktionsausnahmen beim Import iranischen Öls?
- US-Bestandsdaten nach API: Rohölbestände steigen
- Abwertung der türkischen Lira belastet stärkt US-Dollar und belastet Öl-Nachfrage
- Devisenmarkt: Leichte Stabilisierung bei Lira – Auch der Euro profitiert
- Brent bei 72,29 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 651,75 US-Dollar
- Euro fällt auf 1,1347 US-Dollar
- Heizölpreis niedriger bei 71,32 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▲ IEA-Prognose: Nachfrage dürfte weiter steigen
▲ Inkrafttreten erster US-Sanktionen gegen Iran
▲ Ölproduktion Saudi Arabiens geringer als gedacht
▲ China investiert in die Infrastruktur
▲ Produktionsschwierigkeiten in Kanada bis September
▲ Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten
▶ Iran kritisiert OPEC-Produktionsausweitungen
▶ Mexico will intensiv in die Ölindustrie investieren
▼ API-Bericht: Rohöl- und Destillatbestände steigen
▼ OPEC korrigiert Nachfrageerwartungen nach unten
▼ US-Ölindustrie mit weiteren Anstiegen der Bohranlagen
▼ China verhängt Strafzölle
▼ Spekulationen um neuerliche OPEC-Produktionsausweitung
▼ Saudi-Arabien senkt Preise für September-Lieferungen
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 72,29 US-Dollar. Der Vergleichswert von Dienstag betrug noch 72,81 US-Dollar, der Schlusspreis für Dienstag wurde bei 72,46 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen wenig verändert bei 651,75 US-Dollar. Der Vergleichswert am Dienstag lag bei 655,00 US-Dollar, während der Schlusspreis am Dienstag bei 654,75 US-Dollar festgehalten wurde.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Der Blick auf die heute Morgen ausgegebenen Ölpreise lässt nur schwer erahnen, dass unsere gestrige Prognose zu steigenden Kursen im Prinzip getroffen hat. Die Sorte Brent kratzte zum Nachmittag kurzzeitig an der Marke von 74 US-Dollar und auch ICE-Gasoil stand kurze Zeit knapp vor der Marke von 670 US-Dollar. Auslöser war scheinbar die vorübergehende Stabilisierung der türkischen Lira, welche u.a. aufgrund von Strafzollerhebungen durch die USA seit Anfang der Woche immer mehr unter Druck geraten war. Doch die Lira allein kann natürlich nicht für die steigenden Kurse verantwortlich gemacht werden. Vielmehr ging mit der Stabilisierung der türkischen Währung im gleichen Atemzug eine Stabilisierung des Euro einher. In der Folge geriet der US-Dollar unter Druck. Das wiederum führte zu günstigeren Einkaufspreisen von Öl am Weltmarkt, welches bekanntlich ausschließlich in US-Dollar gehandelt wird.
Letztlich war es ein kurzes Intermezzo, denn bereits zum späten Nachmittag zog der Dollar wieder an. Die türkische Regierung hatte zwar ein umfangreiches Sofortmaßnahmenpaket umgesetzt, dass den Wertverlust der Landeswährung stoppen soll, doch die Wirksamkeit blieb aus. In Kombination mit der Erwartung steigender US-Bestände, setzten viele Händler auf Gewinnmitnahmen. In der Folge fielen die Kurse auf ihre Ausgangsniveaus. Mit der Veröffentlichung der US-Bestandsdaten in der letzten Nacht gaben die Kurse weiter leicht nach. Zum Morgen setzte bereits eine Stabilisierung ein, denn typischerweise wird der Handel erst die Veröffentlichung des DOE-Berichts am heutigen Nachmittag abwarten, bevor er eine finale Bewertung des US-Ölmarkts abgibt. Sollten die Daten des API-Berichts bestätigt werden, kann mit fallenden Ölpreise gerechnet werden – aber auch nur unter der Prämisse, dass es keine Neuigkeiten aus der Türkei gibt, welche die Lira abermals und vielleicht sogar nachhaltig stabilisieren.
Entwicklung Eurokurs
Am Dienstagmorgen konnte sich der Euro von den eklatanten Kurseinbrüchen vom Wochenbeginn erholen. Heute Morgen ist die Lage wieder ähnlich akut wie zuletzt am Montag: Zum Morgen kostete die Gemeinschaftswährung nur noch 1,1347 US-Dollar. Gestern waren es noch 1,1425 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB wurde zuletzt am Dienstagnachmittag bei 1,1406 US-Dollar festgesetzt.
Im Fokus der Devisenmärkte steht weiterhin die Entwicklung in der Türkei. Die türkische Regierung steht unter Zugzwang, die bisher getroffenen Maßnahmen haben keine Wirkung gezeigt. Der türkische Staatspräsident geht das Spiel um Strafzölle stattdessen ein und verhängt seinerseits Strafzölle auf US-Produkte wie Elektronik, Autos und Spirituosen. Die Krise ist damit wohl auf absehbare Zeit nicht ausgestanden und könnte noch einige Überraschungen, eben auch für den europäischen Markt bereithalten.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Ausnahme für Indien bei US-Iran-Sanktionen?
- API: US-Rohölbestände legen zu
Indien und das iranische Öl
Indien führt im Durchschnitt täglich etwas mehr als 400.000 Barrel iranischen Öls ein. Damit ist Indien besonders abhängig von den iranischen Öl-Exporten, welche wie seit Mai diesen Jahres bekannt nicht mehr lange fließen könnten. Die USA hatte im Mai den Atomdeal mit dem Iran einseitig und ohne Einbeziehung der europäischen Partner aufgekündigt und verlangt eine Neuverhandlung der Konditionen. Europa und der Iran halten hingegen weiter am Abkommen fest, wenn sich das mit Blick auf die seit letzter Woche eingetretene erste US-Sanktionswelle auch immer schwieriger gestaltet. So ist ein Handel von Waren die regulär in US-Dollar gehandelt werden nur noch über Umwege möglich. Das betrifft natürlich auch Rohöl und Ölprodukte, welche mit den aktuellen Sanktionen damit zumindest indirekt betroffen sind. In drei Monaten, wenn die zweite Sanktionswelle in Kraft tritt, soll iranisches Öl bereits direkt mit auf der Sanktionsliste der betroffenen Güter und Waren stehen. Indien hofft derweil auf eine Ausnahmeregelung. Diese kann natürlich nur durch die USA ausgesprochen werden. Zumindest zeigt sich Indien kompromissbereit. So könnten die Ölimporte aus Teheran zumindest um 50% reduziert werden. Da die USA mit ihrem Sanktionsgebaren nahezu allein stehen, scheinen die Chancen Indiens für eine Ausnahmeregelung indes nicht schlecht zu sein.
API: Abschläge nur bei Benzinbeständen
Bereits mit unserer gestrigen Meldung zeichnete sich die Entwicklung ab: Erstmals seit Wochen sind die Bestände im wichtigsten US-Öllager in Cushing (Oklahoma) wieder gestiegen. Das American Petroleum Institute sattelt auf diese Meldung auf und vermeldete gestern Nacht landesweit gestiegene Rohöl- und Destillatbestände.
Die API-Daten im Überblick
Die gefallenen Bestände bei Benzin sind eher neutral einzuschätzen, sie bestätigen lediglich die noch stabile Sommernachfrage. Zusätzlich könnten sie mit einer geringeren Raffinerieauslastung einhergehen, die im Prinzip jedes Jahr um diese Zeit etwas abnimmt.
Insgesamt widersprechen die API-Zahlen der Erwartungen, verweisen sie doch nach Wochen der Anspannung bei der Versorgungslage im US-Markt auf eine plötzliche Entspannung. Genauere Daten erwarten uns heute Nachmittag mit dem Bericht des Department of Energy (DOE). Der DOE-Bericht greift auf eine breitere Datenbasis zurück und gilt daher als zuverlässiger als die eher indikatorischen API-Zahlen.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 71,32 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 71,70 Cent.
Trifft die aktuelle Stimmung auch für den Rest der Woche zu oder nicht? Diese wichtige Frage müssen sich Heizölkäufer schon seit geraumer Zeit stellen. Und eine eindeutige Antwort gibt es einfach nicht. Wir empfehlen in dieser Situation: Machen Sie sich von den undurchsichtigen Entwicklungen unabhängig und lösen Sie den Heizölkauf zeitnah aus. Ein Tipp: Bestellen Sie ihr Heizöl noch vor der nachfragestarken Zeit im Spätsommer und Herbst und profitieren Sie so von geringen Lieferkosten und einer schnelleren Lieferzeit.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.