Iran stellt sich vor OPEC-Treffen weiterhin quer – Ölpreise vor dem Wochenende in starker Bewegung

22. Juni 2018, Nicola Bergau

Heizöl zum Wochenende günstiger 22.06.2018

Auch wenn Saudi-Arabien betont, dass die Mehrheit der Länder am Kürzungsdeal beteiligten Länder eine Förderanhebung um 1 Mio. B/T befürworten würde, stellt sich Iran vor der heutigen Entscheidung in Wien quer. Das lässt die Ölpreise schwanken. Ob Heizölkäufer profitieren, erklären wir hier.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • Iran pocht vor OPEC-Entscheidung weiterhin auf Kompromiss
  • Devisenmarkt: Zölle auf US-Waren treten in Kraft
  • Libyen hat weiter mit Produktionsausfall zu kämpfen
  • Brent bei 73,94 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 637,25 US-Dollar
  • Euro steigt auf 1,1667 US-Dollar
  • Heizölpreis sinkt auf 67,84 Euro / 100L
     

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
 

Produktionsausfall in Libyen
Bestandsabbauten bei US-Öl laut DOE
IEA schätzt Angebotslage etwas knapper ein
Force Majeure auf Öllieferungen aus Venezuela
Drohende US-Sanktionen gegen Venezuela
USA kündigen harte Sanktionen gegen Iran an

Iran nur bei Kompromiss zu OPEC-Produktionsanhebungen an Bord
Russland und Saudi-Arabien produzieren mehr Öl
 Erneute US-Strafzölle gegen China
US-Strafzölle auf europäischen Stahl und Aluminium 
OPEC-Produktion könnte schon im Juli steigen



Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 22.06.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 73,94 US-Dollar. Der Vergleichswert von Donnerstag betrug noch 74,33 US-Dollar, der Schlusspreis für Donnerstag wurde bei 73,05 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 637,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Donnerstag lag bei 642,00 US-Dollar, während der Schlusspreis am Donnerstag bei 634,50 US-Dollar stand – annähernd 13 Dollar weniger als am Vortagesschluss.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Für den Markt scheint es ausgemacht, dass es sehr bald zu einer Förderanhebung seitens der OPEC und Nicht-OPEC-Länder, die den Kürzungsdeal 2015 auf den Weg gebracht hatten, kommen wird. Gestern Nacht traf sich in Wien bereits das JMMC als technisches Gremium des Deals und sprach eine Empfehlung von 1 Mio. B/T mehr Öl aus. Dieser Wert entspricht den Vorstellungen Saudi-Arabiens und hat sich auch beim Markt inzwischen gefestigt.

Allerdings wurde direkt bekannt, dass Iran bei dieser Zahl nicht mitmachen wird. Die Analyse dazu finden Sie im Morgenreport vom 21.06.18. Auch dieser Widerstand ist für den Markt nicht neu, doch reichte der Fakt gestern dennoch dazu, die ansonsten sicher deutlicheren Preisabschwünge auszupendeln.

Heute treffen sich nun die Ölminister und stimmen über die tatsächlichen Förderquoten ab. Im Vorfeld zeigt sich der Markt erwartungsgemäß volatil, pendelt also sehr eng zwischen Preisauf- und -abschwüngen.
 

Entwicklung Eurokurs

Der Euro konnte sich stabilisieren und kostet heute Morgen 1,1667 US-Dollar. Gestern waren es noch 1,1549 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis am Donnerstag auf 1,1538 US-Dollar fest.

In der Nacht haben sich die europäischen Geldgeber auf ein letztes Hilfspaket für Griechenland geeinigt. Noch einmal soll es neue Kredite und Schuldenerleichterungen geben, bis das bankrotte Land ab nächstem August wieder alleine funktionieren muss. Allein der Umstand, dass in diesem Fakt Einigkeit herrscht, reichte gestern schon zu einer Erholung. Gleichzeitig hatten schwache Konjunkturdaten aus den USA den Dollar etwas unter Druck gebracht.

Seite heute um Mitternacht gelten außerdem in der EU Strafzölle auf amerikanische Waren. Rund 25 Prozent werden deshalb auf Waren wie Erdnussbutter, Jeans oder Whiskey fällig. Diese Zölle dürften den europäischen Markt kaum stören, da solche Waren auch anderweitig importiert werden können und von der zuständigen Kommission deshalb ausgewählt wurden. Die amerikanische Wirtschaft könnte davon jedoch getroffen werden, fraglich ist nur, welche Auswirkungen dies auf den Devisenmarkt haben wird.

 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Iran pocht auf Kompromiss bei OPEC-Treffen
  • Widerstreitende Meldungen aus Libyen
     

Iran torpediert weiterhin Förderanhebungen

Hatten wir gestern noch analysiert, dass Iran doch an Bord sein könnte, wenn die Förderanhebungen der OPEC bestimmte Bedingungen erfüllen, ließ der iranische Vertreter gestern in Wien das Gegenteil verlauten: Er sei weiterhin gegen diese Anhebungen, da das Land angesichts der US-Sanktionen in keiner Weise davon profitieren könne.

Zuvor hatten die technischen Analysten des Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) eine Empfehlung ausgesprochen, nach der eine Produktionsanhebung um 1 Mio. B/T sinnvoll wäre, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen.

Damit folgte das Komitee der Vorstellung Saudi-Arabiens, dessen Ölminister vollmundig verkündete, dass eine „überwältigende Mehrheit“ für diesen Vorschlag sei. Das Problem daran ist für Iran vor allem, dass die Zahl zu hoch ist und laut Meldungen aus den USA „bestellt“ wurde.

Denn Washington soll vor allem Saudi-Arabien damit betraut haben, die Angebotsausfälle durch die Iran-Sanktionen aufzufangen. Für Iran stellt sich die Produktionsanhebung also nicht ohne Grund wie ein Diktat aus den USA dar.

Wenn heute die Ölminister in Wien offiziell über den Kürzungsdeal und die Förderanhebungen entscheiden, ist ein Kompromiss also scheinbar unausweichlich. Zahlen zwischen 0,5 und 0,6 Mio. B/T sind schon seit Tagen im Gespräch. Zwar könnte das Treffen auch ohne Iran über eine Anhebung von 1 Mio. B/T entscheiden, doch das wäre äußerst kontraproduktiv.

Nur, wenn die Dealmitglieder Einigkeit demonstrieren, hat die künstliche Förderbegrenzung überhaupt eine Chance. Denn ansonsten wäre das gesamte Unterfangen in der Außenwirkung schnell nicht mehr nachhaltig und die Länder würden nach und nach einen eigenen Weg bei der Ölproduktion gehen.

Dies haben wir bereits zu Beginn des vergangenen Jahres beobachtet, als die ölproduzierenden Länder teilweise weit hinter ihren Kürzungsquoten zurückblieben. Der Markt zweifelte erheblich am Deal, die Ölpreise fielen statt sich zu stabilisieren.

Damit ist das heutige Treffen bei Weitem nicht so harmonisch und durchstrukturiert, wie Wortführer Saudi-Arabien glauben machen will. Es zieht sich dementsprechend in die Länge und der Markt schwankt deshalb erheblich zwischen höheren und niedrigeren Notierungen. Wann und ob heute eine endgültige Einigung mit einem harten Wert kommt, muss also weiterhin abgewartet werden.
 

Meldungen aus Libyen sind widersprüchlich

Das von Kämpfen um die wichtigsten Exporthäfen Es-Sider und Ras Lanuf gebeutelte Libyen will bei Markt und Abnehmern offenbar Schadensbegrenzung betreiben. Gestern hieß es aus Kreisen der National Oil Company (NOC), dass die Exporthäfen trotz schwerer Schäden binnen einer Woche wieder in Betrieb genommen werden könnten. Das scheint angesichts der vorherigen Meldungen, dass die Reparaturen Jahre dauern könnten, etwas voreilig.

Die Häfen werden von Truppen der Petroleum Facility Guards (PFG) blockiert, während Truppen der Libyan National Army (LNA) an der Zurückeroberung arbeiten. Laut Augenzeugen soll wegen diesen Auseinandersetzungen nun auch ein dritter Öltank brennen, was die Aussagen des NOC noch weiter ins Reich des Wunschdenkens verschiebt.

So oder so sinkt die libysche Ölproduktion momentan um 450.000 B/T, was rund die Hälfte der Gesamtproduktion von 950.000 B/T ergibt. Von „Nomalbetrieb“, wie ihn sich das NOC vorstellt, kann also angesichts dieser Zahlen in nächster Zeit kaum die Rede sein.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 67,84 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es 68,45 Cent.

Das OPEC-Treffen ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Ölmonats. Wer mit weiter fallenden Ölpreisen gerechnet hatte, wird angesichts des heutigen Heizölpreises bereits leicht enttäuscht, die Preissenkung ist bisher nur marginal. Ein Kompromiss der OPEC scheint unausweichlich und bleibt weit hinter den bereits eingepreisten Erwartungen zurück. Darum sind deutliche Preisabschwünge ungewiss.

Deshalb lautet unser wichtigster Tipp: Machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Auswirkungen unabhängig – und nutzen Sie das heutige Preisniveau für den Heizölkauf insbesondere dann, wenn sich der Tank leert. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein – und Sie holen die Tankanzeige aus dem roten Bereich.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

 

Nico Bergau - Leiter Onlinehandel

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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