Undurchsichtige Versorgungslage stützt den Heizölpreis

2. Juli 2018, Felix Schmidt

Versorgungsengpässe stützen den Heizölpreis. 02.07.2018

Die Frage danach, ob die zahlreichen Produktionsausfälle wichtiger Öllieferanten durch andere Länder ausgeglichen werden können, steht für die Märkte nach wie vor im Mittelpunkt. Wie startet die Woche für den Heizölpreis?

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • Mögliche Lieferengpässe trotz Produktionssteigerungen
  • Brent bei 78,37 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 669,50 US-Dollar
  • Euro fast unverändert bei 1,1664 US-Dollar
  • Heizölpreis leicht im Plus bei 70,41 Euro / 100L


 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

 

Anzahl der US-Ölbohranlagen sinkt▼ Ölpreise laut Trump zu hoch, Saudi-Arabien unter Druck.
 US-Rohölbestände stark rückläufig Nach Beschluss: OPEC-Staaten heben Ölproduktion sukzessive an
▲ US-Regierung erhöht den Sanktionsdruck gegen den Iran Saudi-Arabien plant Rekordhoch bei Rohölförderung
 Produktionsunterbrechungen in Libyen und Kasachstan halten an▼ Handelsstreit zwischen USA, EU und China
 Lieferprobleme aus Kanada nach USA US-Strafzölle auf europäischen Stahl und Aluminium

 

 

 

 

Abstimmungsergebnis der letzten Woche

  • 30% / 102 Stimmen: Der Heizölpreis steigt
  • 70% / 238 Stimmen: Der Heizölpreis sinkt


Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 78,37 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug noch 77,84 US-Dollar, der Schlusspreis für Freitag wurde bei 79,23 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 669,50 US-DollarDer Vergleichswert am Freitag lag, ebenso wie der Schlusspreis bei 665,75 US-Dollar.

 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 02.07.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Bereits vor dem Wochenende berichteten wir über die aktuellen Lieferprobleme bei wichtigen Ölproduzenten. Der daraus entstehende Aufwärtstrend für den Ölpreis setzte sich bis Handelsschluss durch. Hintergrund ist die Tatsache, dass Experten derzeit nicht davon ausgehen, dass die Produktionssteigerungen von Seiten der USA und der OPEC-Staaten ausreichen werden, um die Produktionsausfälle in Venezuela, Libyen, Kasachstan und dem Iran auszugleichen. Hinzu kommt die angespannte Lage bei den US-Beständen, die laut DOE-Daten aus der letzten Woche kräftig gesunken sind. So war es nicht überraschend, dass zumindest die amerikanische Referenz-Ölsorte WTI im späten Handel ihr Tageshoch erreichte, was mit einem 3,5 Jahreshoch gleichzusetzen war.

Zum Wochenstart kletterten die Preise jedoch nicht in gleicher Geschwindigkeit weiter. Ein Grund dafür ist der Eurokurs, der sich – wenn auch auf niedrigem Niveau – einigermaßen stabil in die neue Woche retten konnte. Hinzu kommt das Signal von US-Präsident Trump, der via Twitter die hohen Ölpreise kritisierte und ankündigte, vor allem Saudi-Arabien in die Pflicht nehmen zu wollen, was den Ausgleich der Lieferengpässe anbelangt.
 

Entwicklung Eurokurs

Für die Gemeinschaftswährung beginnt die neue Woche weder besonders gut, noch besonders schlecht. Praktisch unverändert notiert der Eurokurs heute Morgen bei 1,1664 US-Dollar. Am Freitag stand er um diese Zeit bei 1,1650 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzwert am Freitag bei 1,1658 US-Dollar fest.

In Europa schaut man derzeit auf den Asylstreit zwischen der CDU und der CSU, bei dem noch heute ein finaler Einigungsversuch unternommen wird. Bereits gestern Abend hatte Bundesinnenminister und CSU-Parteichef Horst Seehofer seinen Rücktritt angekündigt. Kurz darauf erklärte er jedoch, seine Entscheidung von der Kompromissbereitschaft der CDU abhängig zu machen.

Je nachdem, wie sich die Lage nun entwickelt, könnte die Bundesregierung in Bedrängnis kommen. Das würde wiederum nicht nur innerhalb Deutschlands Wellen schlagen, sondern beispielsweise auch den Eurokurs entsprechend negativ beeinflussen.

Erst in der vergangenen Woche hatten sich die EU-Regierungschefs darauf verständigt, die europäische Asylpolitik zu verschärfen. Die Einigung war für den Devisenmarkt, der zuletzt öfters an der Stabilität des Staatenbundes gezweifelt hatte, ein wichtiges Signal. Für die CSU gingen die Maßnahmen dennoch nicht weit genug. Droht nun eine erneute Destabilisierung, könnte auch der Eurokurs in Mitleidenschaft gezogen werden.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Lieferengpässe und Produktionsausfälle stützen das Preisniveau


Bei verschiedenen wichtigen Öllieferanten kommt es derzeit zu Ausfällen bei der Ölproduktion. Während in Venezuela aufgrund der vorherrschenden Wirtschaftskrise und den US-Sanktionen gegen die Regierung um Präsident Maduro die Produktion schon seit längerer Zeit stetig abnimmt, hat sich die Lage vor allem im Iran und in Libyen in den letzten Wochen verschärft.

​Die libyschen Exporthäfen Es Sider und Ras Lanuf sind inzwischen faktisch gesperrt, sodass die Exporte des Landes um 450.000 Barrel pro Tag abgenommen haben. Die Lage könnte sich jetzt noch einmal verschärfen, denn die Tanks in den Ladestellen füllen sich, sodass unter Umständen auch die Produktion des Landes zurückgefahren werden muss, wenn kein Rohöl mehr exportiert werden kann. Hinzu kommen die schweren Schäden an der Infrastruktur, welche durch die Auseinandersetzungen entstanden sind.
Im Zuge der US-Sanktionen nehmen auch die Ölexporte aus dem Iran ab, weshalb es in Kombination mit den Lieferschwierigkeiten in Kasachstan und Kanada insgesamt zu Engpass kommt, der derzeit noch nicht durch die OPEC-Staaten kompensiert werden kann – obwohl einige Länder, darunter Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die OPEC-Entscheidung faktisch schon im Mai vorweggenommen hatten, als sie ihre Produktion deutlich erhöhten.

Einzig ein Tweet des US-Präsidenten Trump, in dem er die hohen Ölpreise kritisiert und Saudi-Arabien stärker in der Pflicht sieht, birgt das Potenzial, das Preisniveau wieder zu drücken. Denn auch wenn die US-Rohölförderung im Zeitverlauf steigt, so haben sich die Bestände und seit kurzem auch die Anzahl der US-Ölbohranlagen reduziert.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 70,41 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 70,34 Cent.

Lieferengpässe und sinkende Ölbestände sorgen derzeit dafür, dass der Heizölpreis nicht wieder unter die Marke von 70 Cent pro Liter fällt. Die Anhebung der Produktionsmenge durch die OPEC-Staaten ist noch zu gering, als dass sie diese Bewegung ausgleichen könnte. Frühestens mittelfristig könnte wieder ein Gleichgewicht einkehren. Abzuwarten bleibt auch, in welchem Ausmaß Saudi-Arabien auf die Forderung Trumps nach einer noch deutlicheren Erhöhung der Produktionsmenge nachkommen kann.

Um den Unsicherheiten aus dem Weg zu gehen, sollten Sie das heutige Preisniveau für den Heizölkauf nutzen - insbesondere dann, wenn sich der Tank leert. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein – und Sie holen die Tankanzeige bei einem gefälligen Preisniveau aus dem roten Bereich.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

Felix Schmidt – Autor

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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