Ölpreise können 50 Dollar Marke nicht halten

27. Mai 2016,

Heizoelpreis sinkt 270516

Die Ölpreise haben gestern erstmals seit sieben Monaten die psychologische wichtige 50 US-Dollar Marke überschritten, konnten sich aber nicht darüber festsetzen. Verstärkte Verkäufe belasteten im späten Handel, sodass die Heizölpreise heute sinken werden.

Ölpreisentwicklung

Nachdem die Ölpreise gestern die psychologisch wichtige 50 US-Dollar Marke überschritten hatten, folgte eine regelrechte Verkaufswelle. Werden solche Preisniveaus am Markt thematisiert, wirken sie wie ein Magnet.

Eine größere Anzahl von Händlern und anderen Investoren, die an das Erreichen des Kursziels glauben, engagieren sich über verstärkte Zukäufe und Finanzprodukte wie Optionen in diese Richtung, was den Ölpreise dann letztendlich auch in die Höhe getrieben hat.

Das Ganze klappt natürlich nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Mit den Produktionsausfällen in Kanada und Nigeria, der rückläufigen amerikanischen Ölförderung in Kombination mit der anhaltend hohen Nachfrage und dadurch sinkenden Ölbeständen, war das offensichtlich der Fall.

Nach Erreichen des Kursziels erfolgten verstärkte Verkäufe um Gewinne zu realisieren. Das ließ die Ölpreise im Endeffekt wieder nachgeben.

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis-Index Brent wird zum jetzigen Zeitpunkt bei 49,18 US-Dollar je Barrel gehandelt und hat sich damit wieder recht deutlich von der 50 Dollar Marke entfernt. Gleiches gilt für das amerikanische WTI-Öl, die zweite Referenzsorte am Ölmarkt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, liegt heute Morgen bei 442 US-Dollar je Tonne. Nachdem die Produkt-Notierungen durch die Streiks in Frankreich in den letzten Tagen stärker als die Ölpreise Brent und WTI angestiegen waren, verzeichneten sie gestern auch deutlichere Verluste.

Die kommende Woche wird zeigen, in welche Richtung sich die Ölpreise nun bewegen werden. Hier gehen auch die Meinungen der Analysten auseinander. Die einen sehen nach dem Durchbruch der 50 Dollar Marke weiteres Aufwärtspotenzial und einen guten Einstiegspunkt, um bei weiter steigenden Ölpreisen Gewinne zu realisieren. Andere gehen wiederum davon aus, dass sich die Ölpreise in etwa auf diesem Niveau halten oder leicht zurück gehen könnten.

Auch bei den fundamentalen Marktfaktoren zeichnet sich ein uneinheitliches Bild. An diesem Wochenende beginnt mit dem Memorial Day die „Driving Season“ in den USA. Fahrsaison werden die Sommermonate genannt, in denen insbesondere die Benzin-Nachfrage deutlich steigt.Universitäten schließen und auch durch Urlaubsreisen wird im Sommer insgesamt deutlich mehr Auto gefahren.

Um die erhöhte Benzin-Nachfrage zu decken wird in den Raffinerien mehr Rohöl verarbeitet. Damit gehen  in der Regel sinkende Lagerbestände einher. Der Preis für das amerikanische WTI-Öl würde sich dadurch wohl zumindst auf dem aktuellen Niveau halten können. 

Daneben sprechen die anhaltenden Produktionsausfälle in Ländern wie Nigeria, Libyen und Venezuela, die problematische Versorgungslage in Frankreich sowie die bis dato rückläufige amerikanische Ölförderung für ein festes Niveau der Ölpreise.

Auf der anderen Seite stehen die preisdrückenden Einflüsse. Hier ist insbesondere die in Kürze erwartete Rückkehr von Öl-Exporten aus Kanada zu nennen, welche durch den Rückgang der Waldbrände möglich wird. Das OPEC Meeting in der nächsten Woche könnte die Ölpreise ebenfalls belasten.

Am Ölmarkt rechnet man nicht mit einer Kürzung der Fördermengen. Im Gegenteil, es wird erwartet, dass sich der Kampf um Marktanteile mit Produzenten innerhalb und außerhalb der OPEC fortsetzt. Sollten OPEC Mitglieder bei dem Treffen Produktionssteigerungen ankündigen, würde dies die Ölpreise wohl belasten.

Der letzte zentrale Punkt ist die Schieferölförderung in den USA. Die Anzahl der aktiven Förderanlagen ist laut dem Baker Hughes Report 17 Wochen in Folge zurückgegangen – bis zur letzten Woche, da stoppte der Rückgang.

Diverse US-Schieferölproduzenten haben angekündigt, ab einem Ölpreis-Niveau von 50 Dollar wieder neue Anlagen in Betrieb nehmen zu können. Dies könnte wiederum den Rückgang der US Rohölförderung ausbremsen, was wiederum gegen einen weiteren Anstieg der Ölpreise sprechen würde.

Angesichts dessen wird man am Ölmarkt in den kommenden Wochen genau auf diese Entwicklung im Baker Hughes Reports achten. Daneben enthält der wöchentliche Bericht des DOE (Department of Energy, amerikanisches Energieministerium) Daten zur Entwicklung der amerikanischen Ölproduktion.

Sollte sich der Rückgang verlangsamen oder die Ölproduktion sogar steigen, könnte sich eine Entwicklung aus dem Vorjahr wiederholen. 2015 sind die Ölpreise zwischen Januar und Juni um bis zu 30 Prozent gestiegen, vorrangig begründet mit dem erwarteten Rückgang der amerikanischen Ölförderung.

Diese hielt sich jedoch lange relativ stabil, da Produzenten bei den höheren Ölpreisen ihre künftige Förderung über langfristige Verträge rentabel vermarkten konnten und gleichzeitig ihre Kosten reduzierten. Die Folge war dann ein Preisverfall, der bis zum Januar dieses Jahres anhielt.

Entwicklung Eurokurs

Der Wechselkurs der Euro hält sich derzeit knapp unter 1,12 US-Dollar. Am Abend wird die Präsidentin der US-Notenbank Janet Yellen an der Universität Harvard eine Rede halten. Am Finanzmarkt erhofft man sich neue Signale, ob es im Juni zu einer Zinserhöhung kommen wird.

Der US-Dollar wird derzeit von der Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed gestützt, was den Euro im Gegenzug belastet. Finanzmarktexperten sehen den Dollar auch weiter im Aufwärtstrend.

Da Öl grundsätzlich in Dollar gehandelt wird, verteuert ein steigender Dollarkurs die Importe für den Euroraum.

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Heizöl-Lieferung kostet heute im bundesweiten Durchschnitt wieder unter 53 Cent pro Liter Heizöl. In der nächsten Woche wird sich vorrausichtlich zeigen, ob der Trend steigender Ölpreise anhält und sich der Heizölpreis den 60 Cent annähert oder wieder unter 50 Cent fällt.

Momentan spricht eher weniger für einen zeitnahen Preisrückgang. Unsere Empfehlung lautet daher: Wer in den nächsten Wochen Heizöl benötig, sollte jetzt Heizöl kaufen. Auch der Kauf einer kleineren Menge Heizöl kann sich durchaus lohnen, da mit starken Nerven auf Preisrückgänge in der zweiten Jahreshälfte spekuliert werden kann.

Wir empfehlen daher unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.