Ölpreise im Aufwind: Das sind die Gründe

8. Juni 2018, Peter Dudda

Heizölpreise zum Wochenende gestiegen 08.06.18

Ohne nennenswerte Impulse kannten die Kurse am Donnerstag nur den Weg nach oben. Die Ölpreise sind damit wieder auf dem Stand vom Wochenbeginn, alle Verluste wurden abgegeben. Die Auswirkungen auf den Heizölpreis erfahren Sie bei uns.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
 

  • OPEC-Mitglieder gehen auf Konfrontation zu Saudi Arabien und Russland in Sachen Produktionsausweitung
  • Öl-Angebotslage bleibt global weiter knapp
  • Aufwärtstrend bei den Ölpreisen hält auch zum Freitagmorgen weiter an
  • Brent bei 77,05 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 669,75 US-Dollar
  • Euro bei 1,1798 US-Dollar
  • Heizölpreis steigt auf 69,72 Euro / 100L

 

Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
 

 Uneinigkeit innerhalb der OPEC zu Produktionssteigerungen
 Force Majeure auf Öllieferungen aus Venezuela
 Drohende US-Sanktionen gegen Venezuela
 USA kündigen harte Sanktionen gegen Iran an

 DOE-Bericht: US-Bestände zugenommen, Nachfrage gesunken
 Russland und Saudi-Arabien produzieren mehr Öl als vereinbart
 US-Strafzölle auf europäische Stahl und Aluminium 
 OPEC-Produktion könnte schon im Juni steigen
 IEA: Ölnachfrageprognose für 2018 etwas nach unten korrigiert

 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 08.06.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr 

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen des letzten Handelstags der Woche bei 77,05 US-Dollar. Der Vergleichswert von Donnerstag lag noch bei 75,85 US-Dollar, der Schlusspreis für Donnerstag wurde bei 77,32 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Freitagmorgen bei 669,75 US-DollarDer Vergleichswert am Donnerstag lag bei 658,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Donnerstag bei 668,25 US-Dollar festgelegt wurde.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Trotz eines durch und durch mit preissenkenden Faktoren behafteten DOE-Berichts (wir berichteten), zogen die Kurse an den Ölbörsen über den Donnerstag stetig an. Wenn schon deutlich gestiegene US-Rohöl- und Benzinbestände in Kombination mit einem deutlichen Nachfragerückgang die Kurse nicht drücken können, dann ist das ein deutliches Warnsignal. Vor allem die Verkaufsbereitschaft im Handel scheint eingeschränkter als erwartet. Gestützt wird dieser Faktor vor allem durch die Einschätzung, dass die globale Angebotslage für Öl weiter angespannt bleibt – OPEC-Ankündigungen zur Produktionsausweitung hin oder her.

Die Kurse sind gestern auf den ersten Blick ohne nennenswerte Neuigkeiten gestiegen. Im Handelsjargon spricht man dann vom Ausbleiben „fundamentaler Impulse“. So waren es gestern dann die sogenannten „technischen Käufe“, welche die Preise nach oben trieben. Technische Käufe werden automatisch ausgelöst, wenn ein bestimmtes Preisniveau – auch Widerstand genannt – durchbrochen wird. Dann geht es darum, sich das noch niedrige Preisniveau zu Nutze zu machen in dem eben ein Kauf ausgelöst wird, möglichst bevor die Preise noch weiter steigen. Im Umkehrschluss können aber eben genau diese technischen Käufe auch die Kurssteigerungen weiter befeuern.

Für Heizölverbraucher ist das zum Wochenende natürlich eine ungünstige Entwicklung, da die Heizölpreise entsprechend mit anziehen. Dennoch ist das aktuelle Preisniveau von Heizöl im Vergleich zur letzten Maiwoche akzeptabel. Da lag der bundesweit gemessene Durchschnittspreis noch bei fast 73€ pro 100 Liter Heizöl.
 

Entwicklung Eurokurs

Die Gemeinschaftswährung bleibt weiter im Aufwind, lag der Kurs letzte Woche zeitweise noch auf einem Langzeittief, notierte der Euro zum Tagesstart heute bei 1,1798 US-Dollar und überschritt bereits gestern schon zeitweise die Marke von 1,18 US-Dollar. Am Donnerstag stand der Kurs zum Tagesstart noch bei 1,1778 US-Dollar begonnen. Der Referenzpreis der Europäischen Zentralbank wurde am Donnerstag bei 1,1836 US-Dollar festgelegt.

Gestützt wird der Euro weiter vor allem durch die Aussichten auf die künftige Geldpolitik der EZB. Der EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte am Mittwoch eine Diskussion über das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank für die Zinssitzung in der nächsten Woche angekündigt. Ernüchternd wirkten hingegen Wirtschaftsdaten aus Deutschland, wonach die Auftragsbücher der Industrie zum vierten mal in Folge weniger Aufträge zu verbuchen haben.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
 

  • OPEC-Mitglieder auf Konfrontation zu Saudi Arabien und Russland
     

Hohe Ölpreise sind natürlich allen Öl-Produzenten willkommen, so natürlich auch dem mächtigen Öl-Förderer-Kartell der OPEC. Als die Referenzsorte Brent in den vergangenen Wochen die Marke von 80 US-Dollar überschritt, eilten sogleich dennoch Russland und Saudi Arabien herbei und brachten eine Produktionsausweitung ins Spiel. Das Kalkül dahinter ist durchschaubar: Zu hohe Preise gefährden die eigenen Marktanteile, schließlich gibt es mit den USA als wohl mittlerweile zweitgrößten Ölproduzenten einen starken Wettbewerber, der ebenfalls von den hohen Preisen profitieren möchte.

Das die Preise überhaupt diese Niveaus erreichen konnten liegt – wir erwähnten es bereits mehrfach die letzten Tage – an dem beschränkten Angebot an Öl auf dem Weltmarkt. Je nach Argumentation und Interessensstand sprechen einige Marktteilnehmer bereits von einem Marktungleichgewicht in Richtung eines Angebotsdefizits. Die OPEC hat mit ihrem seit nunmehr eineinhalb Jahren bestehenden Förderkürzungs-Abkommen maßgeblich zu der angespannteren Marktlage beigetragen. Darüber hinaus kommen noch geopolitische Faktoren (Syrien, Iran, Venzuela,…) und natürlich die überaus robuste Nachfragesituation stützend für diese Entwicklung hinzu.

Der seit knapp einer Woche im Raum stehende Vorstoß Russlands und Saudi Arabiens zu einer schrittweisen Produktionsausweitung wurde von Beginn an in den Reihen der OPEC debattiert. Vor allem die kleineren Produzenten stellen sich gegen eine Anhebung der Förderquoten, da sie durch dann sinkende Preise Verluste befürchten. Außerdem ist es für einige Förderer auch nicht einfach realisierbar, ihre Produktion von einem auf den anderen Tag hochzufahren oder die Mehrmengen ohne weiteres dem Markt zur Verfügung zu stellen – damit würden sie zu den niedrigeren Preisen auch noch Marktanteile verlieren.

Das OPEC Mitglied Algerien betonte nach jüngsten Meldungen, dass das Ziel der OPEC weiter ein ausgeglichener Markt bleiben muss – und das wiederum stünde in keinerlei Verbindung mit Produktionssteigerungen. Am 22. Juni treffen sich die OPEC Mitglieder und weitere am Kürzungsdeal beteiligte Partner in Wien zu einem planmäßig angesetzten Gipfel. Das Kürzungsabkommen läuft zwar noch bis Ende 2018, doch der Termin im Juni wurde bei der letzten Dealverlängerung Ende des letzten Jahres auf Wunsch Russlands hin angesetzt.

Russland betont immer wieder, dass ein ausgeglichener Markt bei einem Preisniveau von 60 US-Dollar gegeben wäre. Bei einem Niveau von 80 US-Dollar ist die Gefahr aus russischer Sicht einfach zu hoch, dass die USA ihre – im Verhältnis sehr kostenintensive – Ölproduktion weiter ausweitet und damit letztlich der wesentliche Profiteur von der Förderzurückhaltung der OPEC und ihrer Partner wäre. Das die Ölproduktion nach dem Gipfel in Wien nun tatsächlich signifikant zunimmt, ist zwar nicht auszuschließen, aber eben auch noch nicht beschlossene Sache. Die Märkte könnten sich in den nächsten Wochen entsprechend in Zurückhaltung üben, die Preisniveaus weiter stabil bleiben. Heizölverbraucher sollten das Thema bei einem anstehenden Kauf also weiter genau im Blick behalten.

 

Heizölpreisentwicklung

Die gestiegenen Ölpreise machen sich bei den Heizölpreisen zum Wochenende deutlich bemerkbar: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 69,72 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es noch 68,53 Cent.

Momentan lautet unser wichtigster Tipp für den Heizölkauf: Machen Sie sich von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig. Die Märkte sind gerade nicht durchschaubar und der Euro steht auf wackeligen Füßen. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

 

Peter Dudda - Autor

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