OPEC hat Produktionsprobleme: Ölpreise dennoch stabil
22. Oktober 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- INF-Abkommen: Trump äußert Vorwürfe gegen Russland
- OPEC bleibt hinter Förderversprechen zurück
- Niedrige Rheinpegel sorgen weiter für Versorgungsschwierigkeiten auf Binnenmarkt
- Baker Hughes: vier neue US-Ölplattformen sorgen für Allzeithoch
- Norwegen hat Förderschwierigkeiten
- Brent bei 80,00 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 714,75 US-Dollar
- Euro steigt auf 1,1532 US-Dollar
- Heizölpreis bei 91,57 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ Weniger OPEC-Fördersteigerungen als erwartet
▲ Spekulation um Brent-Preis bei 100 US-Dollar bis Ende des Jahres
▲ Kein Freigabe strategischer US-Ölreserven
▲ Sicherheitslage im Irak angespannt – Ölindustrie bedroht
▲ Iranische Ölexporte wegen US-Sanktionen rückläufig
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▶ Trump will aus Atomabkommen mit Russland aussteigen
▶ USA: Rentabiliät von Schieferölproduktion steigt
▶ Verhandlungen zwischen Indien und USA zu iranischem Öl
▼ Libyen mit ausbaufähiger Ölförderung
▼ US-Bestände nach DOE mit deutlichen Aufbauten
▼ Saudi-Arabien aktiviert Förderreserven
▼ China, Indien und Türkei importieren weiter iranisches Öl
▼ Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
▼ OPEC und IEA erwarten sinkende Nachfrageentwicklung
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 80,00 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug noch 79,64 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 79,78 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 714,75 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 711,50 US-Dollar, der Schlusspreis bei 714,75 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Heute Morgen ist es etwas schwierig, die Differenz zwischen der Ölpreisentwicklung und dem Heizölpreis zu durchschauen. Selbst die stabile Notierung der wichtigen Ölwerte ist aus Beobachtersicht etwas unklar. Denn die OPEC hat laut einem internen Bericht ihr Versprechen von Juni, die Ölförderung zum Ausgleich der knappen Versorgungslage um 1 Mio. B/T anzuheben, nicht erreicht. Außerdem hat Norwegen aufgrund technischer Probleme mit Förderrückgängen zu kämpfen.
Der größte politische Faktor des Wochenendes findet im Ölpreis ebenfalls (noch) nicht statt: US-Präsident Trump hat angekündigt, das sogenannte INF-Abkommen mit Russland aufzukündigen. Das Intermediate-range Nuclear Forces-Abkommen wurde 1987 verabschiedet und hat seitdem die Stationierung von atomaren russischen Mittelstreckenraketen in Europa verboten. Laut Trump habe Russland dieses Abkommen durch die Entwicklung einer Cruise Missile verletzt und man werde dieses Abkommen aus dem Kalten Krieg nun deshalb aufkündigen – und selbst solche Waffen entwickeln müssen.
Warum dieser Fakt bei einer ähnlichen Ausgangslage wie beim Aufkündigen des Atomabkommens mit Iran noch keine Wellen geschlagen hat, ist zum aktuellen Zeitpunkt kaum zu beantworten. Man muss allerdings hier festhalten, dass Trump mit seiner Meinung, Russland ginge einen eigenen, nicht vereinbarten Weg, nicht ganz allein steht. Auch Großbritannien hat Moskau schon vorgeworfen, den Abrüstungsvertrag zu unterwandern. Beim Aufkündigen des Iran-Atomabkommens hatte Trump keinerlei Rückendeckung.
Apropos Wellen: An diesen fehlt es momentan im Rhein. Der wochenlang ausgebliebene Regen hat die Pegel der Hauptflüsse weiter dramatisch sinken lassen und sorgt deshalb für Versorgungsschwierigkeiten von den internationalen Häfen zu den Raffinerien in Süddeutschland. Dies wiederum sorgt für längere Lieferzeiten bei Heizöl und ultimativ auch dafür, dass der Heizölpreis im Vergleich zur Ölpreisentwicklung heute Morgen weiterhin auf sehr hohem Niveau pendelt (siehe dazu der Morgenbericht von Freitag).
Entwicklung Eurokurs
Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1532 US-Dollar, Freitag um die gleiche Zeit waren es 1,1457 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Freitag wurde bei 1,1470 US-Dollar festgesetzt.
Die Kurserholung der Gemeinschaftswährung beruhte auf einer deeskalierenden Haltung zwischen der EU und Italien, die EU-Kommissar Pierre Moscovici vor dem Wochenende bekräftigt hatte. Die Haushaltspolitik Italiens steht an sich in Sachen Neuverschuldung konträr zur EU, weshalb sich Konflikte abzeichneten. Doch man wolle sich nicht in die Politik des Landes einmischen, sagte Moscovici.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Baker Hughes: US-Ölplattformen erreichen Rekordzahl
- Norwegen und OPEC mit Produktionsschwierigkeiten
- Libyen hat Kapazitäten zur Fördersteigerung
Die drei wirtschaftlichen Hauptfaktoren des Wochenendes lassen sich heute Morgen nicht isoliert betrachten. Denn alle drei zeichnen ein widersprüchliches Bild der Marktlage. Während Norwegen und die OPEC mit schwindenden Förderzahlen bzw. weniger Förderanhebungen zu kämpfen haben, hat Libyen trotz einer angeschlagenen Sicherheitslage nun wieder ein Förderniveau über 1 Mio. B/T erreicht und ist in der Lage, noch mehr Öl aus dem Boden zu holen. Und die USA haben nun 873 aktive Ölbohranlagen – und damit so viele wie zuletzt im August 2015.
Warum die OPEC ihr Versprechen, die Förderung seid Juni um 1 Mio. B/T anzuheben, nicht erfüllen kann, lässt sich aus dem internen Bericht, der für die Meldung verantwortlich ist, nicht ablesen. Höchstens die reinen Zahlen geben einen rechnerischen Aufschluss. Fest steht, dass die Förderung bis September nur um etwa 428.000 B/T zugelegt hat. Saudi-Arabien als Förderprimus mit 524.000 B/T mehr wird von sinkenden Förderungen in Iran und Venezuela wieder ausgeglichen. Bei den am Abkommen beteiligten Nicht-OPEC-Ländern sieht es genauso aus: Russland hat 389.000 B/T mehr Öl gefördert, andere Nationen blieben hinter ihren Quoten zurück.
Zu diesen Tatsachen gesellt sich die Rechnung, dass Norwegen seid Januar immer weniger Öl in der Nordsee gefördert hat. Der wichtigste europäische Produzent muss seit Januar immer wieder mit technischen Schwierigkeiten kämpfen. Das sorgt für Förderrückgänge um 11,9 Prozent. Zwar spielt Norwegen im globalen Vergleich nur eine kleine Rolle, doch der Markt schaut aktuell bei jedem Fass genau hin, ob es problemlos zur Versorgungslage beiträgt oder nicht.
Doch warum zeigen sich diese Fakten nun nicht im Ölpreis? Es kann davon ausgegangen werden, dass die Unbewegtheit der Kurse ein direktes Spiegelbild der Unsicherheit des Marktes ist. Denn die Nachfrageprognosen wurden allenthalben zwar etwas nach unten korrigiert, doch die aus allen Teilen der Erde gemeldeten Förderschwierigkeiten sagen eben auch, dass die Versorgungslage weiterhin knapp bleiben wird. Das „Pulverfass“ der Marktstimmung veranlasst indessen Offizielle, eine Warnung vor Hamsterkäufen auszusprechen. IEA-Chef Birol sprach in Japan seine Befürchtung aus, dass Preissteigerungen aufgrund der Lieferschwierigkeiten insbesondere aus Iran möglich wären und daher vorauseilende Käufe auslösen könnten. Ob diese Warnung gehört wird, bleibt abzuwarten.
Die Handelswoche im Überblick
Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:
Montag, 22.10.2018
- Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex, USA
Dienstag, 23.10.2018
- Vebraucherrvertrauen, Eurozone
- Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA
Mittwoch, 24.10.2018
- Markit PMI, Deutschland
- Markit PMI, USA
- Fed Beige Book, USA
- EIA Rohöl-Lagerbestand, USA
Donnerstag, 25.10.2018
- Ifo-Geschäftsklimaindex, Deutschland
- EZB Zinssatzentscheidung
- Arbeitsmarktdaten, USA
Freitag, 26.10.2018
- BIP, USA
- Rede EZB-Präsident Draghi, Eurozone
- Lohndaten, USA
- Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)
*Termine ohne Gewähr
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 91,57 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 91,52 Cent.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.