Revolution in Venezuela: Ölpreise fallen dennoch, Heizölpreise stabil

24. Januar 2019, Nicola Bergau

Heizöl am Donnerstag günstiger 24.01.19

In Venezuela kündigt sich ein Machtwechsel an: Die Opposition versucht, Präsident Maduro aus dem Amt zu entfernen. Die Ölpreisnotierungen sind gefallen, der Seitwärtstrend bleibt unterdessen bestehen. Heizöl heute etwas günstiger.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • API: Überraschend mehr Rohöl
  • Venezuela: Entmachtungsversuch gegen Maduro
  • Brent bei 60,87 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 566,25 US-Dollar
  • Euro bei 1,1371 US-Dollar
  • Heizölpreis bei 68,90 Euro / 100L
     

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

Revolution in Venezuela
IEA sieht Möglichkeit für ausbalancierten Markt 2019
Russland verspricht volle Umsetzung der OPEC+ Kürzungen bis April
China plant erneut Investitionen in die heimische Wirtschaft
Kanadische Produktionskürzungen auch im Februar
Saudi-Arabien bestätigt Kürzungen der Ölexporte im Januar
Mögliche Sanktionsverschärfung gegen Venezuela

Leichter Rückgang der Raffinerieauslastung in den USA erwartet
Fortschritte bei Handelsgesprächen zwischen USA und China erwartet

Möglicherweise doch Ausnahmen von US-Sanktionen
Öl-Nachfrage sinkt im Januar
EIA: US-Ölproduktion steigt
OPEC-Prognose2019: Öl-Förderung von Nicht-OPEC-Förderern steigt
USA fördern auf Rekordniveau und nähern sich Energieunabhängigkeit

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 60,87 US-Dollar. Der Vergleichswert von Mittwoch betrug noch 61,78 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 61,14 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 566,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Mittwoch lag bei 571,50 US-Dollar, der Schlusspreis bei 568,00 US-Dollar.

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 24.01.2019 // Alle Angaben ohne Gewähr

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Insbesondere im Wochenvergleich wird deutlich, dass der Markt momentan einen stabilen Seitwärtstrend verfolgt. Im Vergleich zum Donnerstag vor einer Woche haben sich die Notierungen kaum oder nur minimal verändert.

Auch gestern hielt dieser Trend an und wurde von zwei wesentlichen Faktoren ausbalanciert: Der API-Bericht zu den wöchentlichen US-Ölbeständen zeigte einen untypischen Aufbau bei den Rohölvorräten, auch gibt es wieder mehr Produkte in den Lagern.

Gleichzeitig spitzt sich die Lage in Venezuela zu. Parlamentspräsident Guaidó hat sich gestern zum Übergangspräsidenten und damit Präsident Nicolás Maduro für entmachtet erklärt. Die internationale Staatengemeinschaft unterstützt und legitimiert diesen Schritt, da Maduro in den Augen der mehrheitlichen Weltgemeinschaft illegal in sein Amt kam. Seit seiner Machtübernahme ist das Land zunehmend in Armut, Korruption, Misswirtschaft und politischen Unruhen ertrunken.

Maduro nimmt diese Entmachtung natürlich nicht an, doch steigt der Druck von Minute zu Minute. Ganz gleich, ob die Revolution erfolgreich ist oder nicht, wird es in nächster Zeit noch weniger Öl aus dem an diesem Bodenschatz reichen Land geben. Der Markt richtet seine Aufmerksamkeit also auf diesen preissteigernden Faktor, kann aber noch längst nicht anhand realistischer Zahlen reagieren.

API-Daten und Venezuela-Meldungen haben sich gestern praktisch aufgehoben, auch wenn dahinter eine viel weitreichendere Entwicklung steht: Der Markt weiß schlicht nicht mehr, in welche Richtung es aktuell mit der Weltmarktentwicklung geht und hält sich infolge dessen mit eindeutigen Tendenzen nach oben oder unten zurück.

Die Heizölkäufer profitieren durchaus von dieser Situation, da sie wirtschaftliche Entscheidungen mit etwas mehr Ruhe treffen können. Ausschlaggebend ist meist der Eurokurs, der heute Morgen ebenfalls stabil ist. Wir raten unseren Kunden dennoch, möglichst bald den Heizölkauf auszulösen, insbesondere, wenn sich der Tank leert. Denn nicht nur angesichts der Unruhen in Venezuela, sondern auch angesichts der Nachfrageentwicklung oder anderer unvorhersehbarer Entwicklungen kann es mit der Ruhe sehr bald vorbei sein. Mit dem heutigen Heizölkauf machen Sie sich von allen Tendenzen unabhängig.
 

Entwicklung Eurokurs

Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1373 US-Dollar, am Mittwoch waren es 1,1353 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Mittwoch wurde noch bei 1,1367 US-Dollar festgesetzt.

Der fast unbewegte Eurokurs ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Markt auf die EZB-Entscheidung wartet, die heute Nachmittag ansteht. Von Zinserhöhungen geht niemand aus, viel wichtiger sind vielmehr die Zwischentöne und Einschätzungen, die EZB-Präsident Draghi in der anschließenden Pressekonferenz verkünden wird.

Letztlich geht es um die Frage, wie die Europäische Zentralbank die aktuelle Weltwirtschaft einschätzt und ob sich daraus langfristig neue Maßnahmen ergeben könnten, mit denen die Währungshüter die Konjunkturentwicklung antreiben wollen. Und Konjunkturentwicklung ist nun einmal der Begriff, der alle Märkte – von Rohstoffen bis zu den Devisen – umtreibt.

 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • API meldet Aufbauten auf ganzer Linie
  • Umsturz in Venezuela lenkt Blick auf ölreichste Nation der Welt
     

API: Mehr Rohöl, doch warum?

Ein besonders deutlicher Aufbau bei den Rohölvorräten war gestern für den Markt das wichtigste Element im aktuellen Wochenbericht des American Petroleum Institutes. Auch bei den Produkten gab es wieder höhere Lagerbestände. Die Frage ist nun: Warum ist das so?
 

Die API-Daten im Überblick

API-Bericht-US-Ölmarkt-Kalenderwoche-04-2490119 // Alle Angaben ohne Gewähr

Die Vermutungen zu den überdeutlichen Bestandsaufbauten im Vergleich zur gestiegenen Raffinerieauslastung reichen von verschobenen Import- und Exportbewegungen bis zu den ersten Auswirkungen der neuen Rekordproduktionswerte der US-amerikanischen Ölindustrie. Die gestiegenen Bestände bei Produkten wiederum könnten ein Indiz für die sinkende Nachfrage sein.

Der Government Shutdown wird hier als ein möglicher Grund geführt, denn die ruhenden Regierungsgeschäfte sorgen für Unsicherheit und weniger „Betrieb“ im ganzen Land.

Wie immer erhalten diese Vermutungen aber erst durch den heute Nachmittag folgenden Bericht des Department of Energy Bestätigungen, in dem harte Fakten zu Im- und Exporten sowie zur Nachfrage zu finden sind. Die Interpretation dieser Fakten obliegt allerdings wiederum dem Markt.

Der API-Bericht hätte die Preise gestern insgesamt wesentlich deutlicher nach unten ziehen können, doch die Entwicklungen in Venezuela sind ein viel zu wichtiger Gegenpol, als dass Spekulationen hier großen Raum hätten haben können.
 

Venezuela will den demokratischen Umsturz

Im vergangenen Jahr hatte sich Nicolás Maduro in einer von vielen Vertretern der Weltgemeinschaft  als undemokratisch betrachteten Wiederwahl, dass Präsidentenamt Venezuelas gesichert und damit das Land in eine bisher kaum gekannte Spirale von Armut, Korruption, Demontage der Wirtschaft und Unruhen gestürzt. Die Inflationsrate liegt für 2019 voraussichtlich bei über einer Million Prozent, die Menschen leiden Hunger, Berichten zufolge verschwinden Oppositionelle ohne Rückkehr und die Kindersterblichkeit ist hoch.

Gestern gipfelte die Verzweiflung vieler Venezolaner in einem Coup: Massendemonstrationen und Ausschreitungen endeten in der „Entmachtung“ Maduros durch den Parlamentspräsidenten Juan Guaidó. Dieser ernannte sich zum Interimspräsidenten und berief sich auf die Verfassung Venezuelas: Da die Wiederwahl Maduros nicht demokratisch abgelaufen sei, sei das Land ohne Präsident und der Parlamentschef hätte in diesem Fall die Interimsrolle inne.

Maduro hält an seinem Amt fest und weiß auch das Militär hinter sich. Er hat Beobachtern zufolge das vergangene Jahr genutzt, um die demokratischen Organe des Landes systematisch zu demontieren und de facto eine Militärdiktatur zu errichten. Dabei sollen er und seine Kader sich kontinuierlich am Land bereichert haben. Hohen symbolischen Wert hatte ein Social Media-Bild Maduros, wie er in einem der teuersten Restaurants der Welt speiste, während die Menschen in seinem Land wortwörtlich verhungern.

Die USA erkannten den neuen Interimspräsidenten Guaidó nur wenige Minuten nach der Verkündung an, auch die EU steht hinter dem Machtwechsel. Man müsse nun unbedingt demokratische Wiederwahlen anschieben, um das Land zu stabilisieren, hieß es aus Brüssel.

All diese Entwicklungen wären an sich schon ein wichtiger Grund, das sträflich missachtete Venezuela in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit zu rücken. Doch auch der Ölmarkt schaut nun wieder genauer hin:

Venezuela sitzt auf den größten Ölreserven der Welt und der Bodenschatz ist das einzig nennenswerte Wirtschaftsgut des Landes. Insbesondere im vergangenen Jahr sind die Exportquoten jedoch im alarmierenden Maße gesunken, da die Misswirtschaft und der desolate Zustand des Landes vor allem auch die (staatliche) Ölindustrie getroffen haben. Aktuell werden nur noch etwa 1,45 Mio. B/T aus dem Boden geholt. Dies entspricht dem Stand der 1950er Jahre. Zum Vergleich: In den USA sind es deutlich über 11 Mio. Barrel, gleiches gilt für Russland.

Selbst wenn sich Maduro in sein politisches Schicksal fügt, ist erst einmal davon auszugehen, dass sich dieser Zustand zumindest kurzfristig nicht bessern wird. Denn der wirtschaftliche Wiederaufbau wird selbst nach Neuwahlen und einer demokratischen Regierung Zeit brauchen. Die Frage, ob die Ölindustrie privatisiert wird und wer, wann, wieviel investiert, steht dabei genauso im Raum wie die Frage, wie lange es dauert, die hoffnungslos veralteten Raffinerien und Bohranlagen zu modernisieren.

Gleichzeitig ist aber nicht davon auszugehen, dass Maduro ohne Gegenwehr seinen Hut nimmt. So hatte er bereits gestern die Ausweisung aller amerikanischen Diplomaten angeordnet, die jedoch nicht gehen wollen. Sollte Maduro militärische Härte gegen amerikanische Einrichtungen anordnen, dürfte die Antwort aus Washington genauso deutlich ausfallen. Und drängendere Fragen, insbesondere zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, stehen in jedem Fall im Raum.

Mit einer Stabilisierung ist also nicht zu rechnen – ganz gleich, wie es nun weitergeht. Bei der ohnehin geringen Exporttätigkeit des Landes gibt es nicht mehr viel Luft nach unten. Doch jeder Tropfen Öl aus Venezuela, der durch den Umsturz nun noch weniger auf dem Markt landet, wird von den Händlern sehr genau beobachtet. Im vergangenen Jahr war Venezuela genauso ein Grund für die Preissteigerungen wie die erwarteten US-Sanktionen gegen Iran.

Aktuell wird der Umsturz erneut als preissteigernd interpretiert. Sollte die Wirtschaft vollständig zusammenbrechen, verschwänden auf einen Schlag mehr als eine Million Barrel vom Tagesmarkt. Und das wird sich definitiv in den Preiskurven niederschlagen. Auch wenn es angesichts der globalen Menge wenig klingt.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 68,90 Cent pro Liter Heizöl. Am Mittwoch waren es 69,16 Cent.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

Nico Bergau - Leiter Onlinehandel

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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