Kleine Überraschungen bei den US-Ölbeständen – Große Überraschungen für den Ölpreis?

14. März 2018, Nicola Bergau

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Obwohl sich die Ölpreise unterm Strich heute kaum verändert haben, steht dahinter ein aktiver Tag. Die Entlassung des US-Außenministers, ein Streik im größten libyschen Exporthafen und die US-Ölbestandsdaten laut API sorgten für deutliche Schwankungen. Was bedeutet das für den Heizölpreis?

Ölpreisentwicklung

Nachdem der Dienstag mit verhaltenen Tendenzen zu Preisnachlässen begonnen hatte, nahmen die Kurse im Laufe des Tages immer mehr an Fahrt auf und zeigten sich dabei ausnehmend volatil, also schwankend.

Kurzfristig ging es deutlich nach oben, als die Meldungen kamen, US-Außenminister Rex Tillerson sei entlassen worden und ein Streik behindere den größten libyschen Exporthafen. Diese Neuigkeiten hatten allerdings nicht langen Wert für die Kurse, die sich zum Abend hin wieder nach unten bewegten und letztendlich in der Nähe ihrer Ausgangsniveaus ankamen.

Die US-Ölbestandsdaten laut American Petroleum Institute (API) hatten dabei eine leicht stützende Funktion, gerade weil sie im Hinblick auf die Bestandszunahmen den Erwartungen etwas widersprochen haben.

Dass der Euro gerade im Hinblick auf die Personalie in der Regierung Trump zulegen konnte, dürfte nicht weiter überraschen. Zwischenzeitlich ging es über die 1,24 US-Dollarmarke, die am Morgen jedoch nicht gehalten werden konnte.

Aus diesem bewegten Tagesbild ergibt sich für Heizölkäufer heute keine günstige Ausgangsposition, Heizöl kostet etwas mehr.
 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 64,58 US-Dollar. Der Vergleichswert von Dienstag betrug noch 64,87 US-Dollar, der Schlusspreis für Dienstag wurde bei 64,64 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 571,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Dienstag lag bei 569,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Dienstag bei 568,75 US-Dollar stand.
 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 14.03.2018

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

API-Bericht widerspricht den Erwartungen

Eigentlich ist sich der Markt momentan einig, dass die US-Ölbestände wieder deutlich steigen müssen – eine geringe Raffinerieauslastung, mehr Förderung und weniger Nachfrage sprechen dafür und werden seit Wochen immer wieder vorgerechnet. Doch das American Petroleum Institute zeichnet ein etwas anderes Bild.

Die API-Daten im Überblick

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Zwar meldet das API durchaus die erwarteten Aufbauten bei Rohöl, doch sind diese in dieser Woche sichtbar hinter den Erwartungen zurückgeblieben – eine der größten Überraschungen, wenn auch im gemäßigten Rahmen.

Symbolisch lässt sich dies am Vorrat in Cushing, Oklahoma festmachen. Hier waren Aufbauten eigentlich eine ausgemachte Sache, zumal Genscape diesen noch zu Wochenbeginn vorgerechnet hatte. Laut API sind die Bestände allerdings zurückgegangen.

Die deutlichen Abbauten bei den Destillaten und die höheren Abbauten bei Benzin als erwartet lassen ebenfalls erkennen, dass es momentan gerade im Hinblick auf das heiße Thema US-Öl eine Lücke zwischen grundsätzlichen Tendenzen und Erwartungen und der statistischen Realität gibt.

Allerdings blieben die Reaktionen auf den API-Bericht erneut sehr verhalten. Wiederum ist davon auszugehen, dass sich dies heute Nachmittag ändern könnte, wenn das Department of Energy seinen Wochenbericht vorlegt. Denn hier sind die statistischen Daten breiter, die Zahlen somit theoretisch verlässlicher.
 

Die Causa Tillerson könnte weitreichende Folgen für den Ölpreis haben

Wenn ein Außenminister aus dem Kabinett ausscheidet – aus welchen Gründen auch immer – interessiert dies die Ölmärkte meist nur peripher. Doch weil es sich bei Rex Tillerson um den US-Außenminister handelt, ist das in diesem Fall anders.

Tillerson war als gemäßigter Politiker bekannt, der sich mehrfach öffentlich gegen Trump und seine Einstellung zu Ländern wie Iran, Venezuela und Nordkorea gestellt hat. Iran und Venezuela sind aus Öl-Sicht in mehr als einer Hinsicht entscheidend. Venezuela macht etwa seit Monaten Schlagzeilen, weil die desolate Lage im Land die einzige Einnahmequelle – das Öl – immer weiter beschneidet. Zusätzlich drohen Sanktionen aus den USA.

 Im Zusammenhang mit Ölförderer Iran geht es vor allem um das Atomabkommen, das Tillerson aufrecht erhalten wollte, was Trump als denkbar schlechteste Lösung ansieht.

Tillersons Nachfolger wird nun Mike Pompeo, zur Stunde noch Direktor der CIA und bekannter Hardliner. Folgt er der Direktive Trumps, könnte sich das Angebot an Öl auf dem Weltmarkt in nächster Zeit deutlich verändern.
 

In aller Kürze: Was für die Ölpreisentwicklung heute noch wichtig ist

  • Iran will die eigene Ölproduktion nach Ende des OPEC-Deals 2018 deutlich steigern. Bis 2021 wolle man vom aktuellen Niveau bei 3,8 Mio. B/T auf ein Niveau von 4,4 Mio. B/T kommen.

  • Die spekulative Ausrichtung des Marktes mit Wetten auf steigende Preise nimmt langsam ab. Er bewegt sich in die sogenannte Contango-Position, bei der schneller verfügbares Öl günstiger ist als Futures mit längerer Laufzeit. Contango ist zwar noch nicht deutlich, aber in Indizien sichtbar. Gleichzeitig nehmen die Long-Positionen ab, also die Käufe, die davon ausgehen, dass die Preise weiter steigen werden.

  • Der Streik im größten libyschen Exporthafen Zawiya, der gestern noch für Aufmerksamkeit sorgte, scheint heute Morgen wieder beendet. Einen Rückstau zum Ölfeld Sharara soll es nicht gegeben haben.
     

Fazit

Heute heißt es wirklich „Abwarten und Tee trinken“, bis die DOE-Zahlen am Nachmittag veröffentlicht werden. Sollten sie die gleiche Tendenz wie die API-Daten aufweisen, sind Preissteigerungen durchaus möglich.
 

Entwicklung Eurokurs

Vom Wechsel im US-Außenministerium konnte der Euro gestern deutlich profitieren. Zwischenzeitlich stieg er weit jenseits der 1,24 US-Dollarmarke, am Morgen notierte er bei 1,2371 US-Dollar und hat eine fallende Tendenz. Die EZB legte den Referenzpreis für Dienstag bei 1,2378 US-Dollar fest.

Rex Tillerson ist der letzte Politiker in einer auffällig langen Reihe von Persönlichkeiten, die die US-Regierung verlassen mussten. Beobachter sehen darin ein sehr deutliches Signal für die Ruderlosigkeit, mit der die amerikanische Regierung momentan durch die unruhigen politischen Gewässer fährt – sowohl nach außen als auch nach innen. Dieses Signal setzt sich deshalb auch deutlich in einer Skepsis gegenüber dem Dollar um, von der der Eurokurs im Gegenzug direkt profitiert.

Heute Nachmittag werden sowohl aus den USA als auch aus der Eurozone mehrere Konjunkturdaten erwartet, die erneut für Bewegung am Devisenmarkt sorgen könnten.
 

Heizölpreisentwicklung

Vor allem der stark schwankende Eurokurs sorgt heute Morgen für folgendes Bild: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 60,35 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 60,33 Cent.

Wie schon festgehalten, bieten die kommenden DOE-Zahlen heute Morgen die größte Signalqualität – und diese kann sowohl in die eine als auch die andere Richtung gehen. Es ist also nicht gesagt, dass Sie heute noch einen besseren Preis für Ihre Heizöllieferung erzielen können. Zumal der Eurokurs dabei weiterhin wichtig ist und momentan wieder verliert.

Auch wenn die Vorzeichen allgemein weitere Nachlässe in Aussicht stellen, sollten Sie sich als effizienter Heizölkäufer darauf nicht verlassen und heute Morgen die Bestellung auslösen. Das Preisniveau ist gefällig und das Überraschungspotential an den Märkten zu hoch, um Prognosen als Preiskompass zu verwenden. Darum ist es eine gute Idee, wenn Sie sich mit Ihrem Heizölkauf von allen weiteren Entwicklungen unabhängig machen.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.