US-Ölbestände sorgen für kleine Preisrallye – Euro legt wieder zu

23. Februar 2018, Nicola Bergau

Heizölpreise steigen 230218

Eigentlich hatte der Markt vom Bericht des DOE Signale für nachlassende Ölpreise erwartet, wurde aber eines Besseren belehrt. Weniger Rohöl in den US-Lagern und eine nachlassende Versorgungssicherheit sorgten für deutliche Preissteigerungen zum Tagesende. Der Euro konnte zulegen. Heizöl teurer.

Ölpreisentwicklung

Nachdem die Zahlen des American Petroleum Institutes (API) zu den US-Ölbeständen überraschenderweise kaum Auswirkungen auf die Ölpreise hatte, war dies gestern nach Veröffentlichung der Vergleichszahlen des Department of Energy (DOE) schon wieder ganz anders.

Im Vorfeld hatten Experten mit steigenden Beständen und Signalen für weitere Preisnachlässe aus dem Bericht gerechnet. Mit dieser Annahme fanden sie Gehör, denn vor den DOE-Zahlen gingen die Kurven nach unten.

Der Bericht überraschte jedoch auf ganzer Linie und setzte durchweg Signale für Preissteigerungen bei den Ölpreisen, die am Markt sofort umgesetzt wurden. Gleichzeitig ließ der Dollar etwas nach (und stärkte den Euro), was die Kauflaune außerhalb der USA anheizte. So ist Heizöl vor dem Wochenende teurer.

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 66,35US-Dollar. Der Vergleichswert von Mittwoch betrug 64,91 US-Dollar, der Schlusspreis für Donnerstag wurde noch bei 66,39 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 584,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Donnerstag lag bei 575,75 US-Dollar, während der Schlusspreis am Donnerstag bei 585,00 US-Dollar festgesetzt wurde.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.

Auch wenn die Ölpreise sich heute zum Tagesstart von den Höchstständen schon wieder verabschieden, bleibt der Preissprung nach der Veröffentlichung des DOE-Berichts doch deutlich.

DOE-Bericht: Versorgungssicherheit nimmt ab

Grundsätzlich folgt der Bericht des Department of Energy (DOE) zu den US-Ölbeständen den Befunden des API-Berichts, der gestern praktisch keine Auswirkungen auf die Preisentwicklung hatte. Die Bestände an Rohöl und Destillaten haben abgenommen, die Bestände an Benzin sind leicht gestiegen.

Im Vorfeld waren Experten jedoch wohl davon ausgegangen, dass das DOE dem API widersprechen wird und hatten dementsprechend Verkaufssignale in den Markt gegeben. Umso größer war der Kaufimpuls, nachdem auch das DOE bestätigte, dass gerade die landesweiten Rohölbestände deutlich abgenommen haben (-1,6 Mio. Barrel).

Eigentlich müssten die Bestände momentan eher zulegen, da die Raffinerien Wartungsarbeiten durchführen und dementsprechend weniger verbrauchen. Außerdem bestätigt auch der DOE-Bericht, dass die heimische Rohölförderung weiterhin stabil über dem 10 Mio. B/T-Wert rangiert.

Viel vom geförderten Öl wird momentan exportiert. Die Quote mit 2,044 Mio. B/T hat im Vergleich zur Vorwoche noch einmal zugelegt und pendelt momentan nahe des absoluten Rekordwertes von Oktober 2017. Gleichzeitig wurden die Importe etwas zurückgefahren.

Zusammen mit dem wiederum gesunkenen Vorrat im Umschlagslager in Cushing, Oklahoma, zeigen die DOE-Zahlen, dass die Versorgungssicherheit mit Rohöl in einer Jahreszeit abnimmt, in der sie eigentlich zulegen sollte.

Nun klingt dieser Begriff weitaus dramatischer als er ist, zeigt aber dennoch, dass sich der US-Markt in diesem Jahr erst einmal allen saisonalen Regeln widersetzt. Denn vor allem die Nachfrage, die das DOE im Gegensatz zum API festhält, bleibt weiter über dem statistischen Niveau, auch die Benzinnachfrage ist eigentlich zu hoch für diese Jahreszeit, weshalb die Aufbauten um 0,3 Mio. Barrel laut DOE eher ebenso als Kaufsignal interpretiert wurden.

In der Tiefe lässt sich der DOE-Bericht so interpretieren, dass die auf Hochtouren laufende US-Wirtschaft für solche unerwarteten Zahlen sorgt. Gleichzeitig agiert der Markt immer noch in der sogenannten „Backwardation“-Konstellation, in der es günstiger ist, Öl mit zukünftigem Erfüllungsdatum zu kaufen als sofort verfügbares Öl, das eingelagert werden müsste.

Entwicklung Eurokurs

Im Eurokurs steckt momentan sehr viel Bewegung um die 1,2331 US-Dollar-Marke. Am Morgen notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,2279 US-Dollar, während die Europäische Zentralbank den Referenzkurs für Donnerstag bei 1,2276 US-Dollar festgesetzt hatte.

Die gestrige allgemeine Dollarschwäche hatte dem Euro Auftrieb verliehen, auch wenn diese von genauso wenig handfesten Fakten getragen wurde wie die aktuell beobachtbare Gegenbewegung. Heute soll es noch Konjunkturdaten aus der Eurozone geben, die den Kurs vielleicht etwas beruhigen und eine klarere Tendenz herausarbeiten könnten.

Heizölpreisentwicklung

Im Umfeld deutlich gestiegener Ölpreise ist der erholte Eurokurs das Zünglein an der Waage für inländische Heizölkäufer, das den Preisanstieg wenigstens abbremst: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 60,79 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es 60,54 Cent.