Heizölpreise: Weitere OPEC-Produktionssteigerung?

30. Juli 2018, Peter Dudda

Heizölpreise zum Wochenstart gesunken 30.07.2018

Gewinnmitnahmen sorgten vor dem Wochenende für nachgebende Kurse. Der Grund für die vermehrten Verkäufe liegt einer Äußerung des russischen Energieministers, wonach eine Ausweitung der OPEC-Förderung wieder auf die Agenda gesetzt werden müsste. Bei uns gibts die Auswirkungen auf die Heizölpreise.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • OPEC und Russland vor weiterer Produktionsausweitung?
  • Anzahl von US-Öl-Bohranlagen gestiegen
  • Brent bei 74,33 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 660,75 US-Dollar
  • Euro stabil bei 1,1657 US-Dollar
  • Heizölpreis fällt leicht auf 69,82 Euro / 100L
     

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
 

 Angriff auf saudische Öltanker / Exportstopp nach Europa
 China investiert in die Infrastruktur
 DOE: Vorräte an US-Öl sinken
 Iran und USA drohen sich gegenseitig
 Nachfrage im US-Markt zieht an
 Produktionsschwierigkeiten in Kanada bis September
 Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten

  Einvernehmliches Ergebnis im Handelsstreit zwischen USA und EU
  Libysche Ölhäfen wieder geöffnet, doch Lage weiterhin angespannt

▼ Spekulationen um OPEC-Produktionsausweitung
▼ Mehr US-Ölbohranlagen

▼ Debatte um Abbau der strategischen US-Öl-Reserven
▼ EIA: US-Ölförderung wird im Juli und August stark steigen
▼ Wachstum der globalen Ölnachfrage verlangsamt sich
▼ Handelsstreit zwischen USA und China


Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 30.07.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte zum Wochenstart bei 74,33 US-Dollar.  Am Freitagmorgen waren es noch 74,55 US-Dollar. Der Schlusspreis zum Wochenende wurde bei 74,29 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, notiert mit 660,75 US-Dollar zum Wochenstart ebenfalls etwas schwächer als noch am Freitag (664,75 US-Dollar).  Der Schlusspreis wurde am Freitag bei 665,75 US-Dollar festgelegt.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Übers Wochenende haben sich die Ölpreise kaum verändert. Mit Blick auf die Nachrichtenlage der letzten Woche, war das Nest für steigende Ölpreise eigentlich bereitet: Saudi Arabien verhängte nach Angriffen auf eigene Öltanker durch jemenitische Milizen einen Exportstopp nach Europa - zumindest über die traditionelle Route durch den Suez-Kanal. Die US-Bestände sind zudem zuletzt deutlich zurückgegangen und die provisorische Einigung im Handelsstreit zwischen der USA und der EU sorgt für ein stabileres wirtschaftliches Umfeld für die Öl-Nachfrage. Erst am Freitagvormittag schien sich diese preistreibende Konstellation langsam an den Märkten durchsetzen zu wollen. Mit der Meldung, dass der russische Energieminister eine Ausweitung der Ölproduktion im Rahmen des bestehenden Förderbeschränkungsabkommens mit der OPEC über die jüngst vereinbarte Menge von täglich einer Million Barrel nicht ausschloss, setzten Händler zum Freitagnachmittag vermehrt auf Gewinnmitnahmen. Alle Tagesgewinne wurden so wieder revidiert und die Kurse schlossen zum Wochenende allesamt auf ihren Tagestiefs. Ob jetzt tatsächlich eine Debatte zu erneuten Produktionsanhebungen ins Rollen kommt bleibt fraglich. Zumindest auf Seiten der OPEC-Staaten sind die Reserve-Kapazitäten zur Ölförderung begrenzt und ob Russland die eigene Förderung im Alleingang anhebt kann mit Blick auf die enge Partnerschaft mit der OPEC, insbesondere mit dem Wortführer im Kartell Saudi Arabien, nahezu ausgeschlossen werden. Heizölverbraucher können jedoch aufgrund der Nachricht aus Russland etwas aufatmen. Weitere Aufwärtsspielräume bei den Heizölpreisen sind heute begrenzt.
 

Entwicklung Eurokurs

Nach einer Erholungsphase zur Mitter der letzten Woche musste der Euro die erzielten Gewinne zum Wochenende wieder abgeben. Zumindest hat sich die Gemeinschaftswährung etwas stabilisiert und ein Euro kostet so heute Morgen 1,1657 US-Dollar. Zum Freitagmorgen waren es noch 1,1641 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzkurs am Freitagnachmittag zuletzt auf 1,1625 US-Dollar fest.  

Für heute stehen vor allem Daten zur Preiseintwicklung aus Deutschland und Spanien auf der Agenda. Wie groß das Potenzial für Einfluss auf den Euro sein wird bleibt indes abzuwarten. Zuletzt setzte sich ein Trend der Teuerung durch. Dafür zeichneten vor allem höhere Energiepreise, auch aus dem Öl-Sektor, verantwortlich.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Hintergrund: Produktionsanhebungen durch Russland und OPEC?
  • US-Bohranlagen im Plus

 

Das steckt hinter dem Vorstoß Russland zur Produktionsausweitung

Im November 2016 einigten sich die Staaten des OPEC-Kartells und 10 weitere Partner, darunter Russland als größter Öl-Produzent der Welt, auf die geordnete Beschränkung ihrer Öl-Förderung. Das Ziel war eine Begrenzung des damals noch vorherrschenden Überangebots an Öl und damit eine Stabilisierung, bestenfalls ein Anheben der Preise an den globalen Ölmärkten. Nach dem das Abkommen im Mai 2017 und abermals im Oktober 2017 verlängert wurde, zeigten sich die Auswirkungen der Förderkürzungen deutlich. In Kombination mit vielen weiteren geopolitischen Faktoren und teils damit verbundenen Lieferausfällen, drehte sich die Versorgungslage binnen anderthalb Jahren von einer Überversorgung zu einer tendenziellen Unterversorgung. Verbraucher merkten die Auswirkungen schnell in der Geldbörse, denn das Tanken und der Heizölkauf wurde wieder kostenintensiver.

Zum Frühjahr diesen Jahres sorgten die hohen Ölpreise für einen interessanten Effekt: Steigende Preise sollten dem Kartell und ihren Partner eigentlich entgegenkommen. Dennoch einigte man sich Ende Mai auf eine Ausweitung der Ölförderung um täglich eine Million Barrel – natürlich geordnet und weiterhin im Rahmen des noch bis Ende des Jahres bestehenden Kürzungsdeals. Letztlich war diese Maßnahme reiner Selbstschutz, denn zu hohe Ölpreise rufen auch schnell andere Ölförderer auf den Plan, die mit einen hohen Preisniveau in der Lage sind auch eigentlich unrentable Ölquellen zu erschließen. Insbesondere die USA, welche zur Zeit mit seinen wöchentlichen Produktionssteigerungen Russland ohnehin schon den ersten Platz unter den Öl-Fördernationen streitig macht, wurde aus den Kreisen des Kartells und ihrer Partner mit Argwohn betrachtet.

Seit dem Beschluss über die Produktionsausweitung Ende Mai sind nun zwei Monate vergangen. Der Preis der Referenzölsorte Brent hat sich zuletzt in der Spanne zwischen 72 und 78 US-Dollar eingependelt. Das die Versorgungslage dennoch instabil zu sein scheint, belegen die jüngsten Lieferausfälle. Als in Libyen vor ein paar Wochen der Angriff auf wichtige Verladehäfen durch Rebellen von einem auf den anderen Tag für einen Lieferausfall von täglich 800.000 Barrel sorgten, reagierten die Märkte nahezu panisch und die Preise gingen wieder durch die Decke. Zusätzlich gibt es weitere Unsicherheitsfaktoren, welche die Aussicht auf eine stabile Versorgungslage torpedieren. So ist immer noch offen, wie sich die US-Sanktionen gegen den Iran auf die iranischen Ölexporte auswirken werden. Zudem geht auch die venezolanische Ölproduktion immer weiter zurück. Sollten in diese Situation weitere plötzlich auftretende Lieferausfälle die Versorgung belasten, könnte das die bisher gesehenen Preisniveaus in diesem Jahr in den Schatten stellen.

Ob nun die Äußerungen des russischen Energieministers Druck aus den Märkten nehmen werden bleibt abzuwarten. Eigentlich wurden Produktionssteigerungen über das Ende Mai gesetzte Ziel hinaus bisher kategorisch ausgeschlossen. Tatsachen werden so schnell ohnehin nicht geschaffen werden können. Wer die Nachrichten um die OPEC schon etwas länger verfolgt, sieht in dem Gebaren von Russlands hier sicherlich nichts ungewöhnliches. Denn es ist völlig normal, dass sich einige Partner der OPEC und die Mitglieder des Kartells schon weit im Vorfeld der angesetzten Verhandlungstreffen mit ihren Ansichten über die Fortführung des Abkommens in Stellung bringen. Im aktuellen Fall sind es noch mehr als 50 Tage, bis es wieder zu einem offiziellen Treffen der am Deal beteiligten Partner kommt – und zwar erst am 20. September in Algerien. Konkrete Maßnahmen werden aller Wahrscheinlichkeit aber auch da nichts beschlossen werden, denn die für eine Änderung des Deals notwendige Vollversammlung kommt erst Anfang Dezember zusammen. Ob der ohnehin auf tönernen stehende Deal vielleicht auch langsam zum Ende kommt, könnten bereits die Debatten der nächsten Wochen und Monate verraten.

 

US-Bohranlagen im Plus

Die Anzahl der aktiven Bohranlagen ist ein wichtiger Indikator für die Einschätzung der Stimmung im US-Ölmarkt. In der Vorwoche ist die Anzahl noch um 5 auf 858 Anlagen gefallen. In dieser Woche sind wieder drei Anlagen hinzugekommen. Insgesamt spricht diese Entwicklung dafür, dass die Aktivität für die Erschließung neuer Ölquellen in den USA weiterhin sehr hoch ist. Geht man allerdings davon aus, dass es vom Anbohren einer Ölquelle im Schnitt sechs bis neun Monate dauert, bis das Öl aus der neu erschlossenen Quelle dem Markt zur Verfügung steht, handelt es sich bei der Anzahl der aktiven US-Bohranlagen um einen Langzeitindikator.

 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 69,82 Cent. Übers Wochenende waren es noch 70,26 Cent pro Liter Heizöl.

Die ausbleibenden Auswirkungen der drei tendenziell preissteigernden Meldungen von letzter Woche verwundern und haben eigentlich nur wenig Auswirkungen auf die Heizölpreise gehabt.  Das der Sprung über die Marke von 70 Cent zum Wochenende lag vor allem am schwächeren Euro. Entspannung bringen die Aussagen des russischen Energieministers – wie lange diese allerdings anhält bleibt abzuwarten.

Wenn sich der Tank leert, sollten Sie keine Experimente eingehen. Zu angespannt ist die Versorgungslage und auch die Prognosen sprechen nicht für fallende Preise, wie wir heute weiter oben im Artikel schon betonten. Machen Sie sich also möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig, die den Markt seit Wochen immer wieder überraschen.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

Peter Dudda - Autor

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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