Wochenstart mit Preiserhöhungen: USA und Saudi-Arabien drohen sich
15. Oktober 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Diplomatische Spannungen um verschwundenen Journalisten zwischen USA und Saudi-Arabien
- Indien verhandelt erneut mit USA über Ausnahmenregelung für iranisches Öl
- IEA Monatsbericht: Weniger Ölnachfrage 2018/2019
- Baker Hughes: 11 aktive US-Ölplattformen hinzugekommen
- Brent bei 81,29 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 720,50 US-Dollar
- Euro fällt auf 1,1557 US-Dollar
- Heizölpreis bei 81,79 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ Spannungen zwischen Saudi-Arabien und USA könnten Ölindustrie bedrohen
▲ Havarie in kanadischer Ölraffinierie
▲ Spekulation um Brent-Preis bei 100 US-Dollar bis Ende des Jahres
▲ Kein Freigabe strategischer US-Ölreserven
▲ Sicherheitslage im Irak angespannt – Ölindustrie bedroht
▲ Iranische Ölexporte wegen US-Sanktionen rückläufig
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▶ Verhandlungen zwischen Indien und USA zu iranischem Öl
▶ Tropensturm Michael sorgt für Produktionsausfälle
▶ Iranische Ölexporte niedriger als erwartet
▶ Keine Annäherung zwischen USA und Iran
▼ OPEC kompensiert Lieferausfälle Irans
▼ US-Bestände nach DOE mit deutlichen Aufbauten
▼ Saudi Arabien aktiviert Förderreserven
▼ China, Indien und Türkei importieren weiter iranisches Öl
▼ Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
▼ OPEC und IEA erwarten sinkende Nachfrageentwicklung
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 81,29 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug noch 81,18 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 80,43 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 720,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 723,00 US-Dollar, der Schlusspreis bei 718,00 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Die grundsätzlich nachlassende Preisstimmung an den Märkten, die vergangene Woche durch deutliche US-Bestandsaufbauten, die Abwärtskorrektur der Nachfrageprognosen durch das EIA und mehr Öl aus Saudi-Arabien getragen wurden, hat heute Morgen einen Dämpfer erhalten.
Am Wochenende war es insbesondere der diplomatische Streit zwischen USA und Saudi-Arabien um den vermutlichen Tod eines Journalisten, der die Sorge um eine reibungslose Ölproduktion aus dem Golfstaat antrieb. Der saudische Regimekritiker Dschamal Chaschukdschi war unter ungeklärten Umständen in der Türkei verschwunden, die USA äußerten über Medien (indirekte) Vermutungen, dass ein saudisches Kommando dafür verantwortlich sei. Saudi-Arabien antwortete über staatliche Medien, dass man auf jede „Offensive“ der USA mit gleicher Härte antworten wolle. Die Türkei verhielt sich hier nicht etwa neutral, sondern befeuerte die Vermutungen um die Ermordung noch.
Die Auswirkungen dieses Faktes überschatteten am Wochenende alle Indizien für fallende Ölpreise. Auch die International Energy Agency (IEA) hat in ihrem Monatsbericht nun die Nachfrageprognosen nach unten korrigiert und folgt damit der OPEC sowie der EIA.
Baker Hughes zählte 11 aktive US-Ölplattformen mehr. Dies ist zwar ein sichtbarer Zuwachs, allerdings keine Überraschung mehr. Überraschender waren da schon die neuerlichen Verhandlungen zwischen Indien und USA, wie man weiterhin iranisches Öl importieren könne, ohne die Boykott-Bedingungen der USA bzw. die Strafen auf sich zu ziehen.
Insgesamt ist der Wochenstart ganz sicher kein Zeichen für eine Trendwende, vorerst bleiben wir in einer Abwärtsbewegung der Ölpreise. Doch sollten Heizölkäufer dennoch schnell zuschlagen, denn das unverändert hohe Niveau der Preise könnte sich schon morgen wieder weiter nach oben schrauben. Die Tendenzen sind jedenfalls zu uneindeutig, um sich in seinen Prognosen sicher zu fühlen.
Entwicklung Eurokurs
Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1557 US-Dollar, Freitag um die gleiche Zeit waren es 1,1583 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Freitag wurde bei 1,1574 US-Dollar festgesetzt.
Der Kursnachlass ist hauptsächlich ein Ergebnis eines impulsarmen Wochenendes, bei dem der Euro im Gegensatz zur Leitwährung Dollar kaum Begründungen für einen positive Kursentwicklung lieferte. Dass die Brexit-Verhandlungen erneut ohne Durchbruch verlaufen sind, ist zwar bereits keine Neuigkeit mehr, allerdings werden Anleger diese Verhandlungen weiterhin im Blick behalten. Schließlich hat der Brexit in jeder Form – ob mit oder ohne Deal – Auswirkungen auf den Euroraum.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Indien und USA nehmen neue Verhandlungen zu iranischem Öl auf
- Der IEA Monatsbericht trägt der weltpolitischen Lage Rechnung
- Was ist mit Dschamal Chaschukdschi geschehen?
Indien braucht iranisches Öl – die USA könnten es gewähren
Wie von den USA in ihrem umfangreichen Forderungspaket an alle Staaten, die aus Iran Öl importieren, verlangt, hat Indien seine Importe bereits deutlich reduziert. Doch ganz verzichten kann der Subkontinent auf diese Ölquelle nicht. Deshalb hat Indien nun neuerliche Verhandlungen mit den USA zu einer Ausnahmeregelung für iranisches Öl aufgenommen.
Die Aussichten sind nicht schlecht, denn die USA haben mehrfach angekündigt, dass man sich im Falle eines USA-freundlichen Kurses durchaus darauf einlassen wolle, den Handel mit Iran je Land neu zu bewerten. Doch solche Maßnahmen würden dauern.
Indien sucht parallel nach einem Plan B, um die inländische Ölversorgung mit Produkten aus Iran weiterhin sicherzustellen. So wäre der Warenaustausch genauso eine Möglichkeit wie der Handel mit Öl in anderen Währungen als in Dollar. Dies wären zwei „Schlupflöcher“ der Sanktionsauflagen, würde aber auch den Handelswert senken. Am Ende würde Iran also dennoch Verlust machen, Indien vielleicht nicht die benötigten Volumina erhalten.
So oder so sorgt die Nachricht aber zumindest schon einmal für Aufmerksamkeit am Markt. Sollte es nämlich tatsächlich einen indischen Sonderweg mit Segen der USA geben, würde der iranische Ölexport weniger sinken als erwartet. Und diese Erwartung ist schließlich einer der Haupttreiber für die Preisexplosion der vergangenen Monate.
IEA korrigiert Nachtfrageprognose nach unten
Aus Beobachtersicht wurde es langsam Zeit, dass die Monatsberichte von EIA, OPEC und nun auch IEA der weltpolitischen Lage Rechnung tragen. Denn Faktoren wie Iran oder die Auseinandersetzungen im Nahen Osten haben nun einmal nichts mit der aktuellen Nachfrageentwicklung zu tun, die insbesondere in den Schwellenländern durch Währungsprobleme und in China wegen des Handelskriegs mit den USA zusehends abnimmt.
Darum ist die International Energy Agency (IEA) nun auch zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Nachfrage zum Jahresende und 2019 nach unten entwickeln wird. Das ist zwar keine Überraschung mehr, wenn man die Entwicklung der vergangenen Monate genau beobachtet hat. Doch die Monatsberichte taugen immer wieder als Leitstern für den Markt – insbesondere, wenn sich alle drei Instanzen einig sind. Nur mit der Auseinandersetzung um den verschwundenen saudischen Journalisten erhalten diese drei Berichte nun ein deutliches „Aber“.
Diplomatische Verwicklungen um verschwundenen Journalisten
Auch wenn Saudi-Arabien und die USA an der Oberfläche eng zusammenarbeiten, steht dahinter doch ein tiefes Misstrauen zwischen beiden Ländern. Dieses Misstrauen hat nun mit dem saudischen Journalisten Dschamal Chaschukdschi ein trauriges Gesicht bekommen.
Dschamal Chaschukdschi verschwand Anfang Oktober unter bisher ungeklärten Umständen in der Türkei. Er betrat das saudische Konsulat in Instanbul, kam aber wohl nie wieder heraus. Die USA fragten öffentlich nach dem Verbleib, denn Chaschukdschi ist als regimekritischer Journalist bekannt, der in den USA zum Beispiel in der Washington Post veröffentlich hat.
Angeblich seien die Überwachungskameras des Konsulats am besagten Tag defekt gewesen, sodass Saudi-Arabien keine Beweise für seine Behauptung liefern könne, der Journalist habe das saudische Hoheitsgebiet unbeschadet verlassen. Die Türkei behauptet allerdings, Beweise für die Folterung und Tötung des Journalisten auf der Smartwatch von Chaschukdschi sichergestellt zu haben. Wie diese Beweissicherung angesichts der nationalen Hoheit eines Konsulats geschehen sein soll, lässt sich nur schwierig ermitteln – zumal die USA die angeblichen Beweise bisher nicht zu Gesicht bekommen haben.
US-Präsident Trump deutete an, dass man die Türkei bei der Aufklärung des Falls unterstützen wolle – was natürlich sofort so klingt, als würde man Saudi-Arabien verdächtigen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Trump auch gleich die Drohung hinterher schickte, man wolle im Ernstfall eine „schwere Bestrafung“ gegen Saudi-Arabien ausführen. Das ließ der Verdächtigte nicht auf sich sitzen und sagte durch anonyme Quellen, man wolle auf jede amerikanische Handlung mit einer noch größeren Handlung antworten.
Was von außen wie ein Agentenkrimi klingt, ist erstens ein trauriger Beweis für die Fragilität jeglicher Beziehungen der USA mit Staaten des Nahen Ostens, zweitens ein trauriger Hinweis auf die Zustände in Saudi-Arabien, das sich westlich-offen gibt, aber es eben nicht ist. Drittens kann es auch alle Prognosen zur stabilen Ölversorgung insbesondere aus Saudi-Arabien hinwegfegen. Denn „Handlungen“ könnten entweder Embargos, Sanktionen oder gar militärische Auseinandersetzungen sein. Und in jedem Fall würde damit einer der wichtigsten Ölexporteure der OPEC und der Welt behindert.
Die Handelswoche im Überblick
Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:
Montag, 15.10.2018
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Dienstag, 16.10.2018
- Konjunkturerwartung, Deutschland
- Industrieproduktion, USA
- Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA
Mittwoch, 17.10.2018
- EU Brexit Gipfel
- Verbraucherpreisindex, Eurozone
- Immobilienmarktdaten, USA
- EIA Rohöl-Lagerbestand, USA
Donnerstag, 18.10.2018
- Arbeitsmarktdaten, USA
Freitag, 19.10.2018
- Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)
*Termine ohne Gewähr
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 81,79 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 81,60 Cent.
Für den Heizölkauf gibt es momentan hauptsächlich ein Argument: Die kalte Jahreszeit naht und Sie sollten Ihren Tank rechtzeitig auffüllen. Gleichzeitig ist es die beste Entscheidung, sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig zu machen.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.