China vs. USA: Was hat der Handelsstreit mit dem Ölpreis zu tun?

Auswirkungen des Handelsstreits zw. China und den USA auf den Ölpreis - 01.07.2019

Die USA verhängen Strafzölle auf chinesische Waren, die Regierung in Peking reagiert mit eigenen Handelsbeschränkungen: Seit mehr als einem Jahr hat der Handelskonflikt zwischen den USA und China die globale Wirtschaft fest im Griff.

Seit mehr als einem Jahr hat der Handelskonflikt zwischen den USA und China die globale Wirtschaft fest im Griff. Und genauso lange reagieren die Märkte bei jeder neuen Meldung mit fallenden Ölpreisen. Doch was haben teurere chinesische Solarmodule auf dem amerikanischen Markt mit der Ölpreisentwicklung zu tun? Wir klären auf.
 

Der Handelsstreit – eine kurze Chronik


US-Präsident Trump hat seinen Stuhl im Weißen Haus mit einer klaren Wahlansage eingenommen: „America first“. Die amerikanische Wirtschaft – insbesondere in klassischen Zweigen wie der Landwirtschaft sowie der Stahl- und Metallindustrie – müsse gegen die Folgen der Globalisierung geschützt werden. Diese Folgen heißen Preisdumping, Dominanz ausländischer Branchenteilnehmer und Verlust der amerikanischen Vormachtstellung. Unterm Strich sei es laut Trump nicht richtig, dass die USA mehr Produkte im- als exportieren. Für seine Wählerschaft zeichnete er das Bild des „Verlierers im globalen Handel“.

China stand dabei von Anfang an im Fokus, denn als größte Volkswirtschaft der Erde mit entsprechender Infrastruktur und wirtschaftlicher Ausrichtung exportiert das Land Rohstoffe und Produkte zu Preisen, bei denen die jeweils heimische Wirtschaft schlicht nicht mithalten kann. Als klassische protektionistische Maßnahme führte Trump deshalb Strafzölle auf chinesische Waren in mehreren Stufen ein – und China antwortete dementsprechend:

  • Januar 2018: USA führen Strafzölle auf Waschmaschinen und Solarmodule aus China ein
  • 8. März 2018: USA erheben Strafzölle von 20 Prozent auf Stahl und Aluminium (weltweit)
  • 2. April 2018: China belegt 128 US-Produkte mit Zöllen zwischen 15 und 25 Prozent
  • Mai bis Juni 2018: Trump lässt Zölle auf Automobile prüfen
  • 6. Juli 2018: US-Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden US-Dollar, chinesische Gegenzölle im gleichen Warenwert
  • Juli 2018: EU führt Strafzölle auf „klassische“ US-Waren ein (Jeans, Whiskey, Motorräder)
  • 23. August 2018: USA erheben weitere Strafzölle auf 279 chinesische Produktgruppen in Höhe von 25 Prozent
  • 24. September 2018: US-Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar, chinesische Zölle auf US-Waren im Wert von 60 Milliarden US-Dollar
  • April 2019 bis heute: China und USA verhandeln über Einigung
  • Mai 2019: Trump hebt Zölle aus der 200-Milliarden-Produktliste von 10 auf 25 Prozent an; China reagiert postwendend mit Anhebung der Zölle auf die 60-Milliarden-Waren


Gerade weil Strafzölle schon im US-Wahlkampf ein Thema waren, blieben die ersten Erhebungen Anfang 2018 noch weitestgehend folgenlos für den Ölmarkt – man hatte damit gerechnet und die Möglichkeit dementsprechend schon eingepreist. Doch mit dieser Langmut ist es inzwischen vorbei.
 

Warum fällt der Ölpreis wegen der Strafzölle?

Jedes Unternehmen, egal wie groß oder klein, ist heute Teil einer globalen Liefer- und Wertschöpfungskette. Selbst kleine Handwerksbetriebe in der Nachbarschaft nutzen zum Beispiel Werkzeuge von Unternehmen, die entweder ihre Rohstoffe oder ihre Bauteile an irgendeinem Punkt des Herstellungsprozesses aus einem anderen Land beziehen.

Diese weltweite Handelsaktivität lebt vom Abbau wirtschaftlicher Grenzen, der weltweiten Verzahnung von Handelsinteressen und dem ungehinderten Fluss von Waren und Werten. Auch wenn die Globalisierung nicht nur gute Seiten hat, so hat sie doch zu einem Wirtschaftswachstum in bisher unbekanntem Maße geführt.

Dieses Wachstum wird in vielerlei Hinsicht von Öl angetrieben. Es wird als Rohstoff für Produkte, als Antriebsstoff für Fabrikmaschinen und als Kraftstoff für die weltweite Warenlogistik benötigt. Je weiter die Wirtschaft nach oben zeigt, desto mehr Öl wird gebraucht. Damit übersteigt die Nachfrage das Angebot, der Ölpreis geht – selbst abzüglich spekulativer Aktivitäten – nach oben.

Wenn nun zwei der wichtigsten Märkte der Welt – also China und die USA – die Einfuhr von Waren aus dem jeweils anderen Land mit Strafen belegen und damit künstlich verteuern, so hat dies nicht nur Auswirkungen auf die beiden Länder, sondern auf die ganze Welt.

Wegen der globalen wirtschaftlichen Verzahnung führen die Strafzölle direkt dazu, dass etwa China weniger Waren produziert, weil es sie nicht mehr wettbewerbsfähig in den USA verkaufen kann. Wird in China weniger produziert, fragen die Fabriken dort weniger Rohstoffe aus anderen Ländern nach, die ihrerseits wiederum Probleme mit dem Export bekommen. Zugleich sinkt die chinesische Kaufkraft, was sich direkt auf den Einkauf von Fertigprodukten aus anderen Ländern auswirkt.

Dieser Dominoeffekt betrifft zahlreiche Warengruppen und jede Volkswirtschaft. So bekommt etwa Deutschland Probleme im Metallsektor, der wiederum stark mit einem der wichtigsten Zweige – der Automobilindustrie – verschränkt ist. Es braucht also noch nicht einmal die direkten US-Zölle auf Automobile, um auch Europa zittern zu lassen.

All das hat natürlich wiederum direkte Auswirkungen auf den Ölpreis: Der Rohstoff wird weniger nachgefragt, weil weniger Wirtschaftsaktivität herrscht und die Kauf- und Reiselaune auf der ganzen Welt sinkt. Eine sinkende Nachfrage schlägt sich unweigerlich in sinkenden Ölpreisen nieder.
 

Handelsstreit und Ölpreis: Wie geht es weiter?

Dass der Ölpreis angesichts der aktuellen Patt-Situation zwischen China und den USA noch nicht ins Bodenlose gefallen ist, hat mehrere Gründe. Einerseits senken US-Sanktionen gegen Länder wie Iran, die OPEC-Kürzungen und die Schwierigkeiten in Venezuela das verfügbare Ölangebot.

Andererseits besteht weiterhin die Hoffnung, dass der Handelsstreit bald beigelegt werden könnte. Noch verhandeln China und die USA, noch zeigen weltweite Konjunkturdaten, dass die Auswirkungen der Strafzölle den weiteren Aufschwung zwar bremsen, aber nicht vollständig abwürgen.

Hoffnung ist ein genauso starker Antriebsfaktor an den Börsen wie Pessimismus. Die Ölpreise werden zu einem großen Teil mit dem Blick auf die kommenden Monate, nicht auf das Jetzt ausgehandelt.

Darum befinden wir uns momentan auf einem abwartenden Preisplateau – zumindest in Hinblick auf die Handelsbarrieren. Sollten aber etwa die Verhandlungen scheitern und die USA nicht nur gegen China, sondern auch wie bereits gegen Mexiko noch andere Handelshürden errichten, so könnte es zu einer enormen Talfahrt bei den Ölpreisen kommen.

Dies wäre nur kurzfristig ein Erfolg für den Heizölkäufer, der seinen Tank dann besonders günstig auffüllen könnte. Mittel- und langfristig würden wir uns auf direktem Weg in eine neue Wirtschaftskrise befinden, deren Folgen unabsehbar sind.

In welche Richtung sich der Ölpreis analog zu den Handelsstreitigkeiten bewegt, analysieren wir für Sie tagesaktuell in unseren Heizölnews. Was das in harten Zahlen und für Ihr Portemonnaie bedeutet, können Sie einfach auf unserer Heizölpreisseite ergründen.

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Ricarda Altrichter - Autorin

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