Heizöl-Rückblick April 2021: dreifbare Hoffnung auf steigende Nachfrage

Wir blicken auf den April zurück

Die Fragezeichen zur Nachfrageentwicklung schienen im April zunehmend zu verschwinden. Der Ölmarkt folgte einer positiven Einstellung. Spätestens im Sommer wird deutlich mehr Öl verbraucht. Ob diese Prognosen stimmen? Das war für die Preisentwicklung im April zweitrangig.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im April 2021

  • USA und China: Mit Volldampf aus der Pandemie – Impulse für Nachfrageprognosen
  • Indien stellt Pandemie-Rekorde auf
  • Iran und USA arbeiten an Weg zurück zum Atomdeal
  • OPEC+ wird mehr Öl fördern

 

Noch im März sah es so aus, als würden die Ölpreise im April klare Anzeichen von Ernüchterung tragen. Zwar wurde die Pandemie in vielen wichtigen Volkswirtschaften zusehends zurückgedrängt, gleichzeitig stellten Länder wie Indien oder Brasilien jedoch täglich neue traurige Rekorde auf.  Stattdessen wurde im April immer deutlicher, wie der Markt zunehmend davon ausgeht, dass die Nachfrage nach Öl spätestens im Sommer deutlich Fahrt aufnehmen wird. Begründet wurden diese Prognosen unter anderem durch wirtschaftliche Indikatoren aus den USA und China. Während andernorts noch auf Impfstoffe gewartet wird, kehren die beiden Nationen mit buchstäblichem Volldampf zurück zur Normalität.

Die OPEC+-Gruppe nahm die Entwicklung als Begründung für eine vorsichtige Anhebung der Fördermengen ab Mai. Noch vor kurzem hätte ein solcher Schritt Anlass zu nachhaltigen Preisnachlässen an den Rohstoffbörsen gegeben. Dieses Mal blieb der Effekt auf die Ölpreise nur eine Momentaufnahme.

Auch wenn der generelle Optimismus angesichts der Lage in Ländern wie Indien verfrüht scheint, steht dahinter doch eine vernünftige Rechnung: Erholt sich die Ölnachfrage in China und den USA weiterhin in diesem Tempo, kann sie die rapide sinkende indische Nachfrage problemlos auffangen.  Trotz solch faktenbasierter Kalkulationen bleibt das Wörtchen „wenn“ der Knackpunkt der aktuellen Preisbildung. Die Sommernachfrage ist noch Zukunftsmusik. Konzentriert sich der Markt zu sehr darauf, steigt die Gefahr plötzlicher Preiskorrekturen – vor allem, wenn die Tatsachen hinter den Erwartungen zurückbleiben oder die Pandemie ein neues, unvorhersehbares Gesicht zeigt. Unterschwellig bildete sich diese Befürchtung vor allem zum Monatsende bereits in den Preisentwicklungen ab. Die Aufwärtsbewegung der Ölpreise wurde sichtbar flacher – doch sie hielt vorerst weiterhin an.

 

Iran und USA – zwei Schritte vor, einer zurück?

Die Fronten zwischen Iran und den USA in Sachen Atomabkommen schienen sich im April zumindest auf mikroskopischer Ebene aufzuweichen. Unterhändler bzw. Drittparteien der internationalen Gemeinschaft führten Gespräche dazu, wie man Washington und Teheran an einen Tisch bekommen könne, um über einen Wiedereintritt der USA in das Abkommen von 2015 zu verhandeln. Beide Seiten signalisieren Bereitschaft, auch wenn direkte Gespräche noch Zukunftsmusik sind.

Denn dafür müssten zahlreiche Bedingungen erfüllt sein. Die USA wollen eine Zusicherung, dass die illegale Anreicherung von Uran tatsächlich gestoppt wird. Iran will eine Aufhebung aller Sanktionen, die Trump beim einseitigen Austritt aus dem Abkommen 2018 verhängt hatte. Die zentralste Forderung dreht sich dabei um iranisches Öl.

Allein die Tatsache, dass es überhaupt „konstruktive“ Sondierungsgespräche gibt, wie Iran sich ausdrückte, ist ein enormer multilateraler Fortschritt. Allerdings wurde im April sehr deutlich, dass Iran für die Verhandlungen in der Bringschuld ist.

Inzwischen weiß man, dass Teheran erfolgreich Mittel und Wege gefunden hat, sein Öl trotz Embargo zu exportieren. Außerdem gab Iran jüngst zu, dass man Uran weit jenseits der weiterhin bestehenden Grenzwerte angereichert und dabei sogar eigene Gesetze gebrochen habe.

Ein Stromausfall in einem iranischen Atomkraftwerk wurde zudem im April als Sabotageakt durch Israel angeklagt. Beweise gab es nicht. Doch Teheran drohte umgehend, Uran über die 60-Prozent-Marke hinaus anzureichern und damit noch näher an atomwaffenfähiges Material zu kommen.

All das dürfte den Start ernsthafter Verhandlungen zwischen den USA und Iran erheblich erschweren. Zudem ist sich der Markt nicht sicher, wie er mit solchen Verhandlungen umgehen soll. Sind sie von Erfolg gekrönt, könnte möglicherweise mehr iranisches Öl auf einen Schlag auf den Markt kommen, als dieser momentan akzeptieren kann.

Andererseits ist eine Annäherung ein wichtiges Signal für politische Stabilität in der Region, was sich wiederum positiv auf die Nachfrage auswirken kann. Drittens steht es außer Frage, dass ein atomares Muskelspiel ein globales Risiko darstellt, dem sich niemand aussetzen will.

 

OPEC+ gibt sich zuversichtlich

Wenn die IEA in ihrem Monatsbericht die Nachfrageprognosen nochmals nach oben korrigiert und auch die OPEC selbst der Meinung ist, dass es bergauf geht, steht einer Öffnung der Förderhähne theoretisch nichts im Wege.

Deshalb beschloss das Ölkartell im April, seine Produktion ab Mai schrittweise um rund 2 Mio. B/T anzuheben. Das ist nach Ansicht der OPEC nicht nur eine vernünftige Menge, sondern auch die richtige Menge, um eine mögliche Unterversorgung des Marktes zu verhindern. Die Frage dabei ist nur, ob es diese Menge wirklich braucht. Zwar sollen sich die OPEC+-Mitglieder im März zu 115 Prozent an die Kürzungsvorgaben gehalten und damit entscheidend zu einem balanciert-knappen Markt beigetragen haben. Gleichzeitig sind aber laut Statistiken die globalen Ölvorräte der OECD-Länder sichtbar gestiegen.

Von einem knappen Markt kann also vorerst nicht einmal dann die Rede sein, wenn die aktuell sonnigen Nachfrageprognosen eintreten oder sogar übertroffen werden sollten. Dieses Balanceproblem bleibt eine Kernfrage bei der Bewertung der OPEC-Entscheidungen – durch den Markt, aber auch durch das Kartell. Darüber hinaus sind die positiven Erwartungen an den Sommer inzwischen eingepreist.

Demzufolge müsste das Angebot sichtbar knapper werden, um die gestiegenen Fördermengen längerfristig zu rechtfertigen und damit neue Gründe für Preisstabilität zu liefern. Wie auch auf Nachfrageseite drohen sonst möglicherweise empfindliche Abwärtskorrekturen der Ölpreise.

Heizölpreisentwicklung im April 2021 im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im April 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

Weitere News in Kürze

  • Libyen will Ölförderung massiv steigern
  • Moderna beschwichtigt europäische Impfstoffsorgen
  • IWF gibt mehr Geld zur Pandemiebekämpfung frei
  • Erneute Angriffe auf saudische Ziele durch Huthi-Rebellen

 

Was auf dem Ölmarkt im Mai 2021 wichtig bleibt

Die Nachfragewerte bleiben auch im weiteren Verlauf des Jahres der wichtigste Faktor für die Preisbildung. Gleiches gilt selbstverständlich für die Fortschritte in der Pandemiebekämpfung und die Entwicklung in derzeitigen Virus-Brandherden wie Indien.

Alle anderen Faktoren – von Geopolitik bis Fördermengen – werden sich daran messen lassen müssen und tagesaktuell neu ausgehandelt. Deshalb bleiben Sie mit unseren Heizölnews optimal informiert und können über die Heizölpreisseite den besten Zeitpunkt zum Heizölkauf bestimmen.

 

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

kontakt-heizoelnews@totalenergies.de