Heizöl-Rückblick Januar 2021: Holpriger Jahresstart hält Ölpreise in Bewegung

Monatsbericht Januar 2021 - Corona hält auch den Januar weiter in Atem, neuer US-Präsident

Stockende Impfkampagnen, Virusmutationen und ein unruhiger Machtwechsel in den USA trübten zum Jahresbeginn die Stimmung an den Ölmärkten. Dennoch orientierten sich die Ölpreise tendenziell nach oben. Der Markt setzte auf OPEC-Kürzungen, die neue US-Regierung und unerschütterliche Geduld.

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Januar 2021

  • Neue Virusmutationen zwingen viele Länder zu weiteren Lockdowns
  • Impfkampagne kommt kaum vom Startblock
  • OPEC+ einigt sich auf Kürzungskompromisse
  • Neue US-Regierung als zweischneidiges Schwert für den Ölmarkt

Ein Jahreswechsel ist eigentlich nur ein Zahlenspiel. Doch selten schien es so wichtig wie zum Jahreswechsel 20/21. Der Dezember markierte nicht nur das Ende des Pandemie-Jahres 2020, er markierte auch den globalen Impfstart, einen Machtwechsel im Weißen Haus sowie einen vernünftigen Kurs der OPEC+-Gruppe. Die Hoffnung auf ein besseres 2021 war spür- und sichtbar – die Ölpreise orientierten sich mit fester Tendenz nach oben.

Allerdings war das neue Jahr noch nicht einmal wenige Tage alt, als sich die Realität umso klarer zurückmeldete: Von flächendeckenden Impfkampagnen kann bisher keine Rede sein. Noch aggressivere Virusmutationen haben viele Länder zurück in den Lockdown gezwungen. Die OPEC hadert weiter mit ihrer Rolle als stabilisierender Marktfaktor. Die neue US-Regierung schafft mit Konjunkturhilfen und Klimaplänen widerstreitende Tatsachen, die der Ölmarkt nur schwer einsortieren kann.

Auch wenn sich die Enttäuschung in einer Kursdelle bei Rohöl und Gasoil widerspiegelte, ging es mit den Ölpreisen schnell wieder nach oben. Zum Monatsende tendierten sie eher seitwärts. Der Ölmarkt schöpfte nicht unbedingt neue Hoffnung, er entschied sich vielmehr dafür, den Tatsachen differenziert ins Auge zu blicken.
 

Mutationen und fehlender Impfstoff: Die Pandemie ist längst nicht vorbei

Mit den Bildern der ersten Impfungen gegen COVID-19 schien sich Ende 2020 endlich ein schneller und geradliniger Ausweg aus der globalen Pandemie zu zeigen. Doch kaum waren die Fotografen verschwunden, folgte die Ernüchterung: Europa hat zu wenig Impfdosen bestellt, gleichzeitig konnten die Hersteller ihre ursprünglichen Lieferzusagen bisher nicht einhalten.

Das Virus hat inzwischen mehrfach mutiert und zwang im Januar zahlreiche Länder zurück in den Nachfrage drückenden Lockdown. Darunter war auch China, das als erstes Land von Corona betroffen war, sich aber dank rigoroser Eindämmungsmaßnahmen schneller wieder öffnete. Die daraufhin deutliche Erholung der chinesischen Ölnachfrage war zuletzt ein wesentlicher Motor der Ölpreisentwicklung gewesen – und bereitete mit jeder neuen Infektion umso stärkere Sorgen.

Tatsache ist jedoch, dass Impfstoffe gefunden sind, verabreicht und produziert werden – wenn auch nicht in dem Maße, wie es für eine euphorische Erholung der Weltwirtschaft notwendig wäre. Deshalb agiert der Ölmarkt aktuell unter dem Einfluss seiner Nachfragesorgen für die kommenden Monate, ist sich aber bewusst, dass es dennoch einen Weg aus der Pandemie zu geben scheint, den nun alle Länder Schritt für Schritt gehen müssen. Anders gesagt: Geduld ist gefragt, übereilte Investitionsentscheidungen sind eher kontraproduktiv.
 

Neue US-Regierung: Joe Biden schlägt andere Töne an

Es ist bekannt, dass Expräsident Donald Trump für einen rigorosen Ausbau der US-amerikanischen Ölmacht stand. Seine „fossil first“-Strategie hatte die USA zum größten Ölproduzenten der Welt gemacht und eine bisher nie da gewesene Förderaktivität angeschoben.

Damit dürfte es unter der neuen Regierung von Joe Biden vorbei sein. Direkt nach seiner Amtseinführung im Januar stoppte Biden zum einen den Ausbau der Keystone-Pipeline zwischen Kanada und den USA und führte sein Land zurück in das Pariser Klimaabkommen. Biden will sich zudem für alternative Energien einsetzen und zeigt sich daher weniger der Ölwirtschaft zugewandt.

Diese Faktoren werden die Ölpreise und Investitionsentscheidungen des Marktes auf jeden Fall mittel- und langfristig beschäftigen. Vorerst ging es im Januar jedoch darum, dass Biden für eine rigorose Bekämpfung der Corona-Pandemie steht und alle Hebel in Bewegung setzt, um die angeschlagene Wirtschaft sowie Privathaushalte zu stützen.

Das Corona-Hilfspaket soll nun nicht nur schneller auf den Weg gebracht und Eindämmungsmaßnahmen sollen rigoroser werden, sondern Biden kündigte bereits weitere Hilfszahlungen an US-Bürger an. Jeder dieser Punkte ist ein Grund für optimistische Investitionsentscheidungen.

Für den Markt stellt sich jedoch auch die Frage, welchen Kurs Biden etwa in Bezug auf China einschlagen wird. Kurz vor der Schlüsselübergabe zum Oval Office hatte Trump noch einmal neue Sanktionen gegen Chinas staatlichen Ölkonzern verhängt. Auch die Spannungen mit dem Iran sind längst nicht vom Tisch – obwohl Biden direkt klarmachte, dass die Amerikaner das zuvor von Trump einseitig gekündigte Atomabkommen wiederaufnehmen wollen.

Iran hat jedoch die Urananreicherung wieder angefangen, steht im Konflikt mit Südkorea und isoliert sich zunehmend von den Nachbarländern im Nahen Osten. Teheran hat bereits verlauten lassen, dass man nur gewillt sei, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wenn die USA Zugeständnisse machen – die sich natürlich auch auf die US-Sanktionen gegen die Ölindustrie beziehen.

Auf innenpolitischer Ebene ist das erneute Amtsenthebungsverfahren gegen Trump (und der Ausgang dieses Verfahrens) ein wichtiger Faktor, der sich direkt auf den Dollarkurs und damit indirekt auf den Ölpreis auswirken könnte. Trump hatte das Wahlergebnis öffentlich mehrfach angezweifelt und soll den Sturm von seinen Anhängern auf das US-Capitol am 6. Januar direkt angestachelt haben. Dieser Angriff auf die Demokratie der USA hatte die Märkte in Unruhe versetzt – dementsprechend wichtig dürfte nun werden, wie sich Demokraten und Republikaner vor Gericht positionieren.
 

OPEC+-Kürzungen: zwischen Müssen, Wollen und Widerstand

Seit Beginn der historisch hohen OPEC-Förderkürzungen im vergangenen April ist es Tradition geworden, dass jede Verhandlung über eine Beibehaltung, Senkung oder Erhöhung der Quoten nach dem immer gleichen Muster verläuft.

Für den Markt ist es logisch, dass es in der derzeitigen Nachfragesituation keine andere Möglichkeit gibt, als das Angebot künstlich zu beschränken. Zumindest wenn die Ölpreise nicht wieder ins Bodenlose fallen sollen. Für den OPEC-Wortführer und Großproduzenten Saudi-Arabien ist dies ebenfalls logisch.

Doch alle anderen Mitglieder, die weniger Marktmacht haben bzw. auf sofortige Öldollar angewiesen sind, ringen bei jeder neuen Verhandlungsrunde um jedes zusätzliche Barrel – was die Risse im OPEC+-Bündnis immer deutlicher werden lässt.

Im Januar verlief die Überprüfung der Quoten entlang der Pandemie kaum anders. Das Ergebnis der Gespräche ist jedoch ebenfalls kaum eine Überraschung: Nach der minimalen Anhebung der Förderung zum Jahresbeginn sollen die derzeitigen Quoten im Februar und März nicht angetastet werden.

Russland und Kasachstan dürfen ihre Produktion etwas anheben, weil die Bündnispartner den Deal sonst hätten vollständig platzen lassen. Außerdem will Russland weniger Öl exportieren, um eine Treibstoffkrise im eigenen Land zu bekämpfen.

Weil Saudi-Arabien erneut mehr erwartet hatte, kürzt das Land nun eigenständig 1 Mio. Barrel pro Tag zusätzlich, um die Anhebungen durch Russland und Kasachstan zu kompensieren.

Für den Markt ist zunächst wichtig, dass mit dem Alleingang Saudi-Arabiens erst einmal weniger OPEC-Öl zur Verfügung steht. Das stabilisiert die Ölpreise. Doch alle sind sich bewusst, dass der Alleingang eine Machtdemonstration ist, die verdeutlicht, dass es mit dem OPEC+-Bündnis und der künstlichen Beschränkung schnell vorbei sein könnte.

Dies wäre eine Katastrophe für die Ölpreisentwicklung – und würde direkt auf die Einnahmen der OPEC-Mitglieder zurückfallen. Solange diese Möglichkeit im Raum steht, wird es wohl weiterhin eine fragile Balance geben. Schließlich gibt es kaum eine andere Wahl.

Heizölpreisentwicklung im Januar 2021

Die Heizölpreisentwicklung im Januar 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Weitere News in Kürze

  • Eurokurs gewinnt im Januar deutlich an Wert, verliert aber gegenüber dem Dollar zum Monatsende sichtbar
  • US-Bestandsdaten: Raffinerien verarbeiten saisonbedingt mehr Rohöl, Nachfrage nach Benzin und Destillaten bleibt kritisch
  • Libyens Ölproduktion von Streiks und Wartungsarbeiten beschränkt
  • Diplomatische Beziehungen zwischen Golfstaaten und Katar wieder aufgenommen
  • Analysten: Nachfrageerholung wohl erst 2022
  • Irak nun doch zu Kürzungen bereit
  • Ehemalige Fed-Chefin Janet Yellen wird US-Finanzministerin – Markt begrüßt die Ernennung
  • Französischer Pharmakonzern will Biontech bei der Impfstoffproduktion helfen
     

Was auf dem Ölmarkt im Februar 2021 wichtig bleibt

Es muss davon ausgegangen werden, dass sich der Impffortschritt im Februar kaum beschleunigen wird. Genauso wenig ist davon auszugehen, dass die derzeitigen Lockdowns allesamt im Februar aufgehoben, zurückgefahren oder überhaupt gelockert werden.

Zwar gehen die globalen Infektionszahlen etwas zurück – doch beruht dieser Rückgang bisher nicht auf den Impfungen, sondern eher auf den Beschränkungen. Das wiederum stellt die Nachfragewerte fast täglich zur Debatte und dürfte die Ölpreisbildung ebenso täglich beeinflussen.

Die ersten wirklichen Entscheidungen der US-Regierung dürften uns im Februar ebenfalls beschäftigen, zumal der Ölmarkt weiterhin fragt, was Biden für die Branche bedeutet.

Auch wenn allenthalben Unsicherheit über die kurz- und mittelfristige Zukunft herrscht, ist zunächst davon auszugehen, dass der Markt seinen „nüchternen Optimismus“ beibehält. Einerseits hat er derzeit kaum eine andere Wahl, andererseits gibt es momentan nur wenig Grund für allzu starken Pessimismus.

Was dies letztendlich für den Heizölpreis und Ihre Kaufentscheidung bedeutet, analysieren wir in unseren täglichen Heizölnews und bieten Ihnen einen Überblick über die Entwicklung auf unserer Heizölpreisseite.