Heizöl-Rückblick Mai 2021: Ölmarkt berechnet die Welt nach Corona

Während die Nachfrage im Mai nach oben schnellte, tauchten neue Unsicherheiten auf: Kann der Markt mehr iranisches Öl verkraften? Wie groß ist die Inflationsgefahr? Die Ölpreise spiegelten diese Unsicherheit wider und wechselten immer wieder die Richtung. Doch unterm Strich geht es weiter aufwärts.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

 

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Mai 2021

  • Mögliche Einigung im Atomdeal wirft Angebotsfragen auf
  • Die Erholung der Nachfrage wird zur Tatsache
  • Inflationssorgen rufen Währungswächter auf den Plan
     

Heizölpreisentwicklung im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Januar 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

Drehte sich im April noch alles um die Hoffnung auf eine steigende Nachfrage, brachte der Mai in dieser Hinsicht Gewissheit: Die Nachfrage in China, den USA und Großbritannien stieg spürbar, die Lockerungen in zahlreichen europäischen Ländern machten weitere Aufwärtsbewegungen wahrscheinlich. Die Erleichterung darüber schien so groß, dass die weiterhin angespannte Lage in Japan und Indien offenbar kaum ins Gewicht fiel. Indien ist der drittgrößte Ölabnehmer der Welt, doch rein rechnerisch werden die Rückgänge von dort durch die steigenden Käufe der anderen wichtigen Abnehmerländer ausgeglichen. Zumindest derzeit.

Diese Rechnung hat natürlich großes Enttäuschungspotenzial. Das spiegelte sich im Mai deutlich in den Preiskurven zur Heizölpreisentwicklung wider. Auf klare Aufwärtsbewegungen folgten immer wieder ebenso klare Abwärtstrends, die sich aus Gewinnmitnahmen als Sicherheitsmechanismus und einigen Fakten ergaben, die dem Ölmarkt neue Rechenaufgaben stellen.

Iran und die USA arbeiten unter Hochdruck an einem neuen Atomdeal und machten im Mai trotz zögerlicher Rhetorik immer mehr Fortschritte. Für die geopolitische Stabilität ist das eine hervorragende Nachricht. Für die Angebotsseite auf dem Ölmarkt stellt sich zunehmend die Frage, wie das dadurch plötzlich verfügbare iranische Öl in die fragile Balance passt.

Zudem hat die US-Wirtschaft zwar den Konjunktur-Turbo gezündet, doch beruht dieser auch auf einer beispiellosen Geldmenge, die zur Rettung in den Markt gepumpt wurde. Das treibt die Inflation und damit die Sorgen an, dass die gerade gewonnene Stärke wieder einen empfindlichen Dämpfer erhalten könnte. Der Dollar als globale Leitwährung und Handelswährung für Öl bleibt der Lackmustest, an dem sich alle Erholungshoffnungen messen lassen müssen. Doch trotz Rücksetzern und der Achterbahnfahrt der Kurven ging es mit den Ölpreisen im Monatsvergleich weiterhin aufwärts. Mit der gerade einsetzenden Sommernachfrage dürfte sich diese Entwicklung zunächst fortsetzen. Vorausgesetzt, die Pandemie kommt nicht von unerwarteter Seite mit voller Wucht zurück.

 

Was der Atomdeal zwischen Iran und den USA bedeuten könnte

Nachdem Trump 2015 den Atomdeal mit Iran einseitig aufkündigte, hat Teheran unermüdlich (und besorgniserregend erfolgreich) an der Anreicherung von Uran in Richtung atomwaffenfähiges Material gearbeitet. Das soll mit einem neuen Deal unterbunden werden, der im Mai in immer greifbarere Nähe rückte.

Zwar übten sich die Verhandlungspartner in Vorsicht und mahnten immer wieder an, dass beide Seiten fundamentale Zugeständnisse machen müssten. Doch der Ölmarkt begann bereits, die Konsequenzen dieses neuen Deals einzupreisen.

Diese Konsequenzen sind beachtlich. Mit dem gekündigten Deal gingen Sanktionen einher, die Irans Ölwirtschaft empfindlich eingeschränkt haben. Sollte es zu einer Einigung kommen, könnten nun auf einen Schlag bis zu 119 Mio. Barrel eingelagertes Öl auf den Markt kommen, so Prognosen. Hinzu kämen die täglichen Fördermengen Irans, die vor dem Embargo bei rund 4 Mio. Barrel lagen. Was nach den perfekten Zutaten für einen Preisverfall klingt, wurde von Analysten im Mai jedoch relativiert. Mit der Sommernachfrage und der globalen wirtschaftlichen Erholung sei es problemlos möglich, diese Menge zu kompensieren.

Voraussetzung sei jedoch, dass die OPEC+-Gruppe diese Mengen in ihren weiteren Entscheidungen zu Förderbeschränkungen berücksichtige und keine neuen Infektionswellen zu befürchten seien. Allerdings sei davon auszugehen, dass Irans Öl den Markt nicht vor August beschäftigen muss.

Für den Glauben an eine problemlose Rückintegration Irans in den Ölmarkt spricht auch, dass Indien bereits Platz freiräumt, um das Öl aufzunehmen – jedoch nur, wenn Iran auch satte Rabatte gewährt. Dies ist nicht nur eine handelspolitische Entscheidung, sondern ein Zeichen dafür, dass man auch in Indien einen Weg aus der Pandemie erwartet.

 

USA zwischen Aufschwung, Inflationssorgen und Hacker-Angriff

Die USA gewinnen derzeit das Wettrennen um die erfolgreichste Wiedereröffnung von Wirtschaft und öffentlichem Leben nach der Pandemie. Die wöchentlichen Zahlen zu den Ölbeständen machten dies im Mai immer wieder deutlich.

Allerdings haben diese Erfolge ihren Preis. Und zwar buchstäblich: Nachdem die US-Inflation im April deutlich zulegte, stiegen folgerichtig auch die Verbraucherpreise, während der Dollar als Leitwährung gegenüber allen anderen Notierungen nach oben schnellte. Diese beiden Faktoren senken die allgemeine Kauflust – auch und gerade bei Öl –, da Rohstoffe für alle teurer werden, deren Landeswährung nicht der Dollar ist.

Unter diesen Voraussetzungen erwarten Marktteilnehmer ein baldiges Eingreifen der US-Notenbank und ein Ende der überlockeren Geldpolitik. Dies würde ein fundamentales Zeichen für viele andere Währungswächter setzen und damit den Geldmarkt sowie alle daran hängenden Märkte möglicherweise stark umkrempeln. Solche Möglichkeiten schaffen Unsicherheit und Zurückhaltung, die sich deutlich in den Preiskurven vieler Notierungen im Mai widerspiegelten. Als Fed-Chefin Yellen laut über dieses Eingreifen nachdachte, drehten praktisch alle Börsen sofort ins Minus.

Ein Hacker-Angriff auf die Betreiber der US-Pipeline Colonia sorgte zudem für Hamsterkäufe bei Benzin und kurzzeitige Versorgungsengpässe an der US-Ostküste. Auch die Ölpreise zeigten eine kleine Panikattacke. Dieser Zwischenfall hatte vor allem Symbolwert. Die Hacker wollten nichts erpressen, sondern ein Zeichen setzen. Sie bewiesen mit ihrem Angriff, wie fragil die Infrastruktur der USA ist. Dieser Befund ist zwar längst bekannt und gilt auch für die Ölwirtschaft allgemein. Doch gerade deshalb schlug der Cyberangriff kurzzeitig so hohe Wellen.

 

Weitere News in Kürze

  • Bombenangriff auf irakische Ölanlage
  • Taiwan und Singapur gehen in Lockdowns
  • China plant neue Importsteuern auf Ölprodukte

 

Was auf dem Ölmarkt im Juni 2021 wichtig bleibt

Wieder einmal kommt die OPEC+-Gruppe im Juni zusammen, um über das weitere Vorgehen bei den Förderquoten zu entscheiden. Zwar gehen die meisten Beobachter davon aus, dass die begonnene vorsichtige Anhebung der Fördermengen fortgesetzt wird. Doch der Faktor Iran spielt für die anstehende Entscheidung eine inzwischen genauso große Rolle wie die tatsächliche Höhe der beschlossenen Mengen. Auf Nachfrageseite bleibt natürlich alles beim Alten: Der Markt wird jeden Hinweis auf eine steigende Nachfrage genauso deutlich aufnehmen wie Faktoren, die für das Gegenteil sprechen. Genauso intensiv wird die Pandemie-Entwicklung betrachtet.

Wie immer in diesen unsicheren Zeiten bleiben Sie mit unseren Heizölnews bestens informiert und legen über die Heizölpreisseite den besten Zeitpunkt zum Heizölkauf selbst fest.