Heizöl-Rückblick Oktober 2020: Pandemie trifft Märkte – Ölpreise im Abwärtstrend

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Die Welt versuchte im Oktober der zweiten Infektionswelle Herr zu werden. Das schlug sich in der Nachfrageentwicklung und im Investitionsverhalten der Marktteilnehmer nieder. Doch die Börsen sind weiterhin von einer Ausverkaufsstimmung entfernt. Der Heizölpreis ist im Monatsvergleich gesunken.

Im Überblick: der Ölmarkt 2020

  • Januar: Handelsstreit, Spannungen im Nahen Osten und Virusangst sorgen für Ausnahmezustand
  • Februar: Covid-19 breitet sich auf der Welt aus, OPEC+ ringt um Kürzungen
  • März: Covid-Pandemie und Preiskrieg schicken Schockwellen durch den Markt
  • April: Pandemie sorgt für negative Ölpreise und Rekordkürzungen
  • Mai: Pandemie-Lockerungen und Förderkürzungen befeuern Ölnachfrage
  • Juni: Weitere Lockerungen treiben Nachfrage wieder an – Infektionen bleiben hoch
  • Juli: Zweite Welle stürzt Ölmarkt erneut in Unsicherheit
  • August: Hoffnung auf steigende Ölnachfrage wird immer wieder getrübt
  • September: Pessimismus macht sich breit – doch der Markt bleibt realistisch

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Oktober 2020

  • Pandemie und Nachfrageentwicklung: Hoffnung vorerst nicht in Sicht
  • Lockern oder beibehalten? OPEC+-Gruppe im Kampf um die Förderquoten
  • USA: Wahlkampf und Corona-Hilfspaket

 

Die Heizölpreisentwicklung im September 2020 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Die Entwicklung der Ölpreise

Die Stimmung an den Märkten verschlechterte sich im Oktober zusehends. Es ist dabei nicht schwer, die treibenden Faktoren zu identifizieren.

Während die weltweiten Infektionszahlen rasant steigen und zahlreiche Länder mit Lockdowns gegensteuern, nimmt die Nachfrage nach Öl immer weiter ab. Trotz einiger Lichtblicke in Form guter Wirtschaftsindikatoren sanken die Rohölnotierungen zum Monatsende auf ein Mehrmonatstief.

Während die Nachfrage schwindet, reagiert die Angebotsseite bisher nur schwerfällig auf diese Entwicklung. Mehrere Hurrikans im Golf von Mexiko sowie ein breit angelegter Streik norwegischer Ölarbeiter begrenzten die verfügbare Ölmenge zwar sichtbar, doch dies waren nur punktuelle Ausfälle.

Die wichtigste Stellschraube auf Angebotsseite – die Förderkürzungen der OPEC+-Gruppe – rückte deshalb umso stärker in den Mittelpunkt. Während der Markt eine Verlängerung der Kürzungsbestrebungen über Ende 2020 hinaus schon fast für unausweichlich hält, hält sich die Gruppe mit einer eindeutigen Stoßrichtung zurück. Das ist zwar keine Überraschung, lieferte aber im Oktober ein ums andere Mal zusätzlichen Anlass zur Sorge um die Ölpreisentwicklung.

Doch abseits allen Pessimismus sind die Marktteilnehmer weiterhin weit von einer Ausverkaufsstimmung entfernt. Letztendlich scheint jedem einzuleuchten, was der OPEC+-Vorstand in einer Stellungnahme festhielt: Auch wenn die Nachfrage schwindet – und diese Entwicklung wird wohl angesichts der Infektionszahlen vorerst weitergehen –, ist sie nicht zum Erliegen gekommen. Dennoch: Wertverluste um acht Prozent bei Brent und WTI sprechen eine deutliche Sprache.

 

OPEC+: der Kampf um die Quoten – Libyen im Fokus

Es sind nur noch wenige Wochen, bis der aktuelle Kürzungsdeal der OPEC+-Gruppe ausläuft. Ursprünglich war angedacht, dass die Fördernationen ihren Ölausstoß im Januar 2021 wieder anheben. Nachdem zuletzt im August bereits eine Lockerung der Kürzungen um 2 Mio. B/T verabschiedet wurde, sollen es im Januar noch einmal rund 2 Mio. B/T mehr werden.

Geht es nach dem Markt und allen Analysten, gibt es eigentlich keine Möglichkeit, als weiterhin auf dem aktuellen Niveau zu kürzen und die Quoten eventuell sogar noch zu verschärfen. Denn nur so kann das drohende Überangebot an Öl, das auch das technische Komitee der OPEC für 2021 voraussagt, reduziert werden.

Doch wie immer gibt es zu dieser Rechnung sehr viele unterschiedliche Meinungen unter den Mitgliedern des Deals. Der saudische Ölminister war zuversichtlich, dass sich die Nachfrage langsam, aber sicher anpassen würde. Zusammen mit dem OPEC+-Vorstand ließ er sich (offensichtlich) voreilig zur Aussage hinreißen, dass man das Schlimmste überstanden habe. Nur wenige Tage später gingen zahlreiche Länder zurück in die Lockdowns.

Der Vorsitzende der staatlichen Ölhandelsgesellschaft Saudi-Arabiens war wiederum der Meinung, dass es keinen Sinn ergebe, die Förderung jetzt anzuheben. Der russische Energieminister gab keine eindeutige Antwort zu den Kürzungsquoten, Präsident Putin sagte, man könne sich vorstellen, dass die Beibehaltung zumindest nicht ausgeschlossen sei. Saudi-Arabien und Russland seien auch weiterhin an einer Kooperation zur Stabilisierung der Ölpreise interessiert.

Es ist ganz auf OPEC-Linie, dass es vor einer wichtigen Entscheidung mit marktveränderndem Charakter nie ein offizielles Statement zu einer möglichen Stoßrichtung gibt. Das wiederum nährt jedoch spekulatives Verhalten auf dem Markt. Die Vollversammlung Ende November wird sich jedoch auf jeden Fall einigen schwerwiegenden Fakten stellen müssen.

Einerseits kann das Ölkartell eine hohe Quotentreue verzeichnen, was die Angebotsseite zumindest beruhigt. Allerdings haben alle halbwegs aktuellen Prognosen der OPEC zur Nachfrageseite inzwischen ihre Gültigkeit verloren. Wie auch der Rest der Welt wurde das Ölkartell von den sich überschlagenden Pandemie-Entwicklungen überrollt. Außerdem bringen sich OPEC-Mitglieder, die zwischenzeitlich kaum noch über eine nennenswerte Produktion verfügten, gerade jetzt umso deutlicher zurück ins Spiel.

Libyen ist derzeit das OPEC+-Mitglied mit der sichtbarsten (und überraschendsten) Angebotssteigerung. Seitdem die Friedensverhandlungen zwischen der Regierung in Tripolis und den Rebellentruppen General Haftars fortschreiten und ein Waffenstillstand ausgerufen wurde, nehmen immer mehr Öl-Infrastrukturen im Land ihre Arbeit wieder auf.

Auch wenn diese Strukturen teilweise stark beschädigt sind, konnte Libyen seine Produktion bisher bereits auf 0,5 Mio. B/T steigern. Bis Dezember könnten es 1 Mio. B/T werden. Diese rasante Entwicklung hat praktisch alle Analysten überrumpelt, libysches Öl war gar nicht mehr Teil der Kalkulation auf Angebotsseite.

Gleichzeitig ist nicht zu vergessen, dass die im April beschlossenen Kürzungen bisher aufgrund von Abweichlern immer noch nicht vollständig umgesetzt wurden. Länder wie Irak müssen nicht nur ihre aktuelle Förderung anpassen, sie müssen auch ihre Versäumnisse aus den vergangenen Monaten kompensieren. Zumindest die Vereinigten Arabischen Emirate haben bereits reagiert und ihre Exporte auf ein 2-Jahres-Tief gesenkt.

Doch etwa der von den USA sanktionierte Iran hat offensichtlich einen Weg gefunden, das Embargo zu umgehen. So wurde bekannt, dass das Land seine Ölexporte signifikant steigern konnte. Gleiches gilt für Venezuela, den zweiten Sanktionierten.

Bis ein klares Ja oder Nein zu weiteren Förderkürzungen gefunden wird, dürfte sich der Markt weiterhin in Spekulationen üben, die einen täglichen Einfluss auf die Ölpreise entwickeln. Mit der Entscheidung der OPEC+ dürfte eine der wichtigsten Weichen dafür gestellt werden, wie sich die Ölpreise in der kommenden Zeit entwickeln werden. Denn auf Nachfrageseite gibt es derzeit nun einmal nichts als Unsicherheit.

 

USA: Corona-Hilfen und Wahlkampf

Während einige Marktindikatoren aus den USA im Oktober darauf hindeuteten, dass es der Wirtschaft besser geht als befürchtet, ist die Pandemie doch auch hier das zentrale Thema. Anders als in anderen Ländern ist sie außerdem Teil eines Wahlkampfs und eines Streits um ein billionenschweres Hilfspaket.

Demokraten und Republikaner standen sich in der Frage, in welcher Höhe finanzielle Soforthilfen ausgeschüttet werden sollen, unversöhnlich gegenüber. Die Demokraten wollten 2,2 Billionen US-Dollar Soforthilfen ausschütten, die Republikaner nur 1,8 Billionen. Präsident Trump wiederum forderte einen Betrag, der noch weit darüber hinaus ging und demzufolge keinen Rückhalt bei beiden Seiten fand.

Wie von mehreren Seiten prognostiziert, beendete Trump gegen Monatsmitte die Verhandlungen und sagte, dass die Entscheidung erst nach der Wahl am 3. November getroffen werden solle. Das passt ins Bild. Man muss davon ausgehen, dass die Uneinigkeit beider Parteien auch darauf beruht, dass niemand dem anderen den Trumpf in die Hand spielen will, der am Ende den Wahlsieg bringen könnte. Das Ende der Verhandlungen sorgte dennoch für Unruhen auf dem Markt.

Einmal mehr dienten die USA im Oktober als Seismograf für die allgemeine Marktstimmung. Allein die schiere Größe der Wirtschaft sowie die Vormachtstellung der USA im globalen politischen Geschehen machen die Signalwirkung umso entscheidender. Einer der besten Beweise: Als Trump positiv auf Corona getestet wurde, reagierten die Börsenindizes sofort mit einer Abwärtstendenz.

Nicht wenige Beobachter erwarten eine chaotische Wahl, manche sorgen sich um die Tragfähigkeit des Ergebnisses. Doch es liegt auf der Hand, dass jede Entscheidung am 3. November einen riesigen Einfluss auf die Preisentwicklung haben wird.

 

Monatsreporte und Prognosen: Was gilt noch?

Die großen Monatsberichte von Organisationen wie der OPEC, dem US-Energieministerium EIA und der International Energy Agency IEA sind normalerweise ein guter Indikator für den derzeitigen Zustand des Ölmarkts.

Doch auch wenn die Berichte im Oktober wie praktisch immer aufgenommen wurden, wurde spätestens jetzt deutlich, dass die Statistiken zu den vergangenen Monaten praktisch keinen Wert mehr für die nahe Zukunft in Zeiten von Corona haben können. Alle Prognosen, die veröffentlicht wurden, stellten sich zum Monatsende nach aktuellem Stand als eher zu optimistisch heraus.

So hielt die International Energy Agency IEA fest, dass sich die Nachfrage und das Nachfragewachstum 2021 vorerst nicht verändern würden. Das US-Energieministerium EIA prognostizierte eine sinkende US-Schieferölproduktion für November und zeigte sich in Hinblick auf die Nachfrageentwicklung pessimistischer. Momentan sei eine Überversorgung von 1,74 Mio. B/T für 2020 realistisch, das könne sich in den kommenden Monaten noch verstärken. Kommt die OPEC+ nicht zu einer Einigung, könnte aus dem Konjunktiv ein deutlicher Fakt werden, der weit über den Erwartungen liegt. Schaut man auf den vergleichsweise optimistischen OPEC-Monatsbericht, nimmt diese Befürchtung Konturen an.

Die Weltbank hatte im Oktober eine der derzeit unbequemsten, aber leider auch möglichen Ansichten: Sie geht davon aus, dass sich der Ölmarkt langfristig verändern und grundsätzlich schrumpfen wird.

Was heißt das für den Markt? Erst einmal, dass die Investitionsentscheidungen noch kurzfristiger getroffen werden könnten als derzeit ohnehin schon. Auch könnten Spekulationen auf weiter fallende Ölpreise zunehmen. Das wiederum steigert die Möglichkeit, dass aus dem bisher gebremsten Abwärtstrend mit klar abwartender Note eine Rutschpartie wird.

 

Weitere News in Kürze

  • Hurrikans Delta und Zeta führen zu großflächiger Abschaltung der Ölproduktion im Golf von Mexiko – keine langfristigen Schäden
  • Norwegens Ölarbeiter erneut im Streik – Produktion sinkt um 330.000 B/T
  • China und Indien steigern kurzfristig Raffinerieauslastung und kaufen viel Öl am Spotmarkt

 

Was auf dem Ölmarkt im November 2020 wichtig bleibt

Mit den US-Wahlen am Monatsanfang und der OPEC-Vollversammlung am Monatsende könnte der November zu einem entscheidenden Wendepunkt bei der Ölpreisentwicklung werden – zumindest kurzfristig. Denn beide Faktoren werden auf jeden Fall einen enormen Einfluss auf die Rohölpreise und Börsen nehmen – zum Guten wie zum Schlechten.

Die Corona-Krise als alles überschreibender Preisfaktor wird jedoch jede langfristige oder auch nur klare Entwicklungstendenz unmöglich machen und die Preise ein uns andere Mal kurzfristig relativieren. Selten war es so wichtig, die tagesaktuellen Entwicklungen an den Börsen und Märkten im Auge zu behalten, um den optimalen Zeitpunkt für den Heizölkauf zu bestimmen. Denn Heizölkäufer sind derzeit natürlich in einer perfekten Kaufposition. Darum lohnt es sich jetzt umso mehr, täglich unsere Heizölnews zu lesen und die Heizölpreisseite zu konsultieren.