Der Heizölpreis im August: Auf die Unsicherheit folgt die Rallye

Der Heizölpreis-Entwicklung August 2018 im Rückblick

Es wäre angesichts unveränderter politischer und wirtschaftlicher Faktoren verständlich gewesen, wäre der August im gleichen Takt wie der Juli verlaufen. Dies tat er auch, allerdings mit gänzlich anderen Vorzeichen - zum Monatsende folgte schließlich der Knall an den Märkten.

Im Überblick: das Öljahr 2018

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im August

  • Prognosen zu Angebot und Nachfrage erhalten neue Bedeutung
  • Handelskrieg zwischen USA und China – Öl als Faustpfand
  • Iran-Sanktionen greifen schneller und umfassender als erwartet
  • Devisenmarkt: Türkische Lira stürzt dramatisch ab und reißt Euro mit sich

 

Die Heizölpreisentwicklung im Monat August im Überblick
 

Die Heizölpreisentwicklung im August 2018 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Im August schlägt die Stunde der Analysten

Wer sich täglich mit den wichtigsten Entwicklungen am Ölmarkt befasst – etwa um Marktberichte für Heizölkunden zu verfassen –, hatte es zu Beginn des Monats sehr schwer. Denn echte Neuigkeiten, die noch nicht bekannt und damit erklärungswürdig waren, gab es kaum.

Vielmehr häuften sich die impulsarmen Tage, die nicht nur die Berichterstatter, sondern auch die Marktteilnehmer verunsicherten. Diese Verunsicherung zeigte sich in äußerst unentschiedenen Preiskurven. Auf unserer Heizölpreisseite sehen Sie, dass die Kurve bis zum letzten Monatsquartal insgesamt zwar flach, aber mit deutlichen Ausschlägen verlief.

Dahinter stand die alles bestimmende Frage des Monats: Wie werden sich Nachfrage und Angebot bis zum Jahresende entwickeln? Angesichts solcher Faktoren wie Iran-Sanktionen und Handelskrieg gab es scheinbar genau zwei Möglichkeiten:

Entweder der Handelskrieg bremst das Nachfragewachstum so stark aus, dass auch Exportschwierigkeiten und Sanktionen den Preisverfall nicht stoppen werden. Oder die Exporte sinken so deutlich, dass die Versorgungslage noch knapper wird, als es im Jahr 2018 ohnehin der Fall ist.

Dementsprechend uneindeutig fielen auch die Prognosen aus. Die International Energy Agency (IEA) hielt fest, dass die Nachfrage trotz aller Hemmnisse weiter steigen wird – wenn auch etwas gedämpfter als vor dem Handelskrieg. Die amerikanische Energy Information Administration (EIA) prognostizierte bis Ende des Jahres eine Unterversorgung, die sich allerdings 2019 auflösen könnte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hingegen zeigte sich düster und sieht den Nachfragezenit bereits überschritten.

Das alles ließ viel Raum für Spekulationen zum Preis der Referenzölsorte Brent. Zwischen 60 und weit über 80 Dollar pro Barrel wurden immer wieder verkündet – doch Genaues oder gar Handfestes fehlte in diesem faktenarmen Umfeld. Erst gegen Ende des Monats wurden diese Fakten geschaffen. Dann allerdings mit einem Knall.
 

Iran (und die Welt) spürt erste Auswirkungen des US-Boykotts

Iran wurde zu Beginn des Monats von ersten Sanktionen der USA getroffen. Dabei standen zunächst die Devisen, der Goldhandel und die Automobilbranche im Fokus – also Branchen, die erst einmal nicht direkt mit den Ölexporten zu tun haben.

Öl selbst sollte erst ab November auf der Sanktionsliste der USA stehen, wenn die zweite Sanktionswelle in Kraft treten würde. Daher wurde der Boykott-Beginn von der Welt zunächst eher registriert, als dass er Auswirkungen hatte.

Wie eng alle Branchen – und die wirtschaftlichen Verflechtungen der Welt – allerdings zusammenhängen, zeigte sich zum Monatsende mehr als deutlich. Denn Irans Ölexporte stehen schon jetzt massiv unter Druck. Das liegt vor allem daran, dass US-Präsident Trump auch jene Staaten mit Strafen belegen will, die mit Iran Handel treiben. So wird es immer schwieriger für das Land, das eigentlich noch zum Export verfügbare Öl an den internationalen Mann zu bringen.

Erste landesinterne Einschätzungen gehen davon aus, dass die Exportquoten schon im September auf 1,5 Mio. Barrel pro Tag fallen könnten. Aktuell schwanken die Werte (je nach Rechnung) zwischen 2,3 bis 3,1 Mio. B/T. Ab November könnte der Strom dann auf 0,8 Mio. B/T versiegen.

Diese Werte sind so dramatisch, dass der Markt schon jetzt reagierte und diese Versorgungslücke mit einem Knall einpreiste, der den Handelswert für die Ölsorte Brent innerhalb von drei Tagen um 3 Dollar anhob. Bei Gasoil war die Veränderung mit 35 Dollar naturgemäß noch deutlicher.

Die Welt hat sich seit den vorherigen US-Sanktionen weitergedreht und ist in Sachen Öl noch enger zusammengerückt. Dies zeigt sich vor allem daran, dass die Exportrückgange dieses Mal wesentlich höher ausfallen könnten, obwohl die neuen Boykotte ausschließlich von den USA ausgehen. Beim letzten Mal hatte sich auch die EU an den Sanktionen beteiligt, sie agiert aktuell jedoch als Schlichter bzw. Vermittler eher im Sinne Irans.

Doch auch wenn Iran in diesem Fall als Leidtragender auftritt, so stehen dem Land durchaus Mittel zur Verfügung, um auf das Handeln Trumps zu reagieren.

Wie diese Mittel aussehen könnten und welches Eskalationspotenzial darin steckt, sah die Welt bereits Anfang August: Bei einer Militärübung in der Straße von Hormus bewies Iran, dass es in der Lage wäre, diese wichtige seeische Exportroute für alle Anrainerstaaten zu blockieren. Mit diesem Schritt hatte Teheran auch im August mehrfach gedroht. Doch bisher ist es bei Drohungen geblieben.
 

US-Ölindustrie zurück im Rampenlicht

Indes war die Sorge um das iranische Öl nicht der einzige Faktor, der den plötzlichen Anstieg begünstigte. Denn entgegen allen Aussagen zur förderaktiven US-Ölindustrie waren die US-Vorratslager just im gleichen Zeitraum so leer wie selten.

Zum Monatsanfang war die US-Ölproduktion laut DOE zweimal rückläufig, doch zum Monatsende sorgten vor allem eine außergewöhnlich hohe Nachfrage und eine dementsprechend hohe Raffinerieauslastung für leere Lager. Der letzte Bericht des DOE im August unterstrich noch einmal das Rekordniveau der Nachfrage und schickte die Preise auf 3-Monats-Hochs.

Die USA als großer Markt sind für die Teilnehmer an den Börsen immer so etwas wie ein Seismograf und Indikator für die globale Marktlage. Zudem sind die USA für einen Hauptteil der aktuellen politischen Großwetterlage direkt verantwortlich.

Die amerikanischen Lager- und Nachfragetendenzen werden dementsprechend mit teilweise deutlichen Preisveränderungen beantwortet. Da die Handelswelt momentan händeringend nach verlässlichen Indikatoren für die weitere Entwicklung des Jahres 2018 sucht, dürften die Bestandsberichte in den kommenden Wochen und Monaten wieder an Bedeutung gewinnen.
 

Handelskrieg zwischen China und USA: Das Faustpfand heißt Öl

Seitdem das Thema Handelskrieg auf der Weltagenda erschienen ist, war es selten so schwer, den Überblick zu behalten, wie im August. Beinahe täglich verkündeten die Kontrahenten USA und China neue Strafzölle auf Waren aus dem jeweils anderen Land.

Ging es allerdings bisher um landwirtschaftliche Produkte, Stahl oder Aluminium, stand Öl im August besonders im Mittelpunkt. Anfang des Monats verkündete China, Benzin aus den USA ab Ende August mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent zu belegen.

Stand zuvor auch Rohöl auf der Strafliste, fehlte dies auf dem endgültigen Papier. Doch Mitte des Monats wurde bekannt, dass China kurzerhand alle Rohölimporte aus den USA gestoppt hat. Nicht von staatlicher Seite, sondern als inoffizielles Statement der produzierenden Industrie.

Schon einen Tag später vermeldeten die beiden Staaten, man wolle sich zu Gesprächen treffen. Der Markt reagierte so, wie man es angesichts der verhärteten Fronten erwarten konnte: gleichgültig. Das Treffen, von dem selbst Trump nichts erwartete, verlief dementsprechend ohne Ergebnisse.

Es ist schon fast fatalistisch, wie die Welt momentan mit der nächsten Runde im Handelsstreit umgeht. Wieder sind neue Zölle seitens der USA in Kraft getreten, wieder hat China entsprechend geantwortet. Damit gibt es kaum Neues, das die Preise an den Rohstoffbörsen beeinflussen könnte.

Zieht man alle politischen Schachzüge ab, bleibt vom Handelskrieg am Ende des Tages eher der Eindruck, dass seine Auswirkungen vielleicht doch nicht so verheerend für die Nachfrageentwicklung sein könnten. Denn es sieht so aus, als beziehe China sein Öl einfach aus anderen Quellen als den USA – was für eine trotz allem gute Versorgungslage spricht.

Außerdem wurde jüngst ein Infrastrukturprogramm gestartet, das Chinas Industrie in Beschäftigung halten soll und gleichzeitig die Grundlage für eine bessere wirtschaftliche Struktur schafft. Diese könnte sich nach dem möglichen Ende der Handelsbeschränkungen als Segen für das Land erweisen – und den USA im Gegenzug in Teilen das wirtschaftliche Genick brechen.
 

Weitere Marktnews in Kürze

  • Libysche und irakische Ölförderung bzw. Exporte steigen auf Rekordniveaus
  • USA geben strategische Ölreserven zur Angebotsstabilisierung frei
  • Mexiko, Guyana, Südsudan und Venezuela wollen in die Ölindustrie investieren
  • Größte saudische Fördergesellschaft Saudi Aramco sagt Börsengang ab – Anzeichen für sinkende Ölpreise?

 

Der Heizölpreis – ein Blick auf die Entwicklung des Eurokurses

Erstmals haben nichtprofessionelle Marktbeobachter im August die unerwartet enge Verbindung zwischen dem Euro und der türkischen Lira kennengelernt. Innerhalb weniger Tage sank der Währungswert des EU-Beitrittskandidaten dramatisch und riss den Euro in aller Deutlichkeit mit.

Gründe für die Abwertung der Lira gab es viele: eine hohe Privatverschuldung in Dollar, eine hohe Inflation und nicht zuletzt eine Auseinandersetzung zwischen Ankara und Washington, bei der – Überraschung – nun auch Strafzölle im Spiel sind.

Insgesamt scheint die Türkei jedoch vorrangig an mehreren hausgemachten wirtschaftlichen Krankheiten zu leiden, die letztendlich die Währung ins Minus trieben. Die Staatsmacht hat zwar Gegenmaßnahmen versprochen, doch scheint sie sich dabei in mehrerer Hinsicht selbst etwas vorzumachen. Der türkische Finanzminister jedenfalls sprach jüngst von einem „stabilen Finanzsystem“ – obwohl die Lira weiter an Wert verliert.

Wenigstens hat sich der Euro zum Monatsende von dieser Entwicklung weitestgehend frei machen können. Das sah zu Krisenbeginn noch anders aus. Deutsche Banken und Unternehmen sind eng mit der türkischen Wirtschaft verflochten – und das bereits seit 1963 mit dem Abkommen von Ankara der EWG.

Dies wissen auch Devisenhändler und befürchteten eine Eurotalfahrt aufgrund dieser Nähe zur Lira. Die tatsächliche Talfahrt entstand allerdings hauptsächlich durch die Reaktionen der Anleger selbst, die sich reihenweise in den Dollar als sicheren Hafen flüchteten.

Der dramatische Euroverlust gab deshalb bis zur Monatsmitte immer wieder den Ausschlag für den Heizölpreis – und dabei stets zu Ungunsten der Heizölkäufer. Nachdem sich der Euro jedoch von der türkischen Entwicklung lossagen konnte, sieht es hier wieder besser aus. So puffert der Euro momentan viele Preissteigerungen der Rohstoffmärkte für Heizölverbraucher immer wieder ab.
 

Was im September für die Heizölpreisentwicklung wichtig bleibt

Wer hofft, dass der September etwas ruhiger oder gar vorhersagbarer wird, dürfte sich spätestens beim Blick auf die Entwicklungen im August besinnen. Jeder einzelne Fakt, der diesen Monat bestimmt hat, dürfte im September noch an Intensität zulegen – in die eine oder andere Richtung.

Iran und die tatsächlichen Exporte bleiben dabei das Hauptthema. Ob und wie andere Staaten gegensteuern können oder müssen, bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

China und die USA dürften sich in fast schon schönster Einigkeit auf dem Handelsparkett bekriegen und der amerikanische Präsident dürfte in bester Trumpism-Manier wieder so manche Preisveränderung mit Äußerungen auf Twitter anstoßen. Denn im September geht es auch in die heiße Phase der Midterm-Wahlen in den USA. Und nicht nur Trump führt Wahlkampf mit härtesten Bandagen.

Wer sich Ruhe erhofft, sollte im September also lieber keine Nachrichten verfolgen. Alle anderen schauen am besten täglich in unsere Heizölnews und informieren sich über aktuelle Entwicklungen und Analysen. Außerdem liefern wir Ihnen genaue Daten zum Heizölpreis und zu den Kursen an den wichtigsten Märkten auf unserer Heizölpreisseite.

 

 

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