So hat sich der Heizölpreis im Juli entwickelt – wie geht’s weiter?

Der Heizölpreis-Entwicklung Juli 2018 im Rückblick

Eigentlich wäre es im Ölmonat Juli am besten gewesen, keinerlei Prognosen selbst zur kurzfristigen Marktentwicklung abzugeben. Der Grund? Vor allem eine turbulente Weltpolitik. Erfahren Sie in unserem Monatsrückblick für Juli die Hintergründe zur jüngsten Heizölpreisentwicklung.

Im Überblick: das Öljahr 2018

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp

 

Die Heizölpreisentwicklung im Monat Juli im Überblick

 

Die Heizölpreisentwicklung im Juli 2018 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Juli

  • Produktionssteigerungen greifen – reichen jedoch kaum aus
  • Was wird aus Iran?
  • Handelskrieg treibt Analysten vor sich her

 

Es ist ganz egal, um welches Thema es geht: Nahezu jede Fragestellung und Krisensituation, die schon den Juni bestimmte, blieb auch im Juli wichtig. Allerdings nahmen die Ereignisse in jeder Hinsicht Fahrt auf und wechselten ihre Vorzeichen praktisch von Tag zu Tag.

 

Kein Ausgleich in Sicht: anhaltende Versorgungsknappheit vs. Produktionsanhebungen der OPEC

Der gesamte Juli wurde weiterhin von Meldungen zu Lieferengpässen wichtiger Erdölproduzenten bestimmt. Insbesondere Libyen blieb im Fokus, wo Kämpfe um die Exporthäfen Es Sider und Ras Lanuf zuletzt für rund 0,8 Mio. B/T weniger Öl sorgten. Auch Kanada und natürlich das korruptionsgebeutelte Venezuela konnten keine Besserungen melden.

Libyen beeilte sich zwar zu versichern, dass die ersten Exportterminals wieder am Netz wären. Dies schien wie eine Beschwichtigungsmaßnahme, denn zur Monatsmitte folgten News zu erneuten Auseinandersetzungen, die den Öl-Output abermals empfindlich senkten.

In einer ausgeglichenen Versorgungslage wären diese Lieferschwierigkeiten vielleicht nicht so wichtig für die Preisentwicklung gewesen. Doch gerade im aktuellen Umfeld des OPEC-Kürzungsdeals und der steigenden Nachfrage reagierte der Markt ausnehmend sensibel auf jede neue Force-majeure-Meldung. Saudi-Arabien positionierte sich den gesamten Monat hindurch dabei immer wieder als faktisches Gegengewicht zu diesen Entwicklungen.

Erstens erhöhte es die Produktion, wie im Juni von der OPEC beschlossen, praktisch sofort. Zweitens bot es asiatischen Abnehmern Extra-Lieferungen an. Drittens wurde es zum Vorbild für andere Produzenten wie Irak, die nun ebenfalls Produktionsausweitungen angekündigt haben.

Russland ging zum Monatsende sogar so weit zu sagen, dass die aktuelle globale Situation danach schreie, die beschlossenen Produktionsanhebungen um sukzessive 1 Mio. B/T noch auszuweiten.

Sind das Anzeichen dafür, dass sich der Markt von der Nachfrage zum Angebot verschiebt? Auch wenn die Händler zur Monatsmitte mit ihrem Kaufverhalten dieser Annahme folgten, machte ihnen die Realität schnell einen Strich durch die Rechnung – zumindest vorerst:

Saudi-Arabien hat sommerbedingt für August deutlich sinkende Exporte angekündigt. Denn man braucht das Öl für die Klimaanlagen im eigenen Lande. Zudem gerieten zum Monatsende saudische Öltanker unter Beschuss von Rebellen, der Öltransport durch das Rote Meer wurde eingestellt. Kuwait folgte diesem Beispiel prompt.

Auch heißen Produktionssteigerungen nicht zwangsläufig mehr Öl, denn die meisten Produzenten der OPEC verfügen über sehr begrenzte Reservekapazitäten, würden bei Steigerungen also unter Volllast fahren – und könnten erneute oder weitere Ausfälle nicht kompensieren.

Darum waren sich Analysten im Juli zumindest in einem Punkt einig: Die Versorgungslage wird immer unberechenbarer.

 

Zuckerbrot und sehr viel Peitsche zwischen USA und Iran

Einer der Gründe, warum die OPEC-Staaten mit Hochdruck an Produktionsausweitungen arbeiten, sind die (drohenden) Sanktionen der USA gegen Iran nach dem Aufkündigen des Atom-Deals durch Trump.

Auch von diesem Brennpunkt gab es im Juli reichlich Neuigkeiten. Die Rhetorik, mit der sich Washington und Teheran öffentlich bedrohten, ließ es dabei weder an Lyrik noch an Eskalationspotenzial missen. Umso überraschender waren dann die freundlicheren Zwischentöne.

Der Monat hatte mit einer Meldung aus den USA begonnen: Das Außenministerium verkündete, man wolle Einzelfallprüfungen für Unternehmen, die Öl aus dem Iran kaufen, in Erwägung ziehen. Zuvor hatte es stets geheißen, dass ausnahmslos alle Firmen, die mit Iran Handel treiben, von den USA sanktioniert würden.

Von diesem Angebot war Iran indes wenig beeindruckt, zumal Irans Ölexporte dennoch um 1,4 Mio. B/T sinken würden, wie Experten ausrechneten. Deshalb drohte Teheran allein im Juli zweimal mit einer Seeblockade der Straße von Hormus. Dies ist eine der wichtigsten Exportrouten für Öltanker aus allen Anrainerstaaten. Die Blockade würde den weltweiten Öltransport auf einen Schlag um rund 30 Prozent senken.

Seine Drohung unterstrich Irans Präsident Ruhani mit einem persischen Sprichwort „nicht mit dem Schwanz des Löwen [zu] spielen“, worauf Trump mit einem sehr harten, sehr eindeutigen Tweet antwortete, dass Iran solche Gebärden bereuen könnte.

In dieser aufgeheizten Stimmung war es umso überraschender, dass Trump zum Monatsende ein Gesprächsangebot an Iran aussprach. Wir haben es als „typisch trumpsche Kehrtwende“ bezeichnet und genauso wurde es bisher auch vom Markt bewertet: als Rhetorik, die sich erst einmal mit Ergebnissen beweisen muss.

 

Handelskrieg wird zur Zerreißprobe

Der Handelskrieg zwischen den USA, China und Europa hielt den Markt im Juli ebenso in Atem – und das vor allem mit seiner Unberechenbarkeit. Am 6. Juli traten die amerikanischen Handelszölle auf chinesische Waren in Kraft, die sich erstens in entsprechenden Gegenmaßnahmen von Europa und China ausdrückten und zweitens sehr bald ihre wirtschaftlichen Auswirkungen zeigten.

Die chinesische Ölnachfrage bzw. Konjunktur hat einen empfindlichen Dämpfer erhalten, was die Ölpreise Mitte des Monats auf neue 3,5-Monats-Tiefs schickte. Die chinesische Regierung steuerte mit der Ankündigung eines Infrastrukturprogramms gegen, das wiederum die Nachfrage nach Öl in China stabilisieren könnte.

Zum Monatsende einigten sich Trump und EU-Kommissionschef Juncker überraschend darauf, Zölle und Handelshemmnisse sukzessiv abzubauen. Außerdem sicherte Juncker zu, dass Europa zukünftig mehr Sojabohnen aus den USA abnehmen wolle. Gerade dieser Wirtschaftszweig hatte sofort und stark unter den Hemmnissen gelitten, sodass Trump 12 Milliarden Dollar Soforthilfe zusicherte – die er als Beweis dafür verkaufte, dass sich die US-Regierung um seine Bürger kümmere.

An den US-Zöllen auf europäische Autos wurde aber nicht gerüttelt, und die Einigung eher als Burgfrieden denn als echter Fortschritt bewertet. So oder so stützte sie dennoch die Ölpreise, auch wenn China weiterhin Nachfrage-Sorgenkind Nummer eins bleibt – und nicht am Verhandlungstisch sitzen darf. Mit der Binnennachfrage haben die USA indes keine Probleme, diese ist unverändert hoch und über den statistischen Niveaus, was deutliche Preisnachlässe ebenfalls immer wieder abbremste.
 

Der Heizölpreis – ein Blick auf die Entwicklung des Eurokurses

Der Eurokurs im Juli bildete die sich verändernden Bedingungen im Tagestakt noch deutlicher ab als die Ölpreisentwicklung – und hatte dabei so manches Mal genau die entgegengesetzte Tendenz zum eigentlichen Marktverhalten. Schuld daran war vor allem der unverändert starke Dollar, der auch Trump ein zunehmendes Dorn im Auge ist.

Wie es in seiner Natur liegt, warf er Europa in einem Tweet vor, den Eurowert durch die Nullzinspolitik künstlich niedrig zu halten, um die eigenen Exporte zu stärken. Mit der günstigeren Ausgangssituation für europäische Exporte hat er zwar recht, der Rest der Twitter-Tirade wurde jedoch einmal mehr mit Kopfschütteln quittiert.

Allerdings war im Juli besonders stark zu beobachten, wie eng der Devisenmarkt an Worten und Aussagen hängt, die nicht einmal Hand und Fuß haben müssen. In einer Hinsicht hatte dies im Juli aber auch ein Gutes: Während der Eurokurs und die Ölpreise von Tag zu Tag deutlich schwankten (gerade in entgegengesetzter Richtung), blieb der Heizölpreis im Monatsvergleich relativ ausgeglichen.
 

Was im August weiter für die Heizölpreisentwicklung wichtig bleibt

Wagen wir sonst Prognosen zu den Themen des kommenden Monats, sparen wir uns dies im aktuellen Umfeld lieber. Denn das alles überschreibende Wort für die Marktsituation ist „unberechenbar“. Zwar gehen wir nicht davon aus, dass sich die aktuellen Themen im August in Wohlgefallen auflösen. Doch jede Spekulation darüber hinaus ergibt momentan keinen Sinn.

Es bleibt also alles, wie es ist: unvorhersagbar, schwierig zu durchschauen und nicht einfach nachzuvollziehen. Darum empfehlen wir Ihnen, auch im August täglich unsere Heizölnews zu lesen und sich über aktuelle Entwicklungen und Analysen zu informieren. Außerdem liefern wir Ihnen genaue Daten zum Heizölpreis und zu den Kursen an den wichtigsten Märkten auf unserer Heizölpreisseite.

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