Der Heizölpreis im September: Quo vadis, Nachfrage?

Die Heizölpreisentwicklung im Septmeber 2018

Zieht man alle punktuellen Ereignisse mit unmittelbarem Einfluss auf den Ölpreis ab, ging es im September ausschließlich um eine Frage: Was wird aus der Nachfrage und der Versorgungsknappheit der Märkte? Wer sich im dritten Jahresquartal Antworten erhoffte, wurde enttäuscht. Das ganze Bild bei uns.

Im Überblick: das Öljahr 2018

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus
  • August: Iran-Boykott zeigt Auswirkungen – Marktunsicherheiten nehmen zu

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im September

  • Nachfrageprognosen werden zum wichtigsten Monatsthema
  • Neue Rekordpreise (auch) aus marktinternen Faktoren
  • Sicherheitslage im Nahen Osten trifft Ölindustrie
  • OPEC sieht keinen Bedarf für weitere Produktionssteigerungen – der Markt schon
  • Barrelpreise um 100 Dollar werden plötzlich realistischer
     

Die Heizölpreisentwicklung im Monat August im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im September 2018 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

Für interessierte Laien und Heizölkäufer war der Ölmonat September ein Lehrstück in Sachen ureigene Marktdynamik. Natürlich gab es genug faktenbasierte Ereignisse und Zahlen, die den Ölpreisverlauf beeinflussten. Doch die neuen Rekordhochs für Brent und Gasoil wurden vorrangig von Erwartungen getrieben.

Zum Monatsanfang war es zunächst die Erwartung, dass der Hurrikan Florence ähnliche Auswirkungen auf den US-Markt haben könnte wie Harvey im Jahr 2017. Diese Befürchtung erwies sich als unbegründet, doch praktisch direkt im Anschluss wandte sich der Markt den alles bestimmenden Fragen zu:

Was wird nun aus der Nachfrage und der Versorgungslage? Wie haben die Iran-Sanktionen, der Handelskrieg zwischen China und den USA und die Währungsprobleme in den Entwicklungs- und Schwellenländern darauf Einfluss?

Auch wenn es genug Hinweise darauf gibt, dass die Nachfrage zum Ende 2018 und zu Beginn 2019 abflauen könnte, entschieden sich die Marktteilnehmer für die gegenteilige Interpretation. Ob diese Interpretation allerdings Bestand hat, muss angesichts der momentanen Marktlage diskutiert werden.
 

Knapp ist immer relativ – OPEC-Pläne vs. Marktannahmen

Welch entscheidenden Anteil die OPEC am aktuellen Marktgeschehen hat, zeigte sich insbesondere zum Monatsende eindrücklich. Normalerweise erfüllen Treffen des kartelleigenen Kontrollgremiums JMMC eine Reportingfunktion: Der Markt will wissen, wie es um die Erfüllung der Förderquoten steht, und nimmt die Prozentzahlen als Anlass für kleine Preiskorrekturen – oder auch nicht.

Dieses Mal wurde dem JMMC-Meeting in Algerien allerdings eine Bedeutung beigemessen, die das Gremium erstens nicht hat und die zweitens so schon fast übertrieben erscheint. Denn der Markt hatte erwartet, dass aus dem Treffen eine Empfehlung dazu hervorgeht, die Förderquoten angesichts der knappen Marktlage weiter anzuheben. Zuvor hatten Russland und Saudi-Arabien dazu mehrfach ihre Bereitschaft und Fähigkeit signalisiert.

Abgesehen davon, dass das JMMC gar nicht beschlussfähig ist, hatte der saudische Ölminister allerdings im Anschluss sofort deutliche Worte parat: Nach den Erhöhungen der Förderquoten im Juni sehe man keinerlei Bedarf für weitere Steigerungen. Zwar werde man die Kapazitäten etwas erhöhen, sobald sich im Oktober und November neue Bedarfe aufgrund weiterer Auswirkungen der Iran-Boykotte oder höherer Nachfragewerte zeigen würden. Doch von Knappheit könne kaum die Rede ein.

Diese klare Aussage war zuallererst eine Absage an US-Präsident Trump, der sich in einem Tweet erneut darüber ausließ, dass die OPEC die Preise künstlich hochhalte. In zweiter Instanz war diese Aussage aber auch eine Absage an den Markt, der nach OPEC-Meinung durchaus mit seinen Erwartungen durchbrennt.

Diese Erwartungshaltung bezieht sich vorrangig auf die Iran-Sanktionen. In den vergangenen Wochen hat sich die iranische Ölwirtschaft bereits sichtbar zurückentwickelt. Zwar betreffen die gültigen Sanktionen noch nicht das Öl. Doch die drohenden Strafen für alle Länder, die mit Iran Handel treiben, verursachen schon jetzt eine Verunsicherung, die sich in der iranischen Handelsbilanz auch bei der alles bestimmenden Ölindustrie niederschlägt.

Der Markt geht nun davon aus, dass sich diese Entwicklung bis zum Stichtag 3. November, wenn die US-Sanktionen gegen Ölexporte in Kraft treten, noch verschlimmern wird. Analysten schätzen, dass die iranische Ölproduktion auf sichtbar unter 1 Mio. B/T sinken könnte.

Das ist angesichts der unverändert hohen Nachfrage nach Öl durchaus keine Kleinigkeit. Allerdings ist diese Zahl bereits seit Langem bekannt und als Fakt längst eingepreist – sie war ein erheblicher Motor für die Preissteigerungen im vergangenen Monat. Und es gibt hier schlicht keine neuen Fakten, die Annahmen einer noch größeren Verknappung aus dieser Quelle rechtfertigen würden.

Zudem stehen mit den Währungsabwertungen in zahlreichen Entwicklungs- und Schwellenländern sowie dem US-China-Handelskrieg zwei gewichtige Gegenargumente auf der anderen Seite der Prognosebilanz.

Insbesondere die Schwellen- und Entwicklungsländer haben einen unstillbaren Durst nach Öl und sind dementsprechend entscheidend für die Nachfrageseite. Abwertungstendenzen gegenüber dem Dollar führten aber im September dazu, dass sich diese Länder Öl in der Leitwährung Dollar schlicht nicht mehr im vollen Umfang leisten konnten. Auch wenn dieses Problem längst wieder aus den Schlagzeilen verschwunden ist, besteht es doch weiterhin und dürfte auch in naher Zukunft nicht so schnell beseitigt sein.

Der größte Fuß auf der Nachfragebremse bleibt allerdings der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Hier zünden beide Seiten in schöner Regelmäßigkeit neue Eskalationsstufen. Jüngst legte Washington mit einem neuen Strafzollpaket in Höhe von 200 Mrd. Dollar nach.

Wir haben schon mehrfach analysiert, dass dieser Protektionismus vonseiten der USA ein wirtschaftliches Instrument aus dem vergangenen Jahrhundert ist und die hochgradige Vernetzung der Weltwirtschaft verkennt. Die Nachfrage ist inzwischen weltweit etwas abgeflaut, die Konjunkturen sind von Peking bis Berlin ausgebremst. Zudem ist China der größte Rohölimporteur der Welt. Solange hier keine Einigung erzielt wird, sind eigentlich alle anderen Nachfragezunahmen nur ein Tropfen auf den Prognosestein.

Selbst bei den offiziellen Ausblicken herrscht deswegen nachvollziehbare Uneinigkeit. Der EIA-Monatsreport des US-Energieministeriums ging im September von einer Unterversorgung des Marktes im restlichen Jahresverlauf aus. Die International Energy Agency (IEA) meldete hingegen an, dass die OPEC-Produktion im August so hoch gelegen habe, dass Verluste durch Produktionsausfälle in Iran und Venezuela problemlos ausgeglichen worden seien.

Und damit schließt sich der Kreis zur bewussten Nichtaktivität der OPEC: Aus ihrer Sicht gibt es keinen Grund zu handeln. Sie hat ihr Soll erfüllt und die Quoten im Juni angehoben. Sie agiert wirtschaftlich und fördert nicht vorzeitig mehr Öl, um mögliche Versorgungsengpässe auszugleichen. Zudem geht Saudi-Arabien inzwischen offiziell von einer Überversorgung des Marktes im kommenden Jahr aus. Warum also voreilig die hohen Gewinnmargen schmälern?

Es ist allerdings zu kurzsichtig, das Agieren der OPEC allein für das aktuelle Rekordpreisniveau verantwortlich zu machen. Auch die Marktstruktur an den Börsen hat daran einen großen Anteil.

Denn der Markt ist nicht nur von Produktkäufern bevölkert – im Gegenteil. Auch wenn unsere Kunden und damit auch wir einen tatsächlichen, aktuellen Bedarf an Öl haben, werden die Kurse im Wesentlichen von spekulativ agierenden Teilnehmern bestimmt, die mit Optionen und Futures handeln. Für sie sind hohe Preise genauso ein Segen wie für die OPEC.

Darum ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die aktuellen Marktpreise weniger das Ergebnis einer Realität aus Angebot und Nachfrage sind, sondern vielmehr spekulativ aufgeladen wurden. Oder, wie wir es beschrieben haben: Die Ölpreise sind hauptsächlich deswegen so deutlich gestiegen, weil der Markt erwartet hat, dass sie steigen. Die nächste Stufe wird gerade gezündet: Nach dem Knacken der 80-Dollar-Marke ist nun laut und ohne Ironie von Werten um die 100 Dollar die Rede.

Das lässt einerseits viel Luft nach oben, bietet aber auch die Möglichkeit einer (kleinen) Preiskorrektur nach unten. Eine Einordnung der verschiedenen Faktoren für beide Möglichkeiten haben wir bereits im Morgenreport vom 18. September vorgenommen.
 

Brandherd Naher Osten flammt erneut auf

Die Vertreter der Knappheitsthese haben im September vor allem auch in Richtung Naher Osten und Afrika geschaut. Hier gab es zahlreiche Konflikte und bewaffnete Auseinandersetzungen, die direkten oder indirekten Einfluss auf die jeweilige Ölproduktion hatten:

Zwar waren die unmittelbaren Einflüsse auf den Ölpreis jeweils nur klein und/oder kurzzeitig. Doch die reine Menge an Vorfällen zeigt schon, wie fragil der Nahe Osten ist – sowohl aus politischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Hier könnten ganze Ölinfrastrukturen von einem auf den nächsten Tag zusammenbrechen, sollten sich die Konflikte ausweiten. Und dieser Faktor ist in der aktuell undurchsichtigen Versorgungslage nicht zu unterschätzen.
 

Weitere Marktnews im September in Kürze
 

  • US-Ölbestände im Durchschnitt leicht rückläufig, US-Nachfrage überdurchschnittlich hoch
  • USA geben doch keine strategischen Ölreserven frei
  • Venezuela erhält milliardenschweren chinesischen Kredit für Investitionen in Ölindustrie
  • UN-Vollversammlung in New York: keine Annäherung zwischen den USA und Iran
  • Inländische Versorgungsengpässe durch niedrige Rheinpegel und Raffinerieabschaltungen

 

Der Heizölpreis – ein Blick auf die Entwicklung des Eurokurses

Auf unserer Heizölpreisseite sehen Sie im Monatsverlauf des Eurokurses hervorragend dessen Einfluss: Seine teils erheblichen Schwankungen gaben im September ein ums andere Mal den Ausschlag, ob sich die grundsätzlichen Preissteigerungen bei Öl auch in gestiegenen Heizölpreisen äußerten.

Angetrieben wurde der Devisenmarkt zum einen von den Zentralbanken der USA und Europas. Die amerikanische Notenbank Fed kündigte zum Monatsende an, den Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr zu erhöhen. Folgerichtig gewann der Dollar gegenüber dem Euro deutlich. Ein paar Tage zuvor wurden Aussagen des EZB-Chefs Draghi dahingehend gedeutet, dass es auch hier bald mit der lockeren Geldpolitik vorbei sein dürfte. Folgerichtig hatte der Euro gewonnen.

Dieses Hin und Her hat den gesamten September bestimmt, ein wirkliches Leitthema gab es indes nicht. Da es genug aktuelle Ereignisse in der Welt gibt, die den beiden verbundenen Währungen einen Dreh geben, wundert dies nicht.

Der September machte nur abermals sehr deutlich, dass Heizölkunden den Eurokurs am besten täglich im Auge behalten und sofort den Heizölkauf auslösen sollten, sobald die Vorzeichen günstig sind. Denn auch wenn es an den Preisniveaus an den Rohstoffmärkten für Käufer nichts zu ändern gibt – mit dem entsprechenden Währungskurs lassen sich noch erhebliche Einsparungen realisieren.

 

Was im Oktober wichtig bleibt

Schaut man auf die Agenda des verbleibenden Jahres 2018 mit der nächsten Sanktionsrunde im November und der OPEC-Vollversammlung im Dezember, könnte sich der Oktober als Interimszeit bemerkbar machen. Wenn wir davon ausgehen, dass ein großer Teil der aktuellen Preisrekorde spekulativer Natur ist, könnten sich im Oktober durchaus kleinere Bereinigungen einstellen.

Das ist aber nur dann der Fall, wenn Ruhe in den Nahen Osten einkehrt und neue Daten zur Nachfrageentwicklung zeigen, dass die globale Wirtschaft wirklich an Schwung verliert. Beides ist nicht gänzlich auszuschließen – aber leider auch nicht zwingend wahrscheinlich.

Das Problem, dem auch wir uns seit Jahresmitte gegenübersehen, heißt schlichtweg Unsicherheit. Solange es keine eindeutigen Anzeichen für eine bessere Marktversorgung und/oder geringere Nachfrage gibt, geht der Markt davon aus, dass die Situation nur noch knapper wird. Ob dies nun auf Fakten beruht oder nicht, ist erst einmal gar nicht so wichtig. Wichtig ist, was der Markt glaubt, dass passieren wird.

Da hilft es nur, Spekulationen und Annahmen in der kleinstmöglichen Einheit mit Fakten zu unterfüttern. Eben deswegen beliefern wir Sie täglich mit unseren Heizölnews und zeigen Ihnen auf unserer Heizölpreisseite die tägliche Entwicklung: So können Sie schnell reagieren und sofort zuschlagen, wenn das Preisniveau einmal innehält. Anders lässt sich der Markt momentan nicht wirtschaftlich handhaben.

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