Heizöl-Rückblick März 2021: Unsichere Marktlage führt zu schwankenden Ölpreisen

Heizöl Monatsbericht für den März - Unsichere Marktlage

Ist das Ölangebot wirklich knapp? Erholt sich die Nachfrage tatsächlich? Der März war ein Handelsmonat mit vielen Fragezeichen. Das schlug sich in sichtbar schwankenden Ölpreisen nieder. Die OPEC-Entscheidung, der Nahe Osten, die Pandemie-Situation und die Blockade des Suezkanals standen im Fokus.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

 

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im März 2021

 

  • Globales Pandemie-Geschehen zwischen Fortschritten und Stagnation
  • OPEC+-Gruppe behält Förderquoten überraschend bei
  • Konflikte im Nahen Osten werden akuter
  • Havariertes Schiff im Suezkanal stört den globalen Warenverkehr empfindlich

 

Es ist kein Zufall, dass die Preiskurven im März der Entwicklung des globalen Pandemie-Geschehens zu folgen schienen. Während viele Industrienationen große Impffortschritte vermeldeten und damit die Hoffnung auf eine baldige Erholung der Wirtschaft schürten, mussten sich andere Nationen mit neuen Lockdowns, stockenden Impfungen oder neuen Virusmutanten auseinandersetzen. Der Impfstopp mit AstraZeneca lieferte dafür ein trauriges Beispiel.

Dominierte im Februar noch die Ansicht, dass das Angebot zusehends abnimmt, stellte sich im März vielmehr die Frage, ob das stimmt. Die überraschende Beibehaltung der OPEC-Förderkürzungen inklusive saudischer Zusatzkürzungen war zwar ein wichtiges Signal, doch zeigte sich damit eben auch, dass der Ölmarkt immer noch stark von der Pandemie belastet ist.

Dafür lieferte die unfreiwillige Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff Ever Given einen kurzfristigen Grund für steigende Ölpreise. Denn es wurde deutlich, wie sehr der globale Warenverkehr an wenigen logistischen Nadelöhren hängt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent des weltweiten Warenstroms – darunter auch erhebliche Mengen Öl – durch den Stau beeinträchtigt waren.

Zum Monatsende konnte das Schiff zwar aus dem Weg bewegt werden, doch bis alle Lieferungen ihren Bestimmungsort erreichen und die Seestraße wieder mühelos passiert werden kann, dürfte es noch ein wenig dauern.

Diese Lektion in globaler Logistik hat zwar keine langfristigen Konsequenzen, doch die teils deutlichen Preisreaktionen auf die Havarie lieferten ein klares Bild der derzeitigen Marktstimmung: Jeder Faktor, der einen Grund für steigende Ölpreise liefert, wird dankbar aufgegriffen. Ganz gleich, wie begrenzt er ist. Denn die alles überspannende Pandemie-Lage zeichnet derzeit ein anderes Bild.

Weitreichendere Konsequenzen dürften hingegen die zunehmenden Konflikte im Nahen Osten haben. Iran und Saudi-Arabien stehen im Mittelpunkt, Verbündete wie die USA und Russland im Hintergrund. Dabei geht es nicht nur um offene militärische Auseinandersetzungen. Es wird immer deutlicher, dass Iran die US-Sanktionen umgeht, zunehmend Öl exportiert und damit die Kürzungsanstrengungen der OPEC+-Gruppe torpediert.

Im Monatsverlauf haben die Ölpreise unterm Strich ein Nullsummenspiel hingelegt. Doch hinter der relativen Stabilität standen deutliche Preisschwankungen. Der Eurokurs spielte für Heizölkäufer mehrfach eine preisentscheidende Rolle. Er hat angesichts der Impffortschritte in den USA, der laxen Geldpolitik der US-Notenbank Fed und der immer wieder guten US-Konjunkturdaten kaum Gegenargumente. Das machte Heizöl im Monatsverlauf mehrfach teurer, als es der Trend an den Rohstoffbörsen vorgegeben hätte.

 

OPEC+ und Naher Osten: schwierige Beziehungen und der Kampf um die Marktvormacht

Wer die Situation im Nahen Osten bewerten will, kann nicht nur auf Hauptakteure wie Saudi-Arabien oder Iran schauen. Verbündete und Allianzen geben den offeneren Konflikten den eigentlichen Zündstoff. So wurden saudische Öl-Infrastrukturen wiederholt von jemenitischen Huthi-Rebellen attackiert. Doch diese Rebellen sollen Iran nahestehen. Iran wiederum wurde von Israel bezichtigt, mit einer Explosion an einem israelischen Tanker zu tun gehabt zu haben. Israel ist ein Bündnispartner der USA.

Teheran zeigt sich global und in der Region zunehmend isoliert, was nicht zuletzt auf die US-Sanktionen zurückzuführen ist. Diese scheint Teheran jedoch immer erfolgreicher zu umgehen. So wird iranisches Öl momentan spottbillig und sichtbar unter Brent-Niveau angeboten, China soll allein im März über 870.000 B/T importiert haben. Die gesamte iranische Exportquote für den Monat könnte bei rund 1 Million B/T liegen – und damit also rund eine Million über der Sanktionsgrenze.

Angesichts dieser Menge muss sich die OPEC vor dem nächsten Kürzungstreffen im April noch schneller mit dem iranischen Angebot befassen, als man im Kartell gedacht hatte. Denn hier ging man davon aus, dass es noch eine Weile dauern wird, bis Teheran möglicherweise wieder „freie Fahrt“ hat und iranisches Öl zum Teil der Kürzungskalkulation werden muss. Wie es aussieht, braucht Iran die Verhandlungen mit den USA, in denen es vorrangig um das Atomabkommen und die Aufhebung des Ölembargos geht, wohl vorerst nicht.

Das stärkt nicht nur die gefährliche Isolation Irans. Es drängt auch die OPEC+-Gruppe aus Marktsicht dazu, bei der nächsten Verhandlungsrunde mindestens auf dem aktuellen Kürzungsniveau zu beharren. Saudi-Arabien hatte sich im Monatsverlauf immer wieder in diese Richtung geäußert, auch wenn man in Riad zum Monatsende lieber dementierte.

Diese Taktik ist nicht neu: Der größte OPEC-Produzent will mit seiner Zurückhaltung dafür sorgen, dass sich die anderen Kürzungsmitglieder nicht gegängelt fühlen und damit schneller zu einer Einigung kommen (die Saudi-Arabien will).  Generell liefert die Situation im Nahen Osten derzeit gute Gründe für Risikoprämien, die einen Teil der Preisstabilität ausmachen. Ob und wie sich gerade Iran in diesem Spannungsfeld zukünftig positioniert, dürfte große Auswirkungen auf die geopolitische Lage und auch die Preisentwicklung in den kommenden Monaten haben.

 

Uneinheitliche Marktlage – wie wird sich die Nachfrage entwickeln?

Die OPEC und die US Energy Information Administration gehen davon aus, dass der Markt in den kommenden Monaten unterversorgt ist. Die International Energy Agency ist hingegen überzeugt, dass mehr als genug Öl in den Tanks vorhanden ist. Knackpunkt ist dabei nicht nur das globale Ölangebot. Im März zeichnete sich ab, dass sich die Nachfrageentwicklung aufspaltet.

Während etwa in den USA der Hunger nach Treibstoffen darauf hindeutet, dass die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, verharren weite Teile Europas in der Stagnation von Lockdowns. Chinas Ölnachfrage ist gestiegen, während Indien als einer der größten Nachfrager zum Monatsende neue Restriktionen verhängen musste.

Diese unterschiedlichen Aussichten erklären zwar nicht, was vom Ölmarkt in den kommenden Monaten zu erwarten ist. Sie zeigen jedoch klar, dass praktisch alles an den Impffortschritten hängt. Abgesehen von der grundsätzlichen Impfquote muss auch beachtet werden, ob und wie sich Virusmutationen ausbreiten und welche Herausforderungen sich daraus ergeben könnten.

Nimmt man all diese Überlegungen zusammen, gibt es keinen Zweifel, dass der anhaltende Optimismus der vergangenen Monate einer zunehmenden Ernüchterung weichen muss. Doch die schwankenden Kurse im März zeigen eben auch, dass es mit dem Optimismus trotz allem noch nicht vorbei ist.

 

Heizölpreisentwicklung im März 2021 im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Januar 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

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Was auf dem Ölmarkt im April 2021 wichtig bleibt

Es gibt vorerst keinen Grund, von der OPEC+-Gruppe etwas anderes zu erwarten als eine Beibehaltung der Kürzungen. Schließlich sind sie einer der wichtigsten Faktoren für die relative Stabilität der Ölnotierungen.

Es gibt jedoch zahlreiche Gründe, an der Nachfrageentwicklung zu zweifeln. Man kann davon ausgehen, dass die zunehmende Ernüchterung des Marktes im April weiter fortbestehen wird, da eben nicht davon auszugehen ist, dass die Impferfolge auch in Europa sprunghaft ansteigen. Sollten hier allerdings Erfolgsmeldungen folgen, besteht durchaus deutliches Potenzial für Preisanstiege. Die Situation im Nahen Osten könnte diese Tendenzen zusätzlich beflügeln.

Diese Prognosen sind jedoch mit immer stärkerer Vorsicht zu betrachten, wie die unklare Entwicklung im März gezeigt hat. Deshalb sollten Sie sich tagesaktuell mit unseren Heizölnews informieren und mithilfe der Heizölpreisseite eine Entscheidung zum besten Zeitpunkt für den Heizölkauf treffen.  Ob es weiter rauf- oder wieder abwärtsgeht, lässt sich also einmal mehr nicht abschließend vorhersagen. Deshalb sind unsere täglichen Heizölnews die beste Entscheidungsgrundlage für Ihren Heizölkauf. Die Entwicklung in Zahlen können Sie auf unserer Heizölpreisseite interpretieren.