Monatsrückblick Dezember: Heizölpreise auf Talfahrt

Der Ölmonat Dezember in der Rückschau 03.01.19

Marktteilnehmer hatten sich von den im Dezember beschlossenen OPEC-Kürzungen eine Stabilisierung der Ölpreise erhofft. Doch das Gegenteil war der Fall: Turbulenzen an den Aktienmärkten und die zu geringen Kürzungsmengen schickten die Preise in den stetigen Sinkflug. Wir werfen einen Blick zurück.

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Dezember
 

  • OPEC+ beschließt Förderkürzungen um 1,2 Mio. B/T von Januar bis April 2019
  • Einflussreiche Prognoseberichte warnen vor Überversorgung 2019
  • Aktienmärkte verlieren deutlich an Wert und ziehen Ölpreis mit

 

Der letzte Ölmonat des Jahres 2018 war in vielerlei Hinsicht ein besonderer: Zum einen gab es mit dem OPEC+-Gipfel zum Monatsanfang einen klaren Dreh- und Angelpunkt, der das Marktgeschehen sowohl vor dem Treffen am 6. Dezember als auch danach dominierte. Andere News zum Ölmarkt gingen hier fast unter.

Zum anderen markierte der Dezember insbesondere für die Aktienmärkte einen neuen Tiefpunkt. Mit den wichtigsten Indizes wie dem Dow Jones ging es in atemberaubendem Tempo nach unten. Ausgelöst wurden diese Kursrutsche durch neue Turbulenzen in der amerikanischen Regierung sowie durch die Sorge um die Konjunktur und Weltwirtschaft.

Diese beiden Punkte trieben auch den Ölmarkt in erheblichem Maße an und traditionell ist der Dezember jener Monat, in dem Prognosen und Marktanalysen noch mehr an Gewicht erhalten. Diese Analysen waren indes wenig rosig und warfen die Frage auf, ob die Kürzungen der OPEC überhaupt für eine Stabilisierung sorgen können. Bislang lautet die Antwort: Nein, können sie nicht.

Letztendlich zeigte der Dezember aber auch nur deswegen so heftige Kursbewegungen, weil durch die Feiertage das Handelsvolumen überdeutlich sinkt. Viele Marktteilnehmer verabschieden sich schon vor Weihnachten vom Parkett und kommen vor dem neuen Jahr nicht wieder.

Die verbliebenen Teilnehmer sorgten mit ihren Kauf- oder Verkaufsentscheidungen für genauso eindeutige Kursrutsche wie -anstiege. Allerdings änderte dies nichts an der grundsätzlichen Stimmung auf den Märkten. Und die ist alles andere als optimistisch, wenn es um die Stabilisierung der Ölpreise geht. Davon profitiert letztendlich aber eine Gruppe enorm: unsere Heizölkunden.
 

Die Heizölpreisentwicklung Dezember im Überblick
 

So setzte sich der Heizölpreis im Dezember 2018 zusammen // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

OPEC und die Förderkürzungen: (fauler) Kompromiss oder wichtiger Impuls?

Der gesamte November war von Spekulationen dazu bestimmt, ob sich die Mitglieder des OPEC+-Deals auf neue Kürzungen einigen können, die nach den (voreiligen) Produktionssteigerungen im Juni wieder eine stabile Preisbasis schaffen sollten.

Anfang Dezember wurden endlich Tatsachen geschaffen, die allerdings in mehr als einer Hinsicht enttäuschten: Zunächst musste die Entscheidung verschoben werden, weil sich insbesondere Russland weiterhin gegen Kürzungen aussprach. Am Ende reichte es dann für 1,2 Mio. B/T weniger, zu denen Russland gerade einmal 130.000 B/T beitragen will.

Den Löwenanteil muss Saudi-Arabien tragen und soll die Fördermenge ab Januar 2019 um 500.000 B/T reduzieren. Das war insofern gerecht, als die Saudis ihre Produktion nach der Entscheidung im Juni am deutlichsten gesteigert hatten.

Russland ließ es sich auch nach der Verkündigung des Ergebnisses nicht nehmen, den Unmut darüber deutlich zu machen, dass man sich nun wieder bei der Produktion beherrschen müsse. Der russische Ölminister kündigte sofort an, dass es mehrere Monate dauern würde, um die Kürzungen umzusetzen.

Damit torpedierte er – wenn auch diplomatisch – das Abkommen an sich, denn ungewöhnlicherweise sollte es dieses Mal nur bis April 2019 gelten. Dann wolle man sich wohl erneut zusammensetzen, um die Erfolge der Maßnahme zu bewerten.

Zum Monatsende gab es dann doch noch einen weiteren Vorstoß: Man wolle nun stärker und länger kürzen als bisher geplant. Zahlen gab es bisher nicht, aber grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Saudi-Arabien die Förderung noch stärker zurücknimmt, um insbesondere die typischerweise geringe Januar-Nachfrage aufzufangen.

Insgesamt ist der Tanz um den OPEC+-Deal ein Zeichen dafür, dass 2018 ein lehrreiches Jahr für das Ölkartell gewesen ist. Die Produktionssteigerungen im Juni können in der Rückschau problemlos als voreilig bezeichnet werden, die jetzigen Förderkürzungen wirken etwas verzweifelt, wurden aber mit der Weitsicht verabschiedet, dass man zukünftig schneller Entscheidungen treffen und sich dem Markt schneller anpassen müsse.

Dieser ließ sich indes von der Übereinkunft nur kurz beeindrucken. Die erwartbaren Preissteigerungen nach der Entschlussverkündigung hielten noch nicht einmal 24 Stunden an. Praktisch direkt danach schaute der Markt wieder auf den US-Ölmarkt und die immer dichteren Indizien dafür, dass sich die USA in die Energieunabhängigkeit fördern. Auch Russland produzierte auf Rekordniveau und könnte so jegliche Kürzungsbemühungen seitens der OPEC im Grunde obsolet werden lassen.

Das Hin und Her ist außerdem ein Zeichen für die Gräben zwischen den Dealmitgliedern. Die Spannungen nehmen mit jedem Alleingang eines Landes zu und es wird immer fraglicher, wie stabil und marktentscheidend das Bündnis überhaupt noch ist.

So verkündete Katar zum Monatsanfang, man wolle die OPEC zum Januar verlassen. Offiziell ging es um eine Neuausrichtung der Industrie, inoffiziell zweifelt aber kaum jemand daran, dass es vor allem um die diplomatischen Verwerfungen mit Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten geht. Ob dieser Weggang ein Initialzünder ist, wird sich zeigen.

 

Prognosen für 2019 alles andere als optimistisch

Es ist schon fast ironisch, dass selbst der OPEC-Monatsbericht mit den ersten Prognosen für 2019 einräumte, dass die Überversorgung des Marktes mit den aktuellen Maßnahmen nicht zu begrenzen sei. Auch die ebenso wichtigen Berichte der Energy Information Administration (EIA) und der International Energy Agency (IEA) kamen zu diesem Schluss.

Allerdings hielt die amerikanische EIA entgegen den anderen Annahmen fest, dass die Nachfrageentwicklung weiterhin stabil bleiben wird und bei rund 1,5 Mio. B/T liegen sollte. Im Zusammenspiel mit den OPEC-Kürzungen sollte sich daraus eine geringere Überversorgung ergeben.

Gleichzeitig meldet die EIA jedoch eben auch eine deutliche Produktionssteigerung im eigenen Zuständigkeitsbereich. Der amerikanische Ölboom ist nicht zuletzt ein Ergebnis moderner Fördermethoden und der Rentabilitätssteigerung aufgrund der gestiegenen Preise durch die OPEC-Beschränkungen.

Wir befinden uns aktuell an einem Scheitelpunkt: Große Ölproduzenten wie die USA und Russland können auch mit Barrelpreisen um die 50 Dollar hervorragend wirtschaften, während dies für viele andere Staaten, darunter auch die wichtigsten OPEC-Mitglieder, nicht gilt. Dies ist eine Begründung für das Agieren Russlands im Förderdeal und das atemberaubende Tempo, mit dem die US-Ölindustrie ausgebaut wird.

Ab welchem Punkt auch die beiden größten Erdölproduzenten der Welt umdenken, kann indes schwierig vorausgesagt werden. Denn Faktoren wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die politischen Probleme in der Eurozone und die Währungsschwierigkeiten in Schwellenländern werden sich nicht von heute auf morgen erledigen. Allerdings hat schon 2018 gezeigt, dass es immer wieder tief greifende Überraschungen geben kann.

Das wissen auch die Analysten und räumen in ihren Berichten ein, dass beispielsweise ein Ende des Zollproblems zwischen China und den USA die Bremsklötze für die Weltkonjunktur schnell auflösen könnte und damit die Wirtschaft ankurbeln würde. Bislang wird die Zukunft zunächst weiterhin in grauen Farben gemalt – und die Entwicklung an den Aktienmärkten gibt dieser Einstellung recht.
 

Aktienmärkte übernehmen das Ruder – im negativen Sinne

Tradern an den Aktienmärkten dürfte in diesem Monat mehr als ein graues Haar gewachsen sein. Denn im Dezember ging es mit den Kursen so deutlich bergab, dass sich viele auf unangenehme Weise an den Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007 erinnert fühlten. Anders als damals war der Grund dieses Mal nicht auf dem Immobilienmarkt zu suchen – wohl aber immer noch in den USA.

Der Handelskonflikt mit China hat die Weltkonjunktur so schnell und nachhaltig ausgebremst, dass der Weltwirtschaftsmotor mehr als einen Stein im Getriebe hat. Auch die ungeklärte Brexit-Frage, Schwierigkeiten bei der Haushaltsbildung in Italien und andere europäische Probleme belasteten die Kauflaune.

Nicht zuletzt heizte jedoch insbesondere US-Präsident Trump das Problem zusätzlich an, indem er einen offenen Streit mit der US-Notenbank Fed anzettelte und damit Spekulationen Raum gab, ob der gerade erst (durch Trump) ins Amt gekommene Vorsitzende Powell seinen Job demnächst wieder loswerden würde.

Denn Powell hatte eine erneute Zinserhöhung angekündigt und damit gegen die Vorstellung des Präsidenten gehandelt. Dieser ist nämlich überzeugt, dass ein höherer Leitzins die Wirtschaft abwürge – viele Investoren folgten dieser Einstellung.

Die amerikanische Wirtschaft leidet natürlich unter den Strafzöllen. Auch der aktuelle „Government Shutdown“, den Trump ausgerufen hat, um seine Mauer gen Mexiko durchzusetzen, drückt auf die Stimmung. Der offene Konflikt zwischen Regierung und Währungshütern goss dabei noch Öl ins Feuer. Dies zeigte sich insbesondere im Dow Jones, doch auch andere globale Indizes drückten die schlechte Stimmung und eine anhaltende Konjunkturschwäche mehr als deutlich aus.

Normalerweise sind der Rohstoff- und der Aktienmarkt zwar eng miteinander verbunden, doch gehen beide Welten meist eigene Wege bei der Kursentwicklung. Im Dezember gab es jedoch aufgrund der deutlichen Ausschläge keine andere Möglichkeit, als dass die Aktien das Öl mit sich ziehen.

In diesem Umfeld fuhr der Eurokurs als ein entscheidender Faktor für den Heizölpreis praktisch täglich Achterbahn. Es gab kaum eigene (positive) Impulse aus der Eurozone, vielmehr folgte die Gemeinschaftswährung den Vorgaben aus dem Dollarkurs. Am Monatsende konnte der Euro zum Dollar insgesamt um 0,5 Prozentpunkte im Monatsvergleich zulegen und senkte so die Heizölpreise zusätzlich.

Diese hatten jedoch sowieso mehr als 10 Euro pro 100 Liter Heizöl an Wert verloren und bisher zeichnet sich kein Ende dieser Tendenz ab. Das freut alle Heizölkäufer, die auf einen günstig vollen Tank setzen wollen. Es ist aktuell zu erwarten, dass sich die Tendenz zunächst auch im Januar fortsetzen wird.

 

Weitere Marktnews im Dezember in Kürze

  • Kanada senkt die eigene Produktion um über 300.000 B/T und stabilisiert die Preise
  • Burgfrieden im Handelsstreit zwischen China und den USA lässt auf mögliche Einigung hoffen
  • Libyen muss Produktion um täglich 400.000 Barrel aufgrund politisch-wirtschaftlicher Instabilität kürzen

 

Was im Januar wichtig bleibt

Es steht außer Frage, dass der Januar das Jahr 2019 mindestens genauso spannend einläutet, wie der Dezember das alte Jahr 2018 verabschiedet hat. Zwar wird es mit dem offiziellen Beginn der Förderkürzungen sicher noch keine verlässlichen Werte zur Wirksamkeit der Maßnahme geben, aber diese Kürzungen werden weiterhin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.

Auch die Nachfrage steht im Januar unter besonderer Beobachtung. Hier ist davon auszugehen, dass sie sinkt – fraglich ist nur, in welchem Umfang und welche Faktoren die saisonale Entwicklung beeinflussen könnten.

Momentan geht niemand davon aus, dass die Ölpreise wieder deutlich anziehen werden – dazu müssten schon außergewöhnliche Ereignisse eintreffen. Doch genau vor solchen Überraschungen war der Markt noch nie sicher.

Deshalb raten wir allen Heizölkäufern, täglich unsere Heizölnews zu konsultieren und sich über den aktuellen Stand der Börsendinge auf unserer Heizölpreisseite zu informieren. So können Sie kurzfristig agieren und sich das beste Preisniveau mit den fundiertesten Informationen sichern.

Wir wünschen allen Heizölkunden einen gelungenen Start in das neue Jahr 2019!

 

Im Überblick: das Öljahr 2018
 

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus
  • August: Iran-Boykott zeigt Auswirkungen – Marktunsicherheiten nehmen zu
  • September: Nachfrageprognosen bestimmen das Marktgeschehen
  • Oktober: Entspannung in den Ölpreisen – Entkopplung der Heizölnotierung
  • November: Der Heizölpreis im November: klarer Fall von Trendwende

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