Ölpreise steigen, Heizölpreis folgt

24. November 2015,

Heizoelpreis-gestiegen-24-11-2015

Die Ölpreise sind gestern Nachmittag deutlich gestiegen. Händler lösen vor dem anstehenden Feiertag in den USA risikoreiche Positionen auf, was zu verstärkten Käufen führte. Der Heizölpreis wird regional um bis zu einen Cent pro Liter steigen. Ein Umkehr des Abwärtstrends der letzen Wochen halten wir jedoch für unwahrscheinlich.

Ölpreisentwicklung

Die Notierung für den europäischen Ölpreis-Index Brent liegt aktuell bei 45,11 US-Dollar pro Barrel.  Die für den inländischen Heizölpreis entscheidende Notierung von ICE Gasoil liegt bei 427,75 US-Dollar pro Tonne.

Vor dem anstehenden Feiertag in den USA, der für viele Händler mit einem langen Wochenende verbunden ist, trennt man sich von risikoreichen Positionen. Da zuletzt verstärkt über Short-Positionen auf fallende Ölpreise spekuliert wurde, mussten diese nun durch Zukäufe ausgeglichen werden.

Short-Positionen sind mehr oder weniger Wetten auf fallende Preise. Händler verkaufen mehr Ware als sie zukaufen, um im fallenden Markt zu einem späteren Zeitpunkt günstiger nachzukaufen und so Gewinne zu realisieren.

Gestern war dann ein solcher Zeitpunkt. Kleinste Meldungen die für steigende Ölpreise sprechen, sorgen für eine erhöhte Nervosität und verstärkten Zukäufen. Die vermehrten Käufe lassen die Preise dann auch steigen, wodurch im automatisierten bzw. computergesteuerten Handel weitere Käufe ausgelöst wurden.

Marktteilnehmer stellen fixe Preislimits ein, bei denen Käufe oder Verkäufe getätigt werden sollen. Steigt oder fällt der Ölpreis signifikant, wird durch die eingestellten Limits ein Kauf oder Verkauf ausgelöst und die jeweilige Bewegung noch einmal verstärkt.

Für die Berechnung dieser Limits wird oft die technische Chartanalyse genutzt, wodurch sich die Limits vieler Markteilnehmer gleichen. Wird das Limit erreicht, führt das dann zu regelrechten Kauf- bzw. Verkaufswellen.

Die Ölpreise sind also gestiegen, ohne dass die fundamentale Marktsituation sich geändert hat. Zwar mehren sich vor dem OPEC Meeting am Ende der nächsten Woche wieder Forderungen einiger Mitglieder die Produktion zu kürzen, um so die Ölpreise steigen zu lassen, am Ölmarkt rechnet man aber kaum mit einem solchen Schritt.

Ein Strategiewechsel der OPEC benötigt die Zustimmung aller Mitglieder. Aktuell existieren innerhalb der OPEC zwei Lager. Auf der einen Seite stehen die großen Ölproduzenten um Saudi-Arabien. Sie wollen die Überproduktion aufrecht erhalten, um damit den eigenen Marktanteil zu steigern und andere Ölproduzenten aus dem Markt zu drängen.

Das andere Lager sind Länder wie Algerien, Venezuela, Libyen und der Iran. Sie verlangen eine Produktionskürzung, damit die Ölpreise wieder ansteigen. Sie benötigen die steigenden Ölpreise für den Staatshaushalt und Investitionen um die Fördermengen zu halten oder auszubauen.

Die derzeitige Strategie der Überversorgung  benötigt  Zeit. Das zeigt die Entwicklung der Investitionen in der Ölindustrie, die im laufenden Jahr um etwa 20 Prozent gekürzt wurden. Aber auch die Anzahl der US Ölbohranlagen, die seit Ende letzten Jahres um über 60 Prozent gesunken ist.

Bei einem Strategiewechsel würden die Ölpreise steigen, was neue oder zusätzliche Investitionen bei der amerikanischen Schieferöl-Förderung wieder rentabel machen würde.  Das zeigte sich bereits Mitte dieses Jahres bei einem Preisniveau um die 60 US-Dollar. Amerikanische Produzenten nutzten das höhere Preisniveau für eine langfristige Vermarktung der Fördermengen und konnten so Investitionen gegenfinanzieren.

Ein Strategiewechsel  Saudi-Arabiens zum jetzigen Zeitpunkt würde daher einerseits die bisherigen Einnahmeausfälle der OPEC vergebens machen und andererseits auch dem Iran in die Hände spielen. Das Verhältnis beider Länder kann man als „angespannt“ bezeichnen.

Höhere Ölpreise würden dem Iran sehr dabei helfen, die eigene Ölindustrie wieder aufzubauen. Das Geld für dringend benötigte Investitionen fehlt bei einem niedrigen Ölpreisniveau. Zumal der Iran das eigene Öl in einem überversorgten Markt nur über Preisabschläge vermarkten könnte. Daher kritisiert der Iran die aktuelle Politik der OPEC auch so scharf, wie kein anderes Mitgliedsland.

Entwicklung Eurokurs

Der Eurokurs liegt aktuell bei 1,0654 US-Dollar. Heute stehen einige wichtige Konjunkturdaten an. Am Vormittag wird der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex für November veröffentlicht, der als wichtigstes Konjunkturbarometer gilt.

Am Nachmittag könnten dann die aktuellen Daten zum US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal für neue Impulse am Devisenmarkt sorgen. Fallen die Wachstumsraten positiv aus, könnte die US-Notenbank Fed zusätzliche Argumente für eine Zinserhöhung im Dezember erhalten.

Das würde den Dollar vermutlich weiter stärken. Sinkt der Wechselkurs des Euro, verteuert das die Ölimporte der Eurozone und führt damit in der Tendenz zu steigenden Preisen für Heizöl.

Heizölpreisentwicklung

Der Heizölpreis steigt im Vergleich zum Vortag zwischen 50 Cent bis zu einem Euro pro 100 Liter. Eine 3.000 Liter Standard-Lieferung kostet im bundesweiten Durchschnitt etwa 54,55 Euro pro 100 Liter.

Dabei ist die Heizölpreisentwicklung regional unterschiedlich. Entlang des Rheins steigen die Heizölpreise weniger als in anderen Regionen. Durch das Niedrigwasser des Rheins sind die Frachten für die Schiffsversorgung seit Mitte Juli durchgehend gestiegen und hatten im November neue Rekordhochs erreicht.

Dies hatte die Heizölpreise entlang der Rheinschiene nach oben getrieben. Durch die letzten Regenfälle steigen die Pegelstände nun wieder. Dadurch können die Schiffe wieder mit mehr Ladung fahren, sodass die Frachtpreise pro Tonne deutlich fallen. Der Effekt gestiegener Ölpreise findet sich dadurch entlang des Rheins nur abgeschwächt im Heizölpreis wieder.

Aufgrund des „Thanksgiving“ Feiertages in den USA am Donnerstag, besteht vor allem in den nächsten beiden Tagen Potenzial für größere Änderungen beim Ölpreis, eine Gegenreaktion auf den gestrigen Anstieg ist möglich. Viele amerikanische Händler werden am Mittwoch risikoreiche Positionen aufgeben und in ein verlängertes Wochenende gehen.

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