Dreht die Versorgungslage ins Plus? Ölpreise heute gestiegen
24. Juli 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Händler verabschieden sich von Wetten auf steigende Preise
- Markt bewegt sich bei Brent in Contango-Position, ein Anzeichen für eine günstigere Versorgungslage
- Brent bei 72,73 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 645,50 US-Dollar
- Euro fällt auf 1,1661 US-Dollar
- Heizölpreis steigt auf 68,52 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ Nachfrage im US-Markt zieht an
▲ US-Sanktionen gegen Iran
▲ Produktionsschwierigkeiten in Kanada und Kasachstan halten an
▲ Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten
▲ Weniger US-Ölbohranlagen
▶ Saudi Arabien beschränkt Öl-Exporte
▶ Libysche Ölhäfen wieder geöffnet, doch Lage weiterhin angespannt
▶ Iran droht mit Seeblockade für Ölrouten
▼ DOE-Bericht: US-Ölbestände im deutlichen Plus
▼ Debatte um Abbau der strategischen US-Öl-Reserven
▼ EIA: US-Ölförderung wird im Juli und August stark steigen
▼ US-Sanktionen: Ausnahmen für Abnehmer iranischen Öls
▼ Wachstum der globalen Ölnachfrage verlangsamt sich
▼ Handelsstreit zwischen USA, EU und China
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 72,73 US-Dollar. Der Vergleichswert von Montag betrug noch 72,94 US-Dollar, der Schlusspreis für Montag wurde bei 73,06 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 645,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Montag lag bei 643,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Montag bei 650,75 US-Dollar festgehalten wurde.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Angesichts einer nachrichtenarmen Marktlage konnten sich die Ölkurse gestern kaum entscheiden, ob sie sich in eine eindeutige Richtung bewegen sollten. Auch wenn die Preise letztendlich höher sind, stehen dahinter eher technische Signale als eindeutige Faktoren.
Ein solcher Tag ruft immer die Analysten auf den Plan, die das Marktgeschehen an sich betrachten und ihre Einschätzung dazu abgeben. Im Spiegel der Tendenzen, Wetten auf langfristig steigende Ölpreise aufzugeben, lautet das Urteil momentan, dass sich die Versorgungslage in den nächsten Monaten ändern dürfte.
Mit steigenden Produktionen insbesondere durch Saudi-Arabien werden allerdings aktuell Versorgungsknappheiten aufgefangen, die noch gar nicht eingetroffen sind – gerade in Hinblick auf den Iran-Boykott. Das wiederum erhöht die Unberechenbarkeit der nächsten Monate, weshalb der Markt weit davon entfernt ist, sich seiner Sache sicher zu sein. Und das bilden die Ölpreise nicht nur heute Morgen, sondern in den gesamten vergangenen Wochen ab.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro hat gestern seine Gewinne vom Vortag wieder abgegeben. Zum heutigen Tagesstart kostete er 1,1661 US-Dollar, der Vergleichswert für Montag betrug 1,1719 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis für Montag auf 1,1716 US-Dollar fest.
Die deutlichen Reaktionen der Märkte auf Trumps Vorwürfe gegen China und die EU, sie hätten ihre Währungen manipuliert, waren nur eine Episode. Das hatten auch viele Analysten erwartet, welche die kurzfristige Abwertung des Dollars zu allen wichtigen Währungen als typischen Marktmechanismus in der Ära Trump einschätzen.
Im Devisenmarkt, der durchweg beweglicher und empfindlicher als der Rohstoffmarkt ist, war also weder der Eurogewinn, noch der heutige Verlust eine große Überraschung.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Die Uneindeutigkeit der Marktpositionen nimmt zu
Der Markt bewegt sich ins Contango – und wird immer unberechenbarer
Wie zuletzt Mitte März dreht sich die spekulative Ausrichtung des Marktes momentan von der sogenannten Backwardation-Position ins Contango. Das bedeutet, dass schneller verfügbares Öl auf dem Spotmarkt günstiger ist als Öl aus Futures mit längerer Laufzeit.
Dies gilt für die Referenzsorte Brent, die amerikanische Notierung WTI steht im Allgemeinen weniger stark im Fokus allgemeiner Marktmechanismen. Das liegt vor allem daran, dass der überwiegende Teil der erdölproduzierenden Länder, die den Markt deutlich beeinflussen können, Brent anbietet.
Die Contango-Position ist ein Zeichen dafür, dass das Angebot langsam die Nachfrage übersteigt bzw. übersteigen wird. Denn wenn wir von den Tendenzen des Marktes reden, spielen spekulative Elemente eine weitaus größere Rolle als Teilnehmer, die tatsächlich Öl benötigen um es sofort zu verbrauchen.
Einer der Faktoren, welcher für Contango ausgemacht wurde, sind die Produktionssteigerungen von Saudi-Arabien, die als Reaktion auf die knappe Versorgungslage sowie kommende Versorgungsengpässe – etwa durch den Iran-Boykott – auf den Weg gebracht wurden.
Genau in solchen Punkten sehen Analysten ein großes Potential für höchst unberechenbare Marktreaktionen. Schließlich sind die Boykotte noch längst nicht in Kraft und selbst US-Präsident Trump rudert zumindest in Details bei seinem Vorhaben ab und zu etwas zurück. Bis November kann also noch viel passieren.
Zudem ist der Faktor Nachfrage aktuell ein Zünglein an der Waage. Die globale Nachfrage hat sich momentan auch aufgrund des Handelskriegs zwischen China, Europa und USA verlangsamt, doch gilt dies für das Wachstum, nicht die absoluten Zahlen. Auch hier stellt sich die Frage, was passieren würde, wenn es zu einer Einigung zwischen den Parteien käme und gerade der Wirtschaftsmotor China wieder Fahrt aufnimmt.
Ohne die tieferen Marktmechanismen zu verstehen, wird es dennoch deutlich, dass wir uns aktuell in einem Umfeld widerstreitender Faktoren befinden, die den Ölpreis sowohl deutlich in die eine als auch die andere Richtung beeinflussen können.
Darum gibt es genug Analysten, die das Contango als voreilig einstufen, während andere auch in der Verringerung spekulativer Wetten auf langfristig steigende Preise ein Zeichen dafür sehen, dass die Rekordwerte vom Anfang des Jahres für den Rest des Jahres 2018 nicht mehr auftreten werden.
Einig sind sich alle nur, dass der aktuelle Ölpreis momentan vor allem politisch aufgeladen ist – nicht wirtschaftlich. Und gerade in der Politik liegt immer das größte Unsicherheitspotential.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 68,52 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es 68,24 Cent.
Die Auswirkungen des Unsicherheitspotentials sehen Sie heute Morgen am Heizölpreis: Die Schwankungen bei Gasoil und der fallende Eurokurs haben für einen Preisanstieg gesorgt, obwohl die Lage eher nach Preisnachlässen aussieht. Dieses Zusammenspiel wird sich unserer Einschätzung nach in den nächsten Tagen und Wochen sicher nicht beruhigen.
Damit wird es immer wichtiger, sich das heutige Preisniveau zum Heizölkauf zu sichern. Das gilt insbesondere, wenn sich der Tank leert. Denn so machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig, die den Markt seit Wochen immer wieder überraschen.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.