Heizöl-Rückblick April 2023: Ölpreise reagieren auf eine Krise, die es (vielleicht) nicht gibt

Nach einem kleinen Anstieg beendeten die Ölpreise den April auf neuen Tiefständen. Auch wenn sich die Entwicklung begründen ließ, fehlte es doch an klaren Beweisen. Denn der Markt folgte einer Krisenstimmung, die zum großen Teil hausgemacht scheint.

 

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise
  • Februar: Der Pessimismus kehrt an die Märkte zurück und senkt die Ölpreise
  • März: Bankenkrise, Streiks und Rezessionsangst lassen Ölpreise Achterbahn fahren

 

 

Heizölpreisentwicklung

Die Heizölpreisentwicklung im April 2023 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TotalEnergies

 

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im April 2023

  • OPEC+ erhöht überraschend Förderkürzungen und erntet Gegenwind
  • US-Inflationsdaten begeistern – trotzdem scheint US-Wirtschaft zu kränkeln
  • Rezessionssorgen dominieren das Handelsgeschehen
  • Eurokurs zeigt sich stark – Ölpreise sinken unter psychologische Grenzen

 

Marktsorgen haben Hochkonjunktur – die Ölpreise eher nicht

In volatilen und unsicheren Zeiten zeigt der Markt meist sein wahres Gesicht. Auch wenn die Rohölnotierungen im Monatsvergleich den April im leichten Plus beendeten, gab der Heizölpreis um satte zehn Prozent nach. Schauen wir aufs Jahr, haben die Ölpreise insgesamt um ein Drittel an Wert verloren.

Was für Heizölkäufer eine hervorragende Nachricht ist, ist dennoch ein Ausdruck einer allgemeinen Krisenstimmung, die den Markt seit der Corona-Pandemie nicht mehr loslässt. Der Tenor: Auch wenn die Rezession (noch) nicht da ist, könnte sie kommen. Oder kann. Oder wird. Selbst von Indikatoren für das Gegenteil ließen sich die Notierungen nicht von ihrem grundlegenden Abwärtstrend abbringen. Sowohl die Nordseesorte Brent als auch die für die Heizölpreisbildung entscheidenden Gasoil-Notierungen knackten Untergrenzen: Brent notierte zum Monatswechsel unter 80 Dollar, Gasoil unter 700 Dollar. Dies sind zwar nur psychologische Marken, aber eben deshalb so entscheidend. Denn der Börsenhandel ist ein Spiel mit Stimmungen und der Psychologie.

 

Fakten, Fakten, Fakten – oder lieber Prognosen?

Sämtliche Investitionsentscheidungen an der Börse werden mit Blick auf die Zukunft getroffen. Statistiken, Wirtschaftsdaten oder News sind jedoch immer ein Abbild aus der Vergangenheit. Genau dieser Widerspruch zeigte sich im April deutlich.

So sorgte sich der Markt vor allem um die Produktnachfrage, die als Indikator für die globale Wirtschaftsentwicklung gesehen wird. Werden mehr Kraftstoffe eingekauft, ist davon auszugehen, dass Unternehmen mehr ausliefern, während Konsumenten mehr konsumieren. Fallen die Zahlen, scheint die Konjunktur zu stocken.

Sowohl das U.S. Department of Energy als auch mehrere Statistiken aus Asien vermeldeten einen erhöhten Produktverbrauch in den wichtigen Volkswirtschaften. Gerade die entscheidende Produktnachfrage nach Benzin ist klar gestiegen. Doch der Markt agierte so, als könnte es damit sofort wieder vorbei sein.

Unterdessen kündigte die OPEC+-Gruppe überraschend weitere Förderkürzungen an. Dafür erntete sie zwar viel Kritik. Doch der Preisanstieg, wie er sonst bei solchen Zeichen für eine Angebotsverknappung üblich ist, hielt im April nur auffällig kurz an. Schon vor Monatsende waren die Erhöhungen komplett rausgerechnet. Force-Majeure-Meldungen aus Nigeria wurden gleich ganz ignoriert.

Es scheint, als ob jeder Indikator für eine Senkung des Angebots momentan eher einen leicht beruhigenden als einen preistreibenden Charakter hat – ganz im Gegensatz zur Situation vor wenigen Monaten. Dreh- und Angelpunkt dieser Einstellung ist die heikle Balance aus Zinserhöhungen, Inflationsbekämpfung und Schrumpfung der Wirtschaft. Die USA stehen dabei noch stärker im Fokus als Europa. In Bezug auf die USA hat man Sorge, dass die straffen Zinsanhebungen der Fed die schon von Corona gebeutelte Wirtschaft komplett abwürgen könnten. Fallen die USA, fällt die Weltwirtschaft.

Allerdings zeigten die US-Inflationsdaten im April, dass die Maßnahmen offenbar wirken – die Teuerungsrate ging deutlicher zurück als erwartet. Die Freude darüber war sichtbar, hielt aber nur sehr kurz an. Nachdem alle Notierungen, Börsen und Kurse kurzzeitig kräftigen Rückenwind bekamen, kam die nächste Flaute ebenso schnell. Nur einer nahm offensichtlich mehr Schwung mit: Der Euro kletterte im April auf neue Jahreshöhen und machte Heizöl damit immer wieder deutlich günstiger. Dies war jedoch nur eine Folge der Dollarkapriolen, nicht das Ergebnis eigener wirtschaftlicher Stärke.

Am Ende war der April eine schlecht gelaunte Übung in „Abwarten und Tee trinken“, die nur aufgelöst werden wird, wenn sich Indikatoren für die eine oder andere wirtschaftliche Richtung zeigen. Wie es derzeit zur Lage passt, sind beide Richtungen durchaus möglich – egal, was der Markt bereits beschlossen hat.

 

Weitere News in Kürze

  • Kurdische Exporte weiterhin ausgesetzt
  • Monatsberichte von IEA und OPEC korrigieren Aussichten nach oben
  • USA wollen mehr Schieferöl produzieren

 

 

Was auf dem Ölmarkt im Mai 2023 wichtig bleibt

Wer Unsicherheit zum wichtigsten Thema im kommenden Monat erhebt, dürfte genauso wenig falsch liegen wie schon in den Prognosen für April. Da sich an der globalen Ausgangslage absolut nichts geändert hat, gibt es dieselben Fragen wie schon in den Monaten zuvor.

Die wichtigste ist natürlich immer: Wie wird sich der Heizölpreis für Kunden entwickeln? Mit unseren täglichen Heizölnews halten wir Sie auf dem Laufenden und liefern Ihnen über die Heizölpreisseite alle wichtigen Zahlen, mit denen Sie Ihre nächste Tankfüllung planen können.

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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