Heizöl-Rückblick August 2023: Ölpreise vor Herbststart auf Richtungssuche

Die Nachrichtenlage ist seit Monaten immer gleich: Zwischen Verknappungstatsachen und Nachfrageprognosen fanden die Ölpreise auch im August keine stabile Richtung. Nach Monatshochs folgte die Talfahrt – eine Vorschau auf den Herbst.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

 

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise
  • Februar: Der Pessimismus kehrt an die Märkte zurück und senkt die Ölpreise
  • März: Bankenkrise, Streiks und Rezessionsangst lassen Ölpreise Achterbahn fahren
  • April: Marktsorgen ohne akute Gründe senken Ölpreise
  • Mai: US-Schuldenstreit im Fokus – Ölpreise schließen im Minus
  • Juni: Fragezeichen in der Weltwirtschaft – Ölpreise dennoch stabil
  • Juli: Verknappungsgedanken schlagen Nachfragesorgen – Ölpreise steigen

 

Heizölpreisentwicklung im August 2023

Die Heizölpreisentwicklung im August 2023 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TotalEnergies

 

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im August 2023

  • Saudi-Arabien will bis in den Herbst hinein weiter kürzen
  • Chinas Wirtschaft weiter wacklig
  • Rezessionssorgen nehmen wieder zu

 

Mit Anstiegen von über zwei Prozent im Monatsvergleich sah der August zwar so aus, als hätte der Verknappungsgedanke bei der Preisbildung für die Rohölsorten WTI und Brent sowie für Heizöl gewonnen. Doch das Endergebnis spiegelt kaum die Stimmung der Händler wider: Gab es zwischendurch immer wieder Preisspitzen, zeigte das Barometer im Endeffekt doch klar nach unten. Zwar gibt es Ausnahmen, doch insgesamt scheint sich die Weltwirtschaft abzukühlen, das Wachstum stagniert. Dies ist nie eine gute Nachricht für Wetten auf steigende Preise. Ob und wie sich diese Tendenz fortsetzen wird, ist allerdings längst nicht klar.

 

Chinas Wirtschaft vs. Saudische Preistaktiken

Gerade Wirtschaftssorgenkind China beschäftigte den Markt auch im August intensiv. Die Regierungsmaßnahmen zur Stabilisierung des Binnenmarkts scheinen nur bedingt zu greifen, die Nachfrage geht weiter nach unten. Zwar hat sich China jüngst mit einer großen Menge günstigen Öls eingedeckt, doch normalerweise werden auch diese Reserven schnell weiterverarbeitet. Mit einem weiteren Maßnahmenpaket zur Stabilisierung konnte Peking gen Monatsende zumindest etwas Vertrauen zurück in die Kurse bringen, trotzdem stottert Asiens Motor hör- und spürbar.

In dieser Umgebung ist es kaum verwunderlich, dass Saudi-Arabien auch im August bei seinem Kürzungsalleingang blieb und bereits durchblicken ließ, dass diese Maßnahme zur „Preisstabilisierung“ auch im Herbst fortgeführt werden könnte.

Für die OPEC-Mitgliedsstaaten ist Planungssicherheit und Stabilität bei den Ölpreisen wichtig. Doch genau daran fehlt es derzeit. Daran sind Akteure aus den eigenen Reihen nicht ganz unschuldig. So wurden etwa sprunghafte Anstiege an iranischen Exporten gemeldet. Minimale Annäherungen zwischen den USA und Teheran haben einige Sanktionsschrauben für die iranische Ölindustrie gelockert, außerdem kann sich Iran jenseits der Restriktionen auf treue Kunden aus dem östlichen Teil der Welt verlassen. Der Staat hat bereits angekündigt, seine Förder- und Exportquoten weiter steigern zu wollen.

Das dürfte Saudi-Arabien überhaupt nicht schmecken, da allein die Verknappung einer stockenden Nachfrage preislich entgegenwirken kann. Hierin sind sie sich mit Russland einig, die durch Exportverknappungen ebenfalls mehr aus jedem Barrel holen wollen.

Für den Markt stellt sich die Sachlage andersherum dar: Verknappung war seine größte Sorge in der jüngsten Zeit, dieses „Problem“ dürfte sich nun erledigen – allerdings auf unerwünschte Weise.

Herrscht weniger Nachfrage aufgrund schwacher Wirtschaftsleistungen, kann die OPEC gern Angebot vom Markt nehmen. Der OPEC-Monatsbericht ließ sich dennoch zu keiner eindeutigen Prognosekorrektur hinreißen, EIA und IEA korrigierten ein mögliches Angebotsdefizit leicht nach unten.

 

US-Ölbestände auf Jahrestief

 

Die USA als wichtiger westlicher Wirtschaftsindikator scheint in vielerlei Hinsicht ein Gegengewicht zum Rest der Welt darzustellen. Die Ölbestände sanken zum Monatsende auf historische Tiefstände, während die Nachfrage insbesondere nach Benzin robust blieb. Die Gründe dafür mögen unter anderem in einer steigenden Konsum- und Reisefreude liegen. Die Inflationsdaten sind weiterhin auf Besserungskurs, die Binnenwirtschaft nimmt Fahrt auf. Hurricane Idalia hat den Markt zwar kurzfristig aufgeschreckt, doch scheint der Sturm keine nennenswerten Auswirkungen auf die industrielle Infrastruktur im Golf von Mexiko entfaltet zu haben.

Der konjunkturelle Graben zwischen Ost und West zeigt sich derzeit deutlich. Europa liegt irgendwo dazwischen. Wohlwollend ließe sich damit von einem Markt in Balance reden. Doch es ist jedem Marktteilnehmer klar, dass die Waagschalen in kürzester Zeit kippen könnten. Und derzeit sieht es so aus, dass dieser Kipppunkt vor allem zum Nachteil der globalen Wirtschaftsleistung ausfallen könnte.

 

 

Weitere News in Kürze

  • USA verschieben Rückkauf strategischer Reserven aus Preisgründen
  • Ukraine greift russischen Öltanker im Schwarzen Meer an
  • Staatliches mexikanisches Ölunternehmen nimmt Exportterminal vom Netz
  • Verhandlungen zu Kirkuk-Ceyhan-Pipeline wieder aufgenommen
  • Brand in drittgrößter US-Raffinerie

 

Was auf dem Ölmarkt im September 2023 wichtig bleibt

Mit dem Herbststart wechselt das globale Nachfragebarometer von Benzin langsam in Richtung Heizbrennstoffe. Aber die Vorzeichen werden auch in der nächsten Jahreszeit dieselben sein: Chinas Wirtschaft, Europas Wachstum und die diplomatischen Brennpunkte bleiben im Fokus. Was das für den Heizölpreis und die Marktaussichten bedeutet, ist eine Frage, die wir täglich neu für Sie beantworten. Mit unseren Heizölnews bleiben Sie auf dem aktuellen Stand und können die Hintergründe der Preisentwicklung nachvollziehen. Über unsere Heizölpreisseite legen Sie den idealen Zeitpunkt zum Auffüllen Ihres Tanks fest – am besten bevor der Herbst die ersten richtig kalten Tage bringt.