Heizöl-Rückblick Dezember 2023: Jahresausklang mit sinkenden Ölpreisen

Von einem besinnlichen Advent konnte weder in der Geopolitik noch in der Wirtschaft die Rede sein. Trotzdem sanken die Ölpreise im Dezember fast kontinuierlich. Die Gründe dafür sind nicht neu – die Reaktionen des Marktes hingegen schon.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise
  • Februar: Der Pessimismus kehrt an die Märkte zurück und senkt die Ölpreise
  • März: Bankenkrise, Streiks und Rezessionsangst lassen Ölpreise Achterbahn fahren
  • April: Marktsorgen ohne akute Gründe senken Ölpreise
  • Mai: US-Schuldenstreit im Fokus – Ölpreise schließen im Minus
  • Juni: Fragezeichen in der Weltwirtschaft – Ölpreise dennoch stabil
  • Juli: Verknappungsgedanken schlagen Nachfragesorgen – Ölpreise steigen
  • August: Berg- und Talfahrt für Ölpreise im unsicheren Markt
  • September: Knappes Angebot durch Kürzungstaktik lässt Ölpreise steigen
  • Oktober: Nahostkonflikt treibt Ölpreise nur kurzfristig hoch
  • November: Ölpreise in Balance – Konjunktur im Fokus

 

Heizölpreisentwicklung im November 

 

Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Dezember 2023

  • Bewegung und Zwistigkeiten in der OPEC+-Gruppe
  • Pessimistischer Blick auf 2024

 

Auch wenn das vergangene Jahr turbulent und aus Verbrauchersicht nicht einfach war, unterstrich gerade der Dezember, dass sich die Ölpreise in den vergangenen zwölf Monaten immer weiter entspannt haben.

Das lag zum einen an der Eindämmung der Inflation, zum anderen aber auch an europäischen Konjunktursorgen, großen Fragezeichen in der Entwicklung der Weltwirtschaft und einem eher pessimistischen Marktausblick.

Der Heizölpreis sank im Dezember im Monatsvergleich zwar nur um knapp 3 Prozent, im Jahresvergleich ging es jedoch um fast 17 Prozent nach unten. WTI und Brent gaben aufs Jahr gesehen jeweils um fast 9 bzw. 5 Prozent nach.

 

Probleme in der OPEC+-Gruppe immer offensichtlicher

Von Harmonie konnte in einer Zweckgemeinschaft wie der OPEC+-Gruppe noch nie die Rede sein. Doch nachdem bereits im November Risse im Bündnis der ölproduzierenden Staaten zu sehen waren, schien der Dezember in (fast) offenen Zwistigkeiten zu enden.

Zwar wurde bei der allmonatlichen Sitzung wenig überraschend verkündet, dass man zu den sowieso angesetzten Förderkürzungen auch die freiwilligen Zusatzkürzungen von Saudi-Arabien und Russland fortsetzen wolle. Allerdings gab es weder eine offizielle Abschlusserklärung noch eine Pressekonferenz. Für den Markt hieß das klar, dass das Vorpreschen der beiden Großproduzenten die Unruhe unter den übrigen Mitgliedern verschärft hat. Denn Länder wie etwa Nigeria wollen (und können) ihr Ölangebot nicht einfach kürzen, wenn ihre davon vollständig abhängige Wirtschaft nicht zusammenbrechen soll.

Der Markt scheint von der dicken Luft im Ölkartell genug zu haben und entschied sich im Dezember, weder die Kürzungsankündigungen noch die Beteuerungen des saudischen Energieministers zur Wirksamkeit und Umsetzung dieser Kürzungen ernst zu nehmen. Konnte man sonst die Uhr nach steigenden Ölpreisen im Fahrwasser einer OPEC-Ankündigung stellen, orientierten sich die Notierungen im Dezember stur nach unten. Das lag auch am Wissen, dass gerade die USA als Nicht-OPEC-Staat ihre Produktion im vergangenen Jahr deutlich gesteigert haben und den Förderkürzungen so den Wind aus den Segeln nehmen.

Im kommenden Jahr könnte sich das Kräfteverhältnis auf dem Ölmarkt allerdings völlig neu ausloten. Ab 2024 ist Brasilien neues OPEC-Mitglied und wird bei einer steigenden Förderwirtschaft mindestens drei Millionen Barrel Öl täglich beisteuern – oder einen Teil davon dem Markt vorenthalten. Gleichzeitig wurde zum Monatsende bekannt, dass Angola aus dem Bündnis austreten wird. Wann und wie dies geschieht, ist noch offen. Damit stehen dem „freien Markt“ dann theoretische 1,1 Millionen Barrel Öl pro Tag mehr zur Verfügung – denn es ist davon auszugehen, dass Angola alle Hähne aufdreht. MehrÖl scheint jedoch aktuell nicht notwendig, da die Nachfrage ebenso zurückhaltend ist wie die Preisprognosen der Monatsberichte der EIA, der IEA oder der OPEC selbst.

 

Was wird aus der Weltwirtschaft 2024?

Mit der Aussicht der US-Notenbank, man werde den Leitzins im kommenden Jahr vermutlich in drei Schritten senken können, erhielten die Ölpreise Mitte Dezember noch einmal kurzfristigen Schwung. Denn dies kann als Signal gewertet werden, dass sich die Weltkonjunktur erholt – oder die Währungshüter zumindest daran glauben.

Solche Signale sind bitternötig, denn die derzeitigen Prognosen für 2024 sind alles andere als optimistisch. Gerade Europa leidet unter einer schwachen Nachfrage, die unter anderem auch von einer stockenden chinesischen Wirtschaft begründet wird.

Selbstverständlich haben sowohl der Krieg Russlands gegen die Ukraine als auch der Krieg im Gazastreifen im Dezember nichts von ihrem geopolitischen Einfluss eingebüßt. Allerdings spielen beide Konflikte in Hinblick auf die Konjunktur (derzeit) eine untergeordnete Rolle – auch wenn etwa die Angriffe auf Schiffe im Roten Meer direkte Auswirkungen auf den globalen Warenfluss haben.

Indirekt sind gerade diese Angriffe ein neuer Zünder für den schwelenden Konflikt zwischen dem Iran und den USA. Die Angriffe werden zwar von jemenitischen Huthi-Rebellen durchgeführt, die jedoch vom Iran unterstützt werden, der sich selbst im Dauerkonflikt mit dem Westen befindet.

Fakt ist also, dass die Eskalationsgefahr an mehreren Fronten nicht unterschätzt werden darf – und die Ölpreise innerhalb eines Augenblicks nach oben katapultiert werden könnten.

 

Weitere News in Kürze

  • Kasachische Ölexporte wieder angelaufen
  • Steigende Ölexporte aus Venezuela und dem Irak
  • Lieferschwierigkeiten bei russischer Energie

 

Was auf dem Ölmarkt im Januar 2024 wichtig bleibt

Auch wenn der Alltag im Januar traditionell länger braucht, um wieder anzulaufen, dürften die Märkte kaum etwas von der Ruhe der Feiertage übriglassen. Das politische und wirtschaftliche Erbe aus 2023 wiegt zu schwer. Global wirkende Konflikte, Konjunktursorgen und die Frage, welche Bedeutung die OPEC überhaupt noch hat, werden auch den Jahresstart bestimmen und könnten die Ölpreise einmal mehr auf unerwartete Achterbahnfahrten schicken.

Um bestens informiert ins neue Jahr zu starten, sind unsere täglichen Heizölnews auch 2024 für Sie da. Gleiches gilt für unsere Heizölpreisseite und alle aktuellen Informationen aus unserer Redaktion.