Heizöl-Rückblick Juli 2023: Ölpreise spiegeln Verknappungssorgen

Obwohl wichtige Wirtschaftsräume Anzeichen schrumpfenden Wachstums zeigten, orientierten sich die Ölpreise im Juli klar nach oben. Selbst wenn die Nachfrage sinken sollte, sieht der Markt vor allem auf Angebotsseite viel Bewegung.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise
  • Februar: Der Pessimismus kehrt an die Märkte zurück und senkt die Ölpreise
  • März: Bankenkrise, Streiks und Rezessionsangst lassen Ölpreise Achterbahn fahren
  • April: Marktsorgen ohne akute Gründe senken Ölpreise
  • Mai: US-Schuldenstreit im Fokus – Ölpreise schließen im Minus
  • Juni: Fragezeichen in der Weltwirtschaft – Ölpreise dennoch stabil

 

Entwicklung der Ölpreise

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Juli 2023

  • Saudi-Arabien setzt Kürzungsalleingang fort
  • Russland droht mit weiteren Exportkürzungen
  • Chinas Konjunktur scheint einzuknicken – Regierung steuert dagegen
  • US-Wirtschaft im Aufwind
  • Experten erwarten Preissprung im Herbst

 

Waren sich Händler im Juni noch nicht sicher, wie sie die Marktentwicklung in den kommenden Monaten bewerten sollen, fanden sie im Juli vorerst eine klare Linie: Die Preise werden zum Jahresende steigen – also steigen sie schon jetzt.

Ob dies optimistisch oder pessimistisch zu bewerten ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Auf der einen Seite zeigen große Wirtschaftsräume wie Asien und Europa Schwächen. Auf der anderen Seite trotzen die USA derzeit allen Negativprognosen, während China mit aller Macht gegen die hauseigene Krise ankämpft.

Gleichzeitig erlebt die Nachfrage ein Sommerhoch, das die ohnehin knapperen Marktbestände belastet und die Preise in die Höhe treibt. Doch ob und wie sich diese Nachfrage in den Herbst und den Winter rettet, ist derzeit das größte Fragezeichen. Auf Angebotsseite pokern insbesondere Saudi-Arabien und Russland um das fragile Gleichgewicht aus Angebotsverknappung und Marktstabilität. Beide Länder kürzen ihre Ausfuhrmengen – das eine wegen der Preise, das andere offenbar als Machtdemonstration.

In diesem Spannungsfeld stieg der Heizölpreis im Monatsvergleich um über zehn Prozent, in einer ähnlichen Spanne bewegten sich auch die Preissteigerungen für Nordseeöl Brent und die amerikanische Leitsorte WTI. Wie lange dieser Trend anhält – oder ob er sich gar ins Gegenteil verkehrt –, ist nicht vorhersagbar. Sollte Chinas Nachfrage doch empfindlich einbrechen, Europa weiter Schwierigkeiten mit dem Wachstum haben oder das Hoch in den USA abflauen, könnte von der erwarteten Verknappung im Herbst nicht mehr viel übrig sein.

 

US-Wirtschaft auf Höhenflug, der Rest hinkt hinterher

Der US-amerikanischen Wirtschaft geht es scheinbar so prächtig wie lange nicht mehr. Verschiedene Wirtschaftsindikatoren zeigten im Juli, dass die Maßnahmen der Regierung Biden zur Inflationsbekämpfung und Konjunkturankurbelung zu wirken scheinen. Das unterstrichen auch die US-Ölbestandsdaten im Juli, die immer wieder eine stabil steigende Nachfrage und sinkende Vorräte verzeichneten. Am wichtigsten war jedoch die Meldung, dass die Inflation in den USA auf einen 2-Jahres-Tiefststand gesunken ist. Das animierte zum Glauben, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinspolitik nun entspannter angehen und den Leitzins vorerst in Ruhe lassen kann. Dies sehen viele Marktbeobachter als wichtigen Faktor, um die globale Konjunktur aus ihrer Sinnkrise zu holen.

Denn diese zeigt derzeit nicht einmal halb so gute Aussichten wie in den USA. Chinas Konjunktur hat deutlich an Schwung verloren – sowohl Importe als auch Exporte sinken. Allerdings steuert Peking weiterhin aktiv dagegen und versucht so, Ruhe und Vertrauen in den Markt zu bringen. Das gelingt jedoch nur bedingt, da auch Westeuropa mit Konjunktursorgen kämpft und das Wirtschaftswachstum zunehmend ausgebremst wird.

Noch gehen viele Analysten davon aus, dass China seine Probleme in den Griff bekommen und damit ein deutlicher Nachfrageeinbruch ausbleiben wird. Sicher ist dies allerdings nicht. Trotzdem ließ sich der Markt im Juli eher von Preis-Optimismus tragen. Zwischenzeitlich kletterten die Ölpreise insgesamt auf neue Mehrmonatshochs. Dahinter steht jedoch keineswegs inhaltliche Euphorie, sondern die Sorge vor knappen Beständen.

 

Saudi-Arabien und Russland wollen Marktangebot bestimmen

Die OPEC+-Gruppe konnte weder im Mai noch im Juni ihre Förderkürzungsquoten erfüllen. Das überrascht von Beobachterseite zunächst niemanden, stellt aber die Angebotsfrage auf dem Weltmarkt wieder in den Raum. Diese wird derzeit sowieso intensiv von Saudi-Arabien bestimmt. Im Juli kündigte der OPEC-Wortführer an, seine eigenmächtigen Kürzungen um 1 Mio. Barrel pro Tag weiterführen zu wollen – ohne konkretes Enddatum.

Dahinter sahen Analysten jedoch nicht die propagierte Maßnahme zur Marktstabilisierung, sondern die Erkenntnis, dass die recht optimistischen Wirtschaftsaussichten seitens der OPEC zu hoch gegriffen sein könnten.

Russlands Ankündigung, die eigenen Ölexporte drastisch zu drosseln, wurde ausnehmend kritisch bewertet. Zwar kann auch hier die gleiche preisliche „Kurskorrektur“ wie seitens der Saudis angenommen werden. Gleichzeitig ist russisches Öl trotz aller verlängerten Embargos aber weiterhin ein wichtiger Energiefaktor für viele Länder. Analysten bewerten dies eher als Machtdemonstration, die den nicht endenden Ukraine-Krieg (und die westliche Unterstützung für das Land) in neue Richtungen lenken soll. Die Ankündigung ist jedoch nicht neu, zudem gibt es widersprüchliche Zahlen, ob die Exporte bereits gesunken sind oder nicht.

 

Weitere News in Kürze

  • Förderausfälle in Libyen und Nigeria
  • Weiterhin keine Einigung zu Kirkuk-Pipeline zwischen Irak, Kurdistan und Türkei

 

Was auf dem Ölmarkt im August 2023 wichtig bleibt

Die Entwicklung des Wetters ist derzeit ein wichtiger Faktor. Bleibt es in vielen Regionen der Welt weiterhin heiß, wird der Bedarf an Energie für Klimaanlagen definitiv dafür sorgen, dass die Ölpreise hoch bleiben. Ob und in welchem Umfang eine Preiskorrektur zu erwarten ist, hängt im Wesentlichen von Meldungen aus China, Europa und den USA ab. Sobald ein Land in irgendeiner wirtschaftlichen Hinsicht Alarm schlägt, könnte daraus ein Dominoeffekt entstehen.

Wir halten Sie mit unseren täglichen Heizölnews daher stets auf dem neuesten Stand und erklären die Hintergründe der aktuellen Preisentwicklung. Über unsere Heizölpreisseite können Sie den idealen Zeitpunkt zum Auffüllen Ihres Tanks bestimmen und möglichen Preissteigerungen zuvorkommen.