Heizöl-Rückblick Juni 2022: Sorge um Rezession dämpft Ölpreisentwicklung

Im Monatsvergleich gesunkene Ölpreise waren für Verbraucher im Juni zwar eine gute Nachricht, sind aber ein Symptom einer kritischen Wirtschaftslage. Die Angst vor einer globalen Rezession bestimmte den Handel, während das Angebot im Tandem mit der Inflation kaum Entspannung verhieß.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken
  • März: Unveränderte Situation – Preise auf neuen Langzeithochs
  • April: Chinas Lockdowns dämpfen Preisanstiege – Ukraine und Inflation treiben sie an
  • Mai: EU-Sanktionen gegen russisches Gas und Öl – Ölpreise steigen weiter

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Juni 2022

  • Ukraine-Konflikt unverändert kritisch
  • Weltweite Angst vor Rezession steigt

 

 

Heizölpreisentwicklung Juni 2022

Die Heizölpreisentwicklung im Juni 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Kommt die Rezession oder ist sie schon da? Mit dieser Frage setzte sich der Ölmarkt im Juni besonders intensiv auseinander. Vor allem, weil die zugrundeliegende Inflation aus der Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs entstanden ist. Dieser ging im Juni unverändert weiter. Die EU verabschiedete das lang diskutierte Öl-Embargo gegen Russland, woraufhin Moskau in mehreren Stufen den Gashahn zudrehte.

Es half nur wenig, dass sich die OPEC+ Gruppe formal auf eine erneute Steigerung der Förderquoten einigte. Das Ölkartell musste auch im Juni mehrere Force-Majeure-Produktionsausfälle und eine generelle Untererfüllung seiner eigenen Vorgaben einräumen. Hatten im Mai auf Nachfrageseite noch der chinesische Kampf gegen Corona und die damit verbundenen Lockdowns für Dämpfung gesorgt, drehte sich dieser Trend im Juni deutlich um: Volle Kraft voraus für Wirtschaft, Fahr- und Flugverkehr machten die Versorgung weltweit zum Balanceakt. Trotzdem fielen die Rohstoff- und Heizölpreise im Monatsvergleich sichtbar. Die amerikanische Ölsorte WTI verlor etwa acht Prozent, Brent gab um etwa sieben Prozent nach. Mit einem schwachen Euro reichte es für den Heizölpreis zu einem Nachlass von rund zwei Prozent. Ist das ein gutes Zeichen?

 

Rezession oder Stabilisierung: Was sinkende Ölpreise im Juni bedeuteten

Die derzeitige Inflation ist energiegemacht. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts im März befürchteten die Marktteilnehmer, dass russisches Gas und Öl vom Markt verschwinden könne. Aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage ergab sich daraus ein akutes Problem: Der Wert einer Ware bemisst sich am Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Inflation bedeutet, dass Geld weniger wert ist. Für denselben Betrag erhält man also weniger Ware, für die gleiche Menge zahlt man mehr als vorher. Weil Energie grundsätzlicher Teil jeder Wertschöpfungskette ist, stiegen deshalb die Preise für alle Waren. Steigende Preise wiederum dämpfen die Kaufkraft und Investitionsfreude – und steigerten im Juni die Rezessionsangst. Da der Markt prognosegetrieben ist, sanken aufgrund dieser Angst auch die Ölpreise – auch wenn ein real sinkendes Angebot diesen Abschwung zwangsläufig begrenzt.

Weltweit versuchen Nationen und Unternehmen, diese Spirale zu durchbrechen. Reine Abnehmerländer – etwa in Europa – sahen sich im Juni nach alternativen Bezugsquellen um, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Produzenten wie die USA versuchten, ihre Förderung und Verarbeitung zu steigern. Nachdem US-Präsident Joe Biden einen wütenden Appell an die US-Ölindustrie gerichtet hatte, sah man den Förderstatistiken an, dass zumindest versucht wird, die hohe Nachfrage mit einer steigenden Raffinerietätigkeit und einer höheren Förderung zu decken.

Entlastungsmaßnahmen für Verbraucher – etwa durch Steuersenkungen oder den Wegfall von Energiezulagen – sollten dafür sorgen, dass die Endkundennachfrage nicht zusammenbricht und damit einen Rezessionsknall auslöst. Leitzinsanhebungen durch die Notenbanken sollten gleichzeitig die Geldmenge im Markt reduzieren und damit die Balance zwischen Waren- und Geldwert wieder herstellen. Ökonomen sehen derzeit keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Solange die Situation in der Ukraine unverändert ist und die Maßnahmen gegen russische Energie bestehen bleiben, agiert die Weltwirtschaft in einer höchst prekären Situation.

Als größtes Produzentenbündnis könnte die OPEC stabilisierend eingreifen. Die Ankündigung, die Förderquotenanhebung im Juli und August von 432.000 B/T auf 648.000 B/T zu steigern, verpuffte allerdings. Denn jeder Marktteilnehmer weiß, dass selbst die geringeren Quoten nicht umgesetzt werden – sei es aus Marktkalkül, wegen politischer Unruhen in einigen Mitgliedsstaaten oder aufgrund einer trägen Infrastruktur.

Unterm Strich sind Verbraucher gegen diese Makrofaktoren zwar machtlos, sollten sich aber nicht entmutigen lassen. Tatsache ist, dass die Ölpreise derzeit real und sichtbar sinken. Es gibt also wieder mehr Energie fürs Geld.

 

Weitere News in Kürze

  • Ölförderung in Ecuador und Libyen sinkt deutlich
  • Weitere Gesprächsrunde im Iran-US-Atomdeal endet ohne Ergebnisse

 

Was auf dem Ölmarkt im Juli 2022 wichtig bleibt

Für keinen der derzeit bestimmenden Marktfaktoren kann es eine sichere Vorhersage geben. Der Juli wird zeigen müssen, ob und wie die Gegenmaßnahmen gegen die Inflation greifen und welche Entwicklungen die geopolitische Lage nehmen wird.

Dies ist weiterhin eine tagesaktuelle Frage, die wir mit unseren täglichen Heizölnews zu beantworten versuchen. Für Ihre Planung nutzen Sie am besten unsere Heizölpreisseite, um den für Sie besten Preis festzulegen und den optimalen Zeitpunkt zum Auffüllen des Tanks zu finden.