Heizöl-Rückblick Oktober 2023: Nahostkonflikt eskaliert – Ölpreise fallen trotzdem

Seitdem die Hamas Israel angegriffen hat, ist die ganze Welt in Alarmbereitschaft. Eigentlich hätte sich dies auch in den Ölpreisen niederschlagen müssen. Doch Nachfragesorgen und eine abwartende Haltung des Marktes bewirkten unterm Strich das Gegenteil.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise
  • Februar: Der Pessimismus kehrt an die Märkte zurück und senkt die Ölpreise
  • März: Bankenkrise, Streiks und Rezessionsangst lassen Ölpreise Achterbahn fahren
  • April: Marktsorgen ohne akute Gründe senken Ölpreise
  • Mai: US-Schuldenstreit im Fokus – Ölpreise schließen im Minus
  • Juni: Fragezeichen in der Weltwirtschaft – Ölpreise dennoch stabil
  • Juli: Verknappungsgedanken schlagen Nachfragesorgen – Ölpreise steigen
  • August: Berg- und Talfahrt für Ölpreise im unsicheren Markt
  • September: Knappes Angebot durch Kürzungstaktik lässt Ölpreise steigen

Heizölpreisentwicklung im Oktober

Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Oktober 2023

  • Hamas greift Israel an – Nahost-Konflikt eskaliert
  • Iran als großer Unsicherheitsfaktor
  • Chinas Wirtschaft scheint wieder stabiler
  • EU-Wirtschaft mit Fragezeichen
  • USA lockern Sanktionen gegen Venezuela

 

Jeder internationale Konflikt treibt normalerweise die Ölpreise nach oben. Eine sogenannte Risikoprämie und die Sorge vor Lieferausfällen oder einer Ausweitung sind klare Preistreiber.

Auch die börsliche Reaktion auf den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel fiel zunächst typisch aus – die Ölpreise machten einen Sprung nach oben. Doch davon blieb zum Monatsende Oktober nicht mehr viel übrig.

WTI gab im Monatsvergleich um über sieben Prozent nach, Brent um rund vier Prozent. Der Heizölpreis fiel um über sieben Prozent. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ölpreise im dritten Quartal 2023 insgesamt um knapp 30 Prozent zugelegt hatten. Der wichtigste Grund dafür sind die OPEC-Produktionskürzungen plus Zusatzkürzungen, die Saudi-Arabien trotzt Nahostkonflikts bis Dezember beibehalten will.

Trotzdem haben sich Marktteilnehmer schnell darauf verlegt, die Entwicklung abzuwarten. Jenseits des Nahen Ostens sieht sich die Welt nämlich immer noch mit Nachfrage- und Rezessionssorgen konfrontiert.

Naher Osten – Unsicherheitsfaktor Iran

Israel selbst hatte keine nennenswerten Ölvorkommen. Umliegende Länder wie Saudi-Arabien, Kuwait, Irak und Iran hingegen schon. Iran ist dabei zwar nicht das wichtigste Produktionsland, aber politisch einer der größten Unsicherheitsfaktoren.

Teheran soll die Hamas bei ihren Operationen unterstützen und stellt sich offen gegen Israel. Zudem ist der Staat für seine anti-westliche Haltung bekannt und steht immer wieder im Mittelpunkt internationaler Spannungen.

Eine der größten Ängste besteht nun darin, dass sich der Konflikt auf die gesamte Region ausweiten könnte. Sollte das der Fall sein, ist von deutlichen Preissteigerungen auszugehen. Doch bisher ist dies eben nicht der Fall. Analysten prognostizieren dennoch, dass die Ölpreise demnächst immer wieder vom Rein- und Rausrechnen einer Risikoprämie getrieben sein könnten.

In dieser Gemengelage wirken die eigenmächtigen und gemeinschaftlichen Kürzungen der OPEC-Mitglieder nochmal so stark. Das zeigte sich gen Monatsmitte, als die Ölpreise zwischenzeitlich noch einmal einen kräftigen Sprung nach oben machten.

Die saudischen und russischen „Zusatzkürzungen“ werden in der geopolitischen Situation nun noch mehr als Politikum bewertet. Zur Erinnerung: Das russische Verhalten ist eine direkte Reaktion auf die westlichen Embargos aufgrund des Ukraine-Kriegs. Die saudischen Kürzungen werden zwar vorrangig als Preisbeeinflussung gesehen. Doch die buchstäbliche Lage des Landes im Mittelpunkt des Konfliktherds verschiebt diesen Eindruck zusehends.

Globale Wirtschaft mit Fragezeichen

Wenn von globaler Wirtschaft die Rede ist, stehen drei Wirtschaftsräume im Fokus: die USA, Europa und China bzw. Fernost. Alle drei Himmelsrichtungen scheinen sich momentan auseinanderzuentwickeln – und machen damit verlässliche Prognosen schwerer.

Chinas Rohölimporte sind im September um 14 Prozent zum Vorjahr gestiegen und nehmen damit etwas Sorge aus dem Markt, dass eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt ins Stocken geraten ist. Auch die Ausgabe neuer chinesischer Staatsanleihen lässt Hoffnung auf ein Wachstum aufkommen.

Für US-Staatsanleihen gab es im Oktober Rekordrenditen. Was eher nach einem Grund für steigende Preise klingt, bewirkt aufgrund von komplexen Marktmechanismen das Gegenteil. Die US-Wirtschaft steht derzeit zwischen robusteren Arbeitsmarktdaten und Indikatoren für einen Aufschwung und einer weiterhin schwächelnden Nachfrage – vor allem im privaten Sektor.

Europa meldet unterdessen weiterhin schwache Signale für den Markt. Auch wenn die Inflation im Oktober erneut zurückgegangen ist, bleiben die Wirtschaftsaussichten hier vorerst trübe. Gerade die Dieselnachfrage sei laut Analysten signifikant gesunken – allerdings vorrangig aufgrund von sich verändernden Marktmechanismen in der Automobilindustrie.

Wegen der EU-Sanktionen gegen russische Energieträger scheinen europäische Raffinerien in Verarbeitungsschwierigkeiten zu kommen. Insbesondere die Dieselproduktion stehe vor Herausforderungen. Man müsse sich Gasoil als Vorprodukt auch für Heizöl aus anderen Quellen beschaffen, was die Lieferkettenkosten erhöhe. Gemeinsam mit dem sinkenden Interesse könnte trotzdem eine Preisbalance entstehen.

USA lockern Sanktionen gegen Venezuela

Die USA haben Sanktionen gegen Venezuela gelockert, die von Trump als Druckmittel gegen das Maduro-Regime eingeführt wurden. Diese Lockerungen sind eine Reaktion auf eine Einigung des Maduro-Regimes und der Opposition, die zu fairen und freien Präsidentenwahlen im kommenden Jahr führen könnten.

Einst war Venezuela ein mächtiges OPEC-Land und ist sogar Gründungsmitglied. Inzwischen ist die wirtschaftliche Infrastruktur aufgrund von Misswirtschaft und Korruption fast nicht mehr existent. Sanktionslockerungen könnten Impulse setzen, die einst rege Ölproduktion wieder in Gang zu bringen. Insbesondere die USA sind stets verlässliche Abnehmer gewesen. Die Lockerungen sind zunächst auf sechs Monate begrenzt – dann wollen die USA die Entwicklung neu bewerten.

 

Was auf dem Ölmarkt im November 2023 wichtig bleibt

Israel und Palästina werden die Nachrichten und Börsen auch im November bestimmen – egal, in welche Richtung sich der Konflikt entwickelt. Mit Beginn der Heizsaison auf der Nordhalbkugel wird außerdem die Nachfrageentwicklung wieder stärker im Mittelpunkt stehen – und vor allem die Wertschöpfung rund um Heizöl in den Fokus nehmen.

Der Oktober hat gezeigt, dass eine Prognose zu steigenden oder fallenden Preisen unmöglich ist. Darum sollten Sie sich tagesaktuell auf dem Laufenden halten. Das funktioniert am besten mit unseren täglichen Heizölnews sowie mit unserer Heizölpreisseite.

 

Sabrina Gabriel - Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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