Heizöl-Rückblick Oktober 2021: Energiekrise hat Ölpreise fest im Griff

Zweistellige Preissteigerungen bei Rohöl und Heizöl, nur zögerliche Reaktionen auf der Angebotsseite: Der Oktober stand im Zeichen einer globalen Energiekrise, die auf vielen Faktoren beruht. Wir analysieren die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen auf den Heizölpreis.

Im Überblick: Der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an
  • Mai: US-Iran-Atomdeal und erholende Nachfrage beschäftigen den Markt
  • Juni: Steigendes Angebotsdefizit trifft auf Ausbreitung der Delta-Variante
  • Juli: Weiterer Glaube an das Angebotsdefizit trifft auf Delta-Realität
  • August: Pandemie-Entwicklung bestimmt das Marktgeschehen
  • September : Erste Anzeichen einer Energiekrise lassen Ölpreise steigen

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Oktober 2021

  • Globale Energiekrise lässt Ölpreise deutlich steigen
  • OPEC+ bleibt bei aktuellen Förderquoten
  • Einzelne Förderländer wollen mehr Öl und Gas liefern
  • Iran-Gespräche möglicherweise wieder auf dem Weg

 

Heizölpreisentwicklung im Überblick:

 

Die Heizölpreisentwicklung im Oktober 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Wenn mehrere fundamental negative Faktoren zusammenkommen und unweigerlich zu einem negativen Ergebnis mit großer Tragweite führen, spricht man im Englischen von einem Perfect Storm. Ein solch perfekter Sturm traf den Ölmarkt im Oktober 2021 mit voller Wucht.

 

Preise schnellen auf Rekordhöhe – globale Energiekrise

Innerhalb eines Monats stiegen die Ölpreise um rund zehn Prozent (WTI) bzw. sechs Prozent (Brent). Der Heizölpreis legte ebenfalls um rund elf Prozent zu. Dafür gab es mehrere handfeste Gründe. Der „Sturm“ trägt bereits einen Namen: Analysten sprechen von einer globalen Energiekrise, die sich bereits in vergangenen Monaten angekündigt hatte und aus mehreren Richtungen entstanden ist:

 

  1. Die Weltwirtschaft nimmt nach dem Pandemie-Peak wieder Fahrt auf und fragt mehr Kraftstoffe und Ölprodukte nach.
  2. Erste Kälteperioden und der Start der Heizsaison treiben die Nachfrage nach Heizkraftstoffen an.
  3. Aufgrund der Zurückhaltung wichtiger Produktionsländer sind die Gaspreise in den vergangenen Monaten exponentiell gestiegen. Gaskunden weichen auf Öl als alternativen Energieträger aus und erhöhen damit die Nachfrage.
  4. Die USA mussten aufgrund von Hurricanes ihre ohnehin stockende Produktionsentwicklung zurückfahren und konnten dieses Defizit im Oktober nur langsam ausgleichen.
  5. Die OPEC+-Gruppe beschloss im Oktober erneut, die derzeitige Anhebung der Fördermengen um 400.000 B/T nicht anzutasten.
  6. Viele Spekulanten witterten Morgenluft und heizten die Preisanstiege mit ihren Investitionsstrategien weiter an.
  7. Der Dollarkurs als Leitwährung für Öl zog aufgrund der Risikoaversion vieler Anleger beständig an.

 

War das Thema Angebotsknappheit zuvor eher eine rechnerische Tatsache, die wenig Auswirkungen in der realen Welt hatte, zeigten sich im Oktober handfeste Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Alltag in vielen Ländern. Etwa in China kam es immer wieder zu Stromausfällen und Rationierungsmaßnahmen, die USA dachten laut über die Freigabe strategischer Reserven nach. Allerorts stiegen die Energiepreise für Verbraucher.

 

OPEC+-Gruppe bleibt bei Förderstrategie

Umso schwerer wog die Entscheidung der OPEC+-Gruppe, die Förderquoten nicht anzutasten. Dieser Schachzug versetzte den Markt in helle Aufruhr, es kam zu sofortigen Preisanstiegen auf 7-Jahres-Hochs. Für mächtige Produzenten wie Saudi-Arabien wäre es ein Leichtes, die Hähne aufzudrehen und etwas Druck aus dem Preiskessel zu lassen. Allerdings stellen sie sich damit gegen die Fördergemeinschaft und sichern sich Wettbewerbsvorteile, die kleinere Produzenten mit Problemen in ihrer eigenen Infrastruktur verärgern und damit das Bündnis an sich gefährden könnten.

Dennoch gab es aus Riad die Ankündigung, Vertragspartner im November mit mehr Öl über die eigentlich vereinbarten Mengen hinaus zu beliefern. Auch Russland will im November mehr Gas nach Europa liefern, sofern einige politische Bedingungen erfüllt werden. Was aus diesen Versprechen wird, bleibt abzuwarten. Tatsache ist jedoch, dass das kommende OPEC-Treffen Anfang November neue und vor allem höhere Förderquoten beschließen muss, um den aktuellen Energiebedarf auszubalancieren. Ansonsten drohen weitere Preissteigerungen. Nicht zuletzt muss sich die Situation auf dem Gasmarkt entspannen. Hier ist Russland ein wichtiges Zünglein an der Waage – und Moskau ist sich darüber offenbar bewusst.

 

Bewegung in den Atomgesprächen zwischen Iran und den USA

Noch vor wenigen Monaten hätte ein Vorankommen der Atomgespräche zwischen Iran und den USA für Marktunruhe sorgen können. Denn Irans Ölwirtschaft, die von den US-Sanktionen empfindlich eingeschränkt wird, ist leistungsstark genug, um das Ölangebot signifikant zu erhöhen. Im aktuellen Umfeld wäre iranisches Öl natürlich ein Segen für die Preisentwicklung. Dementsprechend positiv wirkte auch die Meldung, dass die Verhandlungen zwischen Teheran und Washington nach Monaten des Stillstands wieder vorangetrieben werden.

Nach den Wahlen in Iran und der Ernennung des Hardliners Ebrahim Raisi zum Präsidenten hatte sich das Land zunächst gegen alle weiteren Zugeständnisse in Sachen Uran-Anreicherung abgeschottet und damit die Aufhebung der US-Sanktionen gegen die eigene Industrie in weite Ferne rücken lassen. Sollte es nun zu einem Durchbruch kommen, wäre nicht nur die Gefahr eines atomaren Wettrüstens eingedämmt. Irans Ölindustrie kann geschätzt rund neun Millionen Barrel pro Tag liefern. Iran macht sich nach eigenen Angaben derzeit bereit, dem Markt diese Menge nach der Aufhebung von Sanktionen schnell wieder zur Verfügung zu stellen.

Doch selbst wenn das Atomabkommen wieder in Kraft tritt und das Embargo fällt, dürfte es noch eine Weile dauern, bis der Markt von den iranischen Angebotsmengen profitiert. Allein die Aussicht darauf könnte allerdings etwas Druck aus dem Markt nehmen.

Denn dieser ist – trotz aller handfesten Tatsachen – derzeit spekulativ, strategisch und politisch aufgeladen. Einige Analysten sehen demnächst bereits eine Preisblase platzen. Das wäre für Heizölkunden natürlich eine hervorragende Nachricht.

 

Weitere News in Kürze

  • Zukunft des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande weiterhin fraglich
  • Monatsreports zu Nachfrageprognosen uneinheitlich

 

Was auf dem Ölmarkt im November 2021 wichtig bleibt

Die nächste Zusammenkunft der OPEC+-Gruppe am 4. November dürfte dieses Mal noch aufmerksamer verfolgt werden als sonst. Die Rufe nach einer Angebotssteigerung werden immer lauter, doch sind sich Analysten auch darüber im Klaren, dass das Ölkartell als Gemeinschaft fragil und weniger beweglich ist, als es in dieser Zeit notwendig wäre. Die Strategien der großen Produzenten sind auch generell ein wichtiges Thema im November. Sollten etwa Russland und Saudi-Arabien ihre Ankündigungen in die Tat umsetzen, könnte sich die Preisrallye im November abschwächen oder gar umdrehen.

Ob es sich um eine Preisblase oder ein tatsächliches Problem mit Langzeitwirkung für den Heizölkäufer handelt, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit prognostizieren. Vielmehr ist es wichtig, den Markt täglich im Auge zu behalten und wichtige Entwicklungen kurzfristig zu bewerten. Dabei unterstützen Sie unsere Heizölnews. Einen übersichtlichen Überblick über die Preisentwicklungen erhalten Sie zudem auf unserer Heizölpreisseite.