Der Heizölpreis im Oktober geht eigene Wege

Die Heizölpreisentwicklung im Oktober 2018

Nach den fast unverändert ansteigenden Ölpreisen der vergangenen Monate war der Oktober schon fast eine Zeit der Erholung. Der Heizölpreis ging eigene Wege, die im Inland an das scheinbare Detail Niederschlagsmenge gekoppelt waren. Wir analysieren den Monat noch einmal im Schnelldurchlauf.

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Oktober

  • Inländischer Heizölpreis vom Weltmarkt entkoppelt
  • Ringen um den Ausgleich der Iran-Sanktionen
  • Versorgungslage trotz mehr Öl knapp
     

Nachdem wir seit März von kontinuierlich steigenden Ölpreisen berichtet haben, könnte sich der Ölmonat Oktober in der Rückschau als Scheitelpunkt herausstellen. Denn erstmals ging es mit den Notierungen zur Monatsmitte wieder sichtbar bergab – und das, nachdem die Preise direkt zum Monatsanfang auf ein 4-Jahres-Hoch schnellten.

Die Gründe dafür waren so vielfältig wie eindeutig. Zum einen wurde klar, dass die befürchtete Versorgungsknappheit aufgrund der US-Sanktionen gegen Iran wohl doch nicht so deutlich spürbar sein wird. Denn Produzenten wie Saudi-Arabien und andere Staaten haben ihren Ausstoß bereits erhöht und sind problemlos in der Lage, die Verluste durch den erwarteten Ölboykott Anfang November auszugleichen. Damit ist einer der wichtigsten Gründe für die Preissteigerungen der vergangenen Wochen praktisch nicht mehr gültig.

Zum anderen wird immer deutlicher, dass die weltweite Nachfrage nach Öl hinter den Prognosen von Anfang und Mitte des Jahres zurückbleibt und an Schwung verliert. Die Schwellenländer, deren Währungen durch die Fed-Zinsanhebungen im Vergleich zum Dollar kontinuierlich an Wert verlieren, geben dabei einen der größten Ausschläge. Denn sie haben den größten Ölhunger, weshalb der hohe Preis zur Belastung wird.

Aber auch die Weltwirtschaft allgemein hat die Handbremse angezogen. Zur Monatsmitte herrschte plötzlich eine „Crash-Stimmung“ an den Börsen, die von steigenden Zinsen und der gleichzeitig schwächelnden Weltkonjunktur angetrieben wurde. Die US-Sanktionen gegen China wurden dafür als ein Grund ausgemacht. Zum Monatsende hat Trump eine weitere Runde an Strafzöllen im Bereich von über 200 Milliarden angekündigt und könnte damit diese Bremswirkung noch weiter befeuern.

Dass die USA das Weltgeschehen in wirklich jeder Hinsicht bestimmen, ist schon längst keine Überraschung mehr. Selbst die US-Ölbestände haben im vergangenen Monat ein ums andere Mal den Ausschlag an den Börsen gegeben und aufgrund deutlicher Zunahmen insbesondere bei Rohöl für weitere Preisabschwünge gesorgt.

Für inländische Heizölkäufer waren die Entwicklungen auf dem Weltmarkt in diesem Monat jedoch fast nebensächlich. Denn sie mussten sich mit einem seltenen Phänomen anfreunden: Entgegen globaler Tendenz entkoppelte sich der Heizölpreis zur Monatsmitte sichtbar von den Ölnotierungen und stieg mit sehr deutlichem Schwung an. Perfekt zu sehen ist dies auf unserer Heizölpreisseite.

 

Die Heizölpreisentwicklung Oktober im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Oktober 2018 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

Wenig Regen trifft nicht nur die Landwirtschaft

Der überaus trockene Sommer 2018 hat vielleicht die Winzer gefreut. Doch der Rest der inländischen Wirtschaft hat genug vom geringen Niederschlag. Das gilt insbesondere auch für die Ölindustrie. Denn die Flüsse – allen voran der Rhein – sind der Haupttransportweg von den internationalen Häfen wie Rotterdam zu den Raffinerien in Süddeutschland.

Die Pegelstände sind jedoch kontinuierlich gesunken und haben zur Monatsmitte Niveaus erreicht, bei denen Tankerschiffe nur noch mit minimaler Ladung fahren können. Das brachte die inländische Versorgung in deutliche Schwierigkeiten. Gleichzeitig stieg die Nachfrage an. Denn entgegen dem globalen Trend bereitet sich Westeuropa nun auf den Winter vor und will die Tanks rechtzeitig füllen. So ergab sich eine Differenz, die kein Versorgungsunternehmen ausgleichen konnte. Die Abschaltung der Raffinerie im bayerischen Vohburg aufgrund einer Havarie tat ihr Übriges, um die Situation auch in der Landesmitte zu verschärfen.

Einzig kontinuierliche Regenfälle können die Fahrrinnen wieder auffüllen und die Versorgung damit wieder auf ein stabiles Niveau heben. Doch bis es so weit ist, geht der Heizölpreis leider eigene Wege, woran auch die fallenden Ölnotierungen und selbst der Eurokurs nur wenig ändern können.
 

Iran-Sanktionen: der Unterschied zwischen Erwartungen und Tatsachen

Eigentlich wäre es ein Leichtes, die kommenden US-Sanktionen gegen iranisches Öl am 4. November als uninteressante News abzutun. Denn inzwischen wissen wir, dass die Ölexporte Irans erstens sowieso schon dramatisch gesunken sind und zweitens durch Saudi-Arabien und Russland problemlos ausgeglichen werden. Drittens ist die Nachfrage längst nicht mehr so hoch, als dass die iranischen Verluste den befürchteten Einfluss entfalten könnten.

Warum also noch auf den 4. November schielen? Die Antwort darauf ist einfach: Trotz aller Tatsachen, die der Oktober geschaffen hat, bleibt insbesondere die Nachfrageentwicklung nichts weiter als eine Prognose, die sich schnell wieder ändern kann. Und diese Erwartungshaltung ist letztendlich das, was die Börsen antreibt. Denn sie sind weniger auf momentane Fakten als auf zukünftige Entwicklungen aus – entsprechend bilden sich die Preise zumeist eher aus den Erwartungen der Marktteilnehmer, als aus den fundamentalen Tatsachen.

Diese psychologische Note erklärt auch, warum andere Nationen wie Russland nicht einfach nur ihre eigene Förderung erhöhen, sondern Schlupflöcher durch die Sanktionen suchen, die die USA auch gegen alle Nationen verhängen wollen, die mit Iran Handel treiben möchten. Laut „geheimer“ Papiere hatte Russland vor, iranisches Öl in einer Art Tauschhandel abzunehmen und Teheran mit Naturalien zu entlohnen. Die USA waren hier schnell mit Drohungen zur Stelle. Indien hatte direkt mit Washington über Ausnahmen verhandelt. Zum Monatsende wurde dann bekannt, dass China als sonst reger Abnehmer iranischen Öls alle Importe gestoppt habe.

Treten die ölbezogenen Sanktionen gegen Iran in Kraft (und das werden sie), sind die Produktionsrückgänge auf unter 1 Mio. B/T schon fast nicht mehr wichtig. Viel wichtiger wird sein, was andere Staaten unternehmen, wie sich die USA verhalten, was als Nächstes aus Washington zu erwarten ist usw.

 

Mehr Öl am Markt, dennoch wird es knapp

War der September ein hervorragendes Beispiel für die marktinternen Faktoren, die den Heizölpreis bestimmen, ist der Oktober ein perfektes Beispiel dafür, warum es bei den aktuellen Niveaus nicht einfach nur um die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage geht.

Ginge es danach, wäre der Weltmarkt entspannt. Denn Russland und die USA fördern auf Rekordniveau. Die wöchentlichen Bestandsberichte von API und DOE machten deutlich, dass die USA ihr Rekordförderniveau von weit über 10 Mio. B/T nicht nur halten, sondern ausbauen. Saudi-Arabien drehte die Förderhähne ebenfalls ordentlich auf. Irak und Libyen meldeten immer wieder, sie hätten noch freie Kapazitäten.

Dieser scheinbare Überfluss an verfügbarem Öl ging sogar so weit, dass Saudi-Arabien plötzlich ankündigte, die Förderniveaus wieder zu senken, sollten die USA und andere OECD-Staaten weiterhin kontinuierlich Bestände aufbauen. Es darf nicht vergessen werden: Saudi-Arabien ist als Wortführer der OPEC maßgeblich dafür verantwortlich, wie das Gebaren des Ölkartells den Ölpreis beeinflusst. Und die Preisnachlässe der vergangenen Wochen sind zwar gut für die (berechnete) Verfügbarkeit, allerdings schlecht für die Gewinnspanne.

Außerdem sind alle noch verfügbaren Kapazitäten endlich. Selbst wenn noch reichlich Öl im Boden ist und die Ölquellen schnell angebohrt und nutzbar gemacht werden können – eine Raffinerie oder ein neuer Exportterminal ist nicht mal eben gebaut. Das wissen auch die USA und verkündeten nun, ihrer knirschenden Exportinfrastruktur mit einem Ausbau bis 2020 auf die Sprünge helfen zu wollen.

Darum rechnen Analysten nun auch vor, dass die jeweiligen Förderländer praktisch ihre Höchstgrenze schon erreicht haben und dementsprechend neuerliche Ausfälle durch politische Auseinandersetzungen, Havarien, Anschläge oder andere Produktionsschwierigkeiten nicht auffangen könnten. Denn alle aktuellen Zahlen und Versprechungen orientieren sich grundsätzlich an der Marke Iran. Diese ist jedoch – im Gegensatz zu allen anderen politisch-wirtschaftlichen Unwägbarkeiten – kalkulierbar.

Gerade dieser Fakt sorgt für die aktuelle Marktlage und deutlich schwankende Ölpreise. Die Schwankungen werden umso größer, je geringer das Handelsaufkommen ist. Dieses war insbesondere zum Monatsende gesunken und zeigte, wie verunsichert der Markt (immer noch) ist.

Händler wissen schlicht nicht mehr, worauf sie setzen sollen, und platzieren Käufe oder Verkäufe längst nicht mehr mit der Laufzeit, die wir noch im vergangenen Monat gesehen haben. Schon deswegen ist zu erwarten, dass die Ölpreiskurven auch in den kommenden Wochen Achterbahn fahren, ohne eine wirklich eindeutige Richtung einzuschlagen.
 

Weitere Marktnews im Oktober in Kürze

  • Tod des Journalisten Jamal Khashoggi belastet Verhältnis zwischen den USA und Saudi-Arabien
  • Saudi-Arabien und Kuwait nehmen Ölfelder in neutraler Zone in Betrieb
  • Streiks in Nigeria treffen Ölindustrie
  • Devisenmarkt: Dollar zieht an, alle anderen Währungen (inklusive Euro) haben das Nachsehen

 

Was im November wichtig bleibt

Es dürfte niemanden überraschen, dass wir uns im November weiterhin intensiv mit dem Thema Iran auseinandersetzen werden. Die Frage könnte lauten, ob die dezidierten Sanktionen gegen iranisches Öl noch weitere Auswirkungen haben oder ob inzwischen alle möglichen Preiserwartungen dazu eingepreist sind.

Genauso wichtig wird der Wetterbericht sein, der hoffentlich genug Regen bringt, um die Lage auf dem inländischen Markt zu normalisieren und die Fahrrinnen wieder mit voller Ladung passierbar zu machen.

Auch bleibt spannend, ob Saudi-Arabien weiterhin durch Drehen am Förderhahn so aktiv in den Weltmarkt eingreifen wird – und welche Begründungen dafür zu suchen sein werden. China steht insbesondere aus Nachfrage- und Konjunktursicht weiterhin zur Debatte.

Doch wenn wir es ganz genau nehmen, darf die etwas saloppe Novemberfrage eigentlich lauten: Was fällt Trump als Nächstes ein? Im November stehen in den USA Midterm-Wahlen an. Und wir können uns fast sicher sein, dass der Präsident die Weltpolitik für den Wahlkampf nutzen wird.

Die Antworten auf all diese Fragen liefern wir lieber aktuell und in der kleinstmöglichen Nachrichteneinheit. Deshalb analysieren wir die Tagesereignisse für Sie wie immer in unseren Heizölnews. Mit einem Blick auf die Heizölpreisseite können Sie selbst bestimmen, wann der Heizölpreis das für Sie wirtschaftlichste Niveau erreichen wird.
 

Im Überblick: das Öljahr 2018
 

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus
  • August: Iran-Boykott zeigt Auswirkungen – Marktunsicherheiten nehmen zu
  • September: Nachfrageprognosen bestimmen das Marktgeschehen

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