Der Heizölpreis im November: klarer Fall von Trendwende

Die Heizölpreisentwicklung im November 2018

Schon ein kurzer Blick auf den Kursverlauf macht deutlich, dass sich nach dem Verharren der Ölpreise im Oktober im November eine eindeutige Tendenz abgezeichnet hat – und die ging deutlich nach unten. Die Hintergründe in unserem aktuellen Monatsbericht zur Heizölpreis-Entwicklung.

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im November
 

  • USA fördern sich in Richtung Energieunabhängigkeit
  • OPEC+: Saudi-Arabien drängt auf neue Förderkürzungen, Russland hält (halb) dagegen
  • Iran-Sanktionen werden zum zahnlosen Tiger
  • Heizölpreise nähern sich langsam wieder Normalniveaus

 

Spätestens im November wurde überdeutlich, wie spekulativ und teilweise unbegründet die Preissteigerungen der vergangenen Monate aufgeladen waren. Denn es wurde klar, dass die befürchtete Versorgungsknappheit ausgeblieben ist.

Damit hat sich die OPEC selbst ausmanövriert, hatte man doch erst im Juni auf Grundlage dieser Knappheitsannahmen die Förderhähne aufgedreht. Nun fielen die Preise teilweise deutlich auf Niveaus wie vor knapp zwei Jahren.

Dies lag zum einen daran, dass sich die USA zum aktuell größten Ölproduzenten der Welt gemausert haben und jeden Kürzungsversuch der OPEC problemlos ausgleichen können. Andererseits haben die USA zahlreiche Ausnahmen von den Sanktionen gegen Iran gewährt und damit den Hauptfaktor für die Preissteigerungen praktisch dem Erdboden gleichgemacht.

Nicht zuletzt zeichnen auch Nachfrageprognosen für 2019 ein wesentlich verhalteneres Bild und gehen davon aus, dass die US-Handelszölle gegen China, die Währungsprobleme in den Schwellen- und Entwicklungsländern und die allgemein eingetrübte Konjunktur für eine sinkende Nachfrage sorgen werden.

Nachdem Heizölkäufer im Oktober verkraften mussten, dass die Preise der Notierung aufgrund des dürren Sommers und niedriger Rheinpegel einen eigenen Weg einschlugen, ging es im November wieder bergab. Allerdings ist Regen immer noch eine spärliche Angelegenheit und die Flusspegel, von denen die günstige Verschiffung von Öl von den internationalen Häfen zu den inländischen Raffinerien zu einem großen Teil abhängt, steigen dementsprechend nur langsam.

Doch mit jedem Zentimeter mehr Wasser unterm Kiel und mit jeder neuen Preissenkungswelle an den Börsen dürfen sich inländische Heizölkäufer über mehr Entspannung freuen. Dass diese lange anhält, stellten direkt zum Monatsende mehrere Analysten infrage. Denn der überaus eindeutige Abwärtstrend hält schon viel zu lange an, als dass man ihm trauen könnte.

Erste technische Berechnungen machen deutlich, dass es genauso gut schnell wieder nach oben gehen könnte. Die Frage ist nur, welches Ereignis dazu führen würde – schließlich sind die Hauptfaktoren USA und geringere Nachfrage aktuell zu breit und weitreichend, als dass sie sich morgen schon wieder erledigt haben könnten.
 

Die Heizölpreisentwicklung November im Überblick

So setzte sich der Heizölpreis im November 2018 zusammen // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

USA werden zum größten Erdölproduzenten und positionieren sich deutlich gegen die OPEC

Dank der regen Twitter-Aktivität des US-Präsidenten ist es kein Geheimnis, dass die USA kein Freund der Markteingriffe durch die OPEC sind. Trump hatte immer wieder betont, dass das Ölkartell die Preise künstlich hochhalte und den Weltmarkt so quasi in den „Schwitzkasten“ nähme. Insbesondere der enge US-Handelspartner Saudi-Arabien stand hier namentlich immer wieder in der Kritik und geriet ein ums andere Mal in Handlungszwang.

So ist es legitim anzunehmen, dass die Förderanhebungen im Juni und die sukzessive Steigerung der saudischen Förderung auf Rekordniveaus auch eine direkte Reaktion auf die Anklagen Washingtons waren.

Die USA haben indes ein klares Mittel gefunden, um sich von der OPEC unabhängiger zu machen. Direkt zum Monatsanfang wurde bekannt, dass sich die USA mit der Schieferölproduktion zum größten Erdölproduzenten der Welt gefördert haben. Mit weit über 11 Mio. B/T hatte sich die Augustproduktion im Jahresvergleich um mehr als 22 Prozent gesteigert. Sämtliche Wochenberichte zur Förderleistung und zu den Beständen bestätigten diesen Trend mehrfach.

Noch ist dieser Förderboom nicht gleichzusetzen mit einem Export- und Absatzboom. Denn noch immer fehlt es an den wichtigen Infrastrukturen. Bis 2020, so US-Branchenvertreter, sollen jedoch weitere Pipelines und Exportterminals einsatzbereit sein. Und spätestens dann hat die OPEC mit den USA einen ernsthaften Gegenspieler. Genauso problematisch für das Kartell ist auch, dass sich die wichtigsten Mitglieder des bestehenden Förderkürzungsdeals, alles andere als einig zum weiteren Vorgehen sind.

 

OPEC-Deal: Saudi-Arabien vs. Russland vs. Marktrealität

Im November wurde der Eindruck, dass der OPEC-Deal eine sehr fragile Angelegenheit ist, immer deutlicher. Zunächst hatte Russland noch selbst neue Förderkürzungen ins Spiel gebracht, nur um sich gen Monatsende querzustellen und diese Kürzungen als betriebswirtschaftlich nutzlos zu deklarieren. Zumindest für Russland. Das Kommando zurück kam direkt zum G20-Gipfel in Buenos Aires: Nun heißt es Förderkürzungen wären denkbar, allerdings nur langsam und nur schrittweise.

Saudi-Arabien hatte sich indes erneut zum wichtigsten Befürworter neuer Kürzungen aufgeschwungen, nur um zur Monatsmitte mit einem „Saudis ohne OPEC“-Szenario das Ende des Deals öffentlich durchzuspielen.

Irak und Libyen, die zuvor schon vom Deal ausgenommen waren, pochten darauf, weiterhin einen Sonderstatus zu erhalten. Beide Länder konnten ihre Produktion nach Jahren der wirtschaftlichen und innerpolitischen Probleme ausbauen und damit wieder etwas gesunden. Es ist klar, dass sie sich diesen Weg nicht nehmen lassen wollen.

In der Rückschau ist klar geworden, dass die Juni-Beschlüsse zur Förderausweitung voreilig waren. Damals hatte man sich angesichts der drohenden Iran-Sanktionen und der immer noch hohen Nachfrage in eine Lage der Versorgungsknappheit hineinargumentiert, die jetzt – nur wenige Monate später – nicht bestätigt werden kann.

Die Iran-Sanktionen spielen aufgrund vieler durch die USA gewährter Ausnahmen für Länder wie Indien und Südkorea sowie wegen wirtschaftlicher Schachzüge von China nur noch eine untergeordnete Rolle. Die wichtigsten Prognosen von OPEC, International Energy Agency (IEA) und Energy Information Administration (EIA) haben allesamt die Nachfrage schon für Anfang 2019 nach unten korrigiert – mit möglicherweise fallender Tendenz. Zudem sind die Währungsschwierigkeiten in den Entwicklungs- und Schwellenländern unverändert einflussreich und senken die Nachfrage nach Öl hier besonders deutlich.

Nun soll also am 6. Dezember in Wien eine Rolle rückwärts vollführt werden, die Förderung soll um bis zu 1,4 Mio. B/T gesenkt werden. Grundsätzlich kann die OPEC dabei auf die Hilfe Russlands nicht verzichten, um sich gegen die USA zu positionieren. Doch es scheint fast sicher, dass es Zugeständnisse geben wird, damit die Russland weiterhin im Boot bleibt.

Und selbst wenn die Kürzungen auf den aktuell denkbaren Niveaus liegen, reicht dies nicht, um die drohende Überversorgung erheblich auszugleichen. Denn die Rechnung kann auf dem Markt definitiv nicht ohne die USA gemacht werden. Und die sind weit davon entfernt, ihre eigene Ölförderung einzuschränken.

Denn auch hier gilt – genau wie in Russland –, dass sinkende Preise absolut kein Problem sind. Die Produktionsbedingungen sind hier wesentlich kostengünstiger als in Saudi-Arabien und anderen OPEC-Staaten. Das liefert reichlich Zündstoff für die Diskussionen in Wien.

Momentan wird vorgerechnet, dass es wenigstens Kürzungen um rund 3 Mio. B/T bräuchte, um diese Situation in Balance zu bringen. Dieser Wert ist aber utopisch. Deshalb kann es durchaus sein, dass das Wiener Treffen, selbst wenn es zur Einigung kommt, am Ende kaum einen nennenswerten, wenn nicht gar gegenteiligen Effekt haben wird.
 

Unsicherheit erhöht Volatilität

Unter diesen ganzen Voraussetzungen ist es kein Wunder, dass der Markt nicht genau weiß, wie er sich verhalten soll. Dementsprechend heftig und deutlich waren die Schwankungen der Kurse im Tagesverlauf im November. Unsere Heizölpreisseite zeigt dies deutlich. Diese sogenannte Volatilität konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Stimmung weiterhin Richtung Preissenkungen orientierte. Praktisch niemand hielt noch an Prognosewerten zwischen 80 und 100 Dollar fest, wie es sogar noch vor wenigen Wochen der Fall war – gegenläufige technische Signale spielten erst ganz am Monatsende eine Rolle und werden daher im Dezember erst wirklich interessant.

In diesem Umfeld muss gefragt werden, ob es nicht wieder zu einem Irrtum wie im Juni kommen könnte. Diese Zweifel sind (minimal) berechtigt. So erwarteten zum Beispiel einige Analysten vom G20-Gipfel in Buenos Aires eine kleine, dafür länger anhaltende Annäherung zwischen China und den USA zu den Strafzöllen. Sollten sich diese tatsächlich in nächster Zeit in Wohlgefallen auflösen, dann wäre ein wichtiger Bremsklotz von der Weltkonjunktur genommen und die  Nachfrage könnte wieder anheizen.

Dagegen spricht, dass China kräftig in die eigene Ölwirtschaft investiert und sich unabhängiger von Importen machen will. Dieser Schritt ergibt mehr als Sinn, schließlich ist China zum Beispiel größter Importeur iranischen Öls und wurde damit direkt von den Sanktionen bedroht. Die US-Strafzölle haben die eigene Wirtschaftskraft enorm eingeschränkt und damit die Kaufkraft für ausländisches Öl gesenkt. Dagegen spricht aber auch, dass der US-Präsident keinerlei Ambitionen hegt, seine protektionistische Linie aufzugeben. Auch wenn er zwischendurch immer wieder andere Einstellungen durchblitzen lässt.

Der Protektionismus stärkt auch den Dollar, was wiederum die Währungsschwierigkeiten bei den in Summe wichtigsten Ölabnehmern mit Entwicklungs- und Schwellenstatus erhöht. Da aber die US-Notenbank Fed durchblicken ließ, man wolle 2019 vielleicht auf Zinsanhebungen verzichten, könnte der Dollarhöhenflug ebenfalls flacher weitergehen. Und dann wiederum hätten mehr Länder die Möglichkeit, Öl einzukaufen.
 

Entkopplung des Heizölpreises wird geringer

Bei einer normalen „Großwetterlage“ an den Börsen hätte der Heizölpreis im November ebenso deutlich sinken müssen wie die Ölnotierungen. Doch die Auswirkungen der niedrigen Flusspegel auf die inländischen Lieferwege haben sich weiterhin gezeigt.

Denn obwohl es kalt war, waren Niederschläge eher spärlich gesät, und nur diese können die Fahrrinnen für die Tankerschiffe wieder auffüllen. So musste Öl von den internationalen Häfen weiterhin auf dem teureren und langsameren Schienen- oder Straßenweg zu den Raffinerien gebracht werden.

Die Anbieter behalfen sich damit, dass sie Ölprodukte auf dem Spotmarkt kauften. Das wiederum verteuerte diese Notierungen und schwächte den Einfluss der sinkenden Rohölpreise ebenso ab.

Allerdings sind die außergewöhnlich aufgeladenen Heizölpreise definitiv erst einmal passé und die Werte nähern sich wieder der wirtschaftlichen Großwetterlage an. Dennoch bleibt der Blick auf den Wetterbericht für Heizölkäufer momentan genauso wichtig wie der Blick auf die Ölnotierungen oder den Devisenmarkt.
 

Was im Dezember wichtig bleibt

Ganz gleich, was beim OPEC-Treffen und dem G20-Gipfel herauskommt; ganz gleich, welche neuen Rekordwerte aus der US-Ölproduktion gemeldet werden; ganz gleich, ob sich China und die USA doch ein wenig annähern: Im Dezember dürfte es genauso wenig ruhig werden wie im Rest des Jahres.

Experten gehen davon aus, dass die Volatilität genauso hoch bleibt, wenn nicht gar zunimmt. Das heißt im Klartext: Deutliche Schwankungen von Tag zu Tag unterfüttern eine wie auch immer geartete allgemeine Tendenz.

Nicht vergessen werden darf, dass das Handelsinteresse auf dem Weg zum Jahresende kontinuierlich abnimmt. Je weniger Marktteilnehmer Transaktionen anschieben, desto deutlicher werden die Schwankungen.

Das hält Chancen und Risiken für die Ölkäufer bereit, die im Dezember sehr genau und höchst tagesaktuell entscheiden sollten, wann sie den Heizölkauf auslösen. Wir beraten sie dabei täglich mit unseren Analysen und Heizölnachrichten und liefern die übersichtlichen Argumente in Kurvenform auf unserer Heizölpreisseite.

 

Im Überblick: das Öljahr 2018

 

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus
  • August: Iran-Boykott zeigt Auswirkungen – Marktunsicherheiten nehmen zu
  • September: Nachfrageprognosen bestimmen das Marktgeschehen
  • Oktober: Entspannung in den Ölpreisen – Entkopplung der Heizölnotierung

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