Der Heizölpreis im Februar: neues Selbstbewusstsein oder voreiliger Optimismus?

Der Heizölpreis im Februar 2019

Die ersten Monate des Öljahres 2019 verliefen spiegelverkehrt zum Vorjahresstart: Nach einem unsicheren Januar zeigte der Markt wieder neues Selbstbewusstsein. Die Konjunkturaussichten für 2019 könnten rosiger sein als erwartet, Indikatoren dafür gibt es genug. Lesen Sie jetzt unsere Analyse.

Den akutellen Heizölpreis und die TOTAL Heizöl-News mit WhatsApp direkt aufs Smartphone oder Tablet


Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Februar

  • Diplomatische Fortschritte im Handelsstreit zwischen USA und China beleben Konjunkturerwartungen
  • Sanktionen gegen Venezuela zeigen deutliche (und spekulative) Auswirkungen
  • OPEC und USA beziehen Position im Ringen um den Ölpreis

 

Mit immer neuen erfreulichen Meldungen zu den Fortschritten im Handelsstreit zwischen den USA und China hellte sich die Markteinschätzung im Februar von Tag zu Tag auf. Die Aktienbörsen wurden wieder optimistischer, die Devisenmärkte kamen zwischenzeitlich von ihrer Fixierung auf den Dollar los und Analysten rechneten vor, dass es mit der Konjunktur 2019 doch weiter nach oben gehen könnte.

Auch wenn sich die Anzeichen für die Richtigkeit dieser Annahmen häufen, so hatte der Februar durchaus auch eine andere Seite: Der Euro schwächelte zur Monatsmitte merklich und litt unter defensiven Konjunkturzahlen. Der Einfluss der US-Sanktionen gegen Venezuela auf das Ölangebot zeigte ähnlich spekulative Tendenzen wie schon im Falle Irans. Die USA machten Stimmung gegen die Preispolitik der OPEC.

Dennoch besteht aktuell kein Zweifel: Der Markt rechnete im Februar mit steigenden Ölpreisen und setzte diese Annahme folgerichtig in steigenden Ölpreisen um. Der schwächelnde Euro verstärkte den Effekt beim Heizölpreis ein ums andere Mal. Damit wurde Heizöl nach Monaten der Tiefstwerte wieder sichtbar teurer.

 

Die Heizölpreisentwicklung im Februar im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Februar 2019 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL


Läuft Chinas Konjunkturmotor wieder an?

Noch am Monatsanfang vermeldeten wir einen Stillstand in den Verhandlungen zu den Strafzöllen zwischen China und den USA. Peking und Washington fanden keinen gemeinsamen Nenner, mit dem sich die Handelsbeziehungen wiederherstellen ließen.

Doch allein die Tatsache, dass die Gespräche den gesamten Februar über weiterliefen, wurde vom Markt schon als positives Signal gewertet. Zu Recht, denn bisher wurden Verhandlungen immer ergebnislos abgebrochen und anschließend neue Zölle auferlegt.

Spätestens als US-Präsident Trump am Monatsende verkündete, die für März geplante neue Runde an Strafzöllen auszusetzen, schien der Markt vollends überzeugt, dass eine Einigung möglich ist. Sollte diese kommen, könnte die chinesische Wirtschaft praktisch auf einen Schlag wieder mehr Öl nachfragen, mehr Öl verbrauchen und insgesamt agiler sein.

Der Dominoeffekt für die Weltwirtschaft wäre genauso deutlich wie am Beginn der Strafzölle im vergangenen Jahr – nur eben unter positiven Vorzeichen. Und genau an diesen erwarteten Dominoeffekt klammert sich die Ölwelt momentan.

Noch hat diese Aussicht nur wenig Niederschlag in den großen Prognosen von OPEC, EIA oder IEA gefunden. Doch die führenden Investitionsunternehmen lassen sich teilweise schon dazu hinreißen, wieder von Brent-Preisen um die 70 Dollar zu reden. 60 Dollar schienen noch wenige Wochen zuvor das Höchste der Gefühle zu sein.

 

Der Venezuela-Effekt erinnert verdächtig an Iran

Der venezolanische Staatspräsident Maduro klammerte sich auch im Februar weiterhin an seine Macht und nahm in Kauf, dass das Land in Protesten und Ausschreitungen ertrank. Die USA verschärften ihre Sanktionen prompt und drehten der staatlichen Ölindustrie unter Kontrolle Maduros vollends den Hahn zu:

Ab April sollen alle Ölimporte aus Venezuela verboten sein – solange sie über das amerikanische Konto der in den USA agierenden venezolanischen Öltochter laufen. Dies ist gleichbedeutend mit einem allgemeinen Einfuhrverbot. Venezuela wird sein Öl inzwischen nicht mehr los, die Tanks sind so voll wie seit Jahren nicht mehr. Denn auch andere Staaten halten sich ob der politischen Unsicherheit erst einmal zurück.

Darüber hinaus mahnten immer mehr Marktstimmen, dass Händler und Investoren das fehlende Venezuela-Öl in ihren Marktprognosen unbedingt berücksichtigen müssten. Denn es könnten bis zu einer 1 Mio. B/T weniger zur Verfügung stehen.

Auch wenn die Venezuela-Thematik einen wesentlichen Einfluss auf die aktuelle Preistendenz hat, so sollte nicht unterschlagen werden, dass sowohl die verhandelten Ölmengen als auch die Prognosetendenzen verdächtig an die Iran-Sanktionen der USA erinnern.

Wie diese im vergangenen Jahr ausgingen, ist bekannt: Der Markt hatte geglaubt, dass die harten Sanktionen das Angebot empfindlich verknappen würden, die OPEC schraubte die Produktion nach oben, die Sanktionen spielten am Ende kaum mehr eine Rolle, die Preise verfielen.

Das ist auch im Falle Venezuelas möglich, da auch hier die Spekulationen momentan immer stärker ins Gewicht fallen. Anders als bei Iran ist das venezolanische Ölproblem aber kein politisches, sondern ein politisch-wirtschaftlich-strukturelles. Selbst wenn die Revolution morgen vorbei ist und endlich eine wirkliche Demokratie einzieht, steht die Ölindustrie längst nicht wieder auf festen Beinen. Es fehlt an Expertise, Equipment und modernen Anlagen.

Eine Modernisierung würde dauern und damit das Angebot nur sukzessive anheben. Kurzfristig könnte jedoch schnell wieder viel venezolanisches Öl auf den Markt gelangen, wenn die Käufer zuschlagen und die Tanks damit wieder geleert werden können.

 

OPEC, NOPEC und die alles entscheidende Frage: Wer bestimmt den Ölpreis wirklich?

Wer die aktuelle Gemengelage auf dem Ölmarkt wirklich verstehen will, muss eigentlich nur Trumps Twitter-Account und den Pressemeldungen des saudischen Ölministeriums folgen. Denn zwischen Washington und Riad wird momentan der Ölpreis gemacht – hauptsächlich in der Wahrnehmung, aber auf die kommt es bei der Preisbildung immer an.

Saudi-Arabien bemüht sich momentan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, den Ölpreis nach oben zu schrauben. Auch im Februar überraschten die Saudis mit der Ankündigung, noch weiter und noch stärker kürzen zu wollen, als ursprünglich im Dezember beschlossen wurde. Gleichzeitig wurde eine engere Zusammenarbeit zwischen Saudi-Arabien und dem wichtigsten Nicht-OPEC-Partner Russland verkündet.

Dies veranlasste US-Präsident Trump dazu, einmal mehr per Twitter die zu hohen Ölpreise anzumahnen und die OPEC dazu aufzurufen, „zu relaxen“. Außerdem brachte er mit dem sogenannten NOPEC-Gesetz wieder eine Maßnahme ins Spiel, die in der US-Regierung seit 2000 immer mal wieder Thema ist. Der „No Oil Producing and Exporting Cartels Act“ könnte, sofern er den Kongress erfolgreich durchläuft, die Immunität der OPEC-Staaten auf kartellrechtlicher Ebene aufheben und somit den Weg für Klagen der USA freimachen. Bisher war dieses Gesetz immer wieder an Widerständen aus der Politik und der Ölindustrie gescheitert. Doch die Zustimmung nimmt in jüngster Zeit deutlich zu.

Beide Fronten dieses Kampfes um den Ölpreis sorgten im Februar jeweils für eindeutige Kurstendenzen. Allerdings hatten Trumps Äußerungen ebenso wie die prompte Antwort der OPEC, man sei „relaxt“, nur kurzfristigen Einfluss. Die preissteigernden Tendenzen, die sich aus den faktisch gesunkenen Förderquoten Saudi-Arabiens mit echten Tatsachen speisten, behielten die Oberhand.

Letztlich zeigt sich der Ölmarkt aktuell mit klar gezogenen Demarkationslinien. Die USA bauen ihre neue Vormachtstellung als größter Erdölproduzent der Welt kontinuierlich aus, die Mitglieder des OPEC-Deals versuchen, mit den Mitteln der Angebotsbegrenzung dagegenzuhalten.

Die Frage ist nun, wer am Ende den längeren Atem hat. Sowohl die Produktionssteigerungen in den USA als auch die Förderbegrenzungen der OPEC sind endlich. Die USA müssen ihr Öl auch irgendwie verkaufen können, bei der OPEC gibt es Schmerzgrenzen, inwieweit die Ölexporte und damit die Marktanteile begrenzt werden.

Unterm Strich ergibt sich daraus eine zumindest kurzfristige Machtbalance. Doch auf längere Sicht wird es hier definitiv einen „Sieger“ geben, der das Marktgefüge bestimmen wird. Immer mehr Analysten sehen die Macht der OPEC schwinden, was sich nicht zuletzt aus den internen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedsländern ergibt. Mit Iran, Venezuela und afrikanischen Staaten gehören außerdem Nationen zur OPEC, die sich aktuell und kontinuierlich mit politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen. Das belastet die Tragfähigkeit des Ölkartells.

 

Der Eurokurs im Februar: ein Blick auf den Heizölpreis

Für den Eurokurs war der Februar – gelinde gesagt – ein durchwachsener Monat. Hier zeigten sich spätestens zur Monatsmitte die deutlichsten Auswirkungen der weltpolitischen Lage. Der Kurs sackte auf neue Jahrestiefs ab, weil sich Anleger zunehmend in den sicheren Währungshafen Dollar flüchteten. Gleichzeitig wurden die Stimmungsaussichten und Konjunkturerwartungen in der Eurozone trüber und bildeten die Furcht vor der globalen Rezession ab.

Genauso deutlich war jedoch auch die Erholung gen Monatsende, als sich die Anzeichen für eine bessere Konjunktur 2019 verdichteten und die Anleger ihre defensiven Investitionsstrategien vorerst aufgaben.

Trotzdem kann nicht unter den Tisch fallen, dass diese Erholung trotz, nicht wegen der politischen Lage in der Eurozone möglich war. Denn mit dem Brexit, den Haushaltsschwierigkeiten in Italien und vielen weiteren politischen Faktoren steckt die Eurozone, wenn auch nicht in einer wirtschaftlichen, so doch in einer Glaubwürdigkeitskrise.

Diese Entwicklung verteuerte Heizöl für inländische Käufer ein ums andere Mal, selbst dann, wenn die Ölpreise kurzfristig nachgaben. Da Devisen teilweise noch größeren Schwankungen als die Rohstoffnotierungen unterliegen, ist es relativ wahrscheinlich, dass der Einfluss des Eurokurses in den kommenden Wochen weiterhin groß sein wird und von Kunden sehr genau beobachtet werden sollte.
 

Weitere Marktnews im Februar in Kürze

  • Nigerianische Rebellen drohen mit Anschlägen auf Ölindustrie im Falle der Wiederwahl des amtierenden Präsidenten
  • Libysche Nationalarmee befreit Sharara-Ölfeld aus Rebellenhand
  • Russland und China wollen ihre jeweiligen Ölindustrien ausbauen
  • IEA-Monatsbericht sieht Möglichkeit für ausbalancierten Markt 2019 und weicht von Einschätzungen durch OPEC und EIA ab
  • Saudis, Kuwait, Russland planen mehr Kooperation im OPEC-Gefüge
     

Was im März wichtig bleibt

Die Frage im März wird vorrangig lauten, ob und wann der positiven Stimmung an den Märkten die Luft ausgeht. Preissteigernde Faktoren wie Venezuela, saudische Kürzungen und die Erwartung einer Lösung im Handelsstreit sind inzwischen eingepreist. Eine Übereinkunft zwischen den USA und China, die die Weltwirtschaft nicht behindert, könnte noch einmal für einen Schub sorgen. Die Revolution in Venezuela und die OPEC-Kürzungen dürften ihren Einfluss bereits ausgespielt haben.

Ansonsten bleibt alles wie gehabt: Es gibt keinerlei Möglichkeit, die Preisentwicklung bei Heizöl im März mit Sicherheit vorauszusagen. Schon gar nicht mit einem längeren Prognosehorizont. Darum arbeiten wir uns in unseren täglichen Heizölnews durch jeden einzelnen Handelstag und liefern Ihnen aktuelle News und Analysen, die Ihre Entscheidung für den Heizölkauf unterstützen. Auf unserer Heizölpreisseite finden Sie täglich handfeste Zahlen, mit denen Sie den für Sie besten Kaufzeitpunkt für Heizöl bestimmen können.
 

Im Überblick: Das Öljahr 2018

  • Januar: Der Heizölpreis im Januar - Wenigstens die Unsicherheit ist stabil
  • Dezember: Der Heizölpreis im Dezember – Heizölpreise auf Talfahrt
  • November: Der Heizölpreis im November: klarer Fall von Trendwende
  • Oktober: Entspannung in den Ölpreisen – Entkopplung der Heizölnotierung
  • September: Nachfrageprognosen bestimmen das Marktgeschehen
  • August: Iran-Boykott zeigt Auswirkungen – Marktunsicherheiten nehmen zu
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten